Die KV-Verhandlungen spitzen sich zu. Nach einem Abbruch bei den Metallern wird gestreikt und demonstriert. Wo es sich spießt, und welche Auswege aus der Misere es gäbe.
Wien. Es hat sich abgezeichnet. Die sechste Runde der Kollektivvertragsverhandlungen bei den Metallern blieb am Montag ohne Ergebnis. Aber immerhin müssen sich die Verhandlungspartner diesmal nicht den Vorwurf gefallen lassen, es nicht ernsthaft versucht zu haben. Mehr als elf Stunden wurde über die Lohnerhöhungen für das kommende Jahr gestritten, schlussendlich konnten die Sozialpartner aber keine Abschlüsse für die rund 200.000 Angestellten präsentieren.
Wie geht es nun weiter, und wie können die zerstrittenen Verhandlungspartner aufeinander zugehen? „Die Presse“ mit dem Versuch einer Einordnung:
1 Bisherige Verhandlungsrunden waren ergebnislos. Woran spießt es sich?
Die Drohkulisse von Streiks, die die Gewerkschaft bereits im Vorfeld des jüngsten Verhandlungsmarathons eifrig ausgeschmückt hat, wurde am Dienstag vor den Vorhang gezogen. „Die Streikbereitschaft ist riesengroß, und das bekommen sie jetzt zu spüren“, sagte der gewerkschaftliche Chefverhandler, Reinhold Binder (Pro-Ge). Bis Freitag soll es in rund 200 Betrieben zu eintägigen Streiks kommen. Die Arbeitgeber zeigen sich davon unbeeindruckt: „Wir fürchten uns nicht vor einem Streik“, sagte der Arbeitgeber-Chefverhandler, Christian Knill, am Dienstag. Vielen Unternehmen sei ein Streik lieber als ein zu hoher Abschluss.
Auch die KV-Verhandlungen im Handel – der mit mehr als 430.000 Beschäftigten größten Lohnrunde des Landes – verlaufen holprig. Nach einem Protestmarsch durch die Wiener Innenstadt trommelte die Gewerkschaft just vor dem Modegeschäft von WKO-Handelsobmann Rainer Trefelik zu ihrer Abschlusskundgebung. „Wenn es keine realen Gehaltserhöhungen gibt, wird es zu keiner Konjunkturerholung kommen, das wird wieder auf den Handel zurückfallen“, richtete GPA-Vorsitzende Barbara Teiber den Arbeitgebern aus.
Den Handelsobmann tangierte der gewerkschaftliche Protestaufmarsch vor seinem Geschäft allerdings nur peripher. Zur selben Zeit hielt er in der Wirtschaftskammer gemeinsam mit seinen Pendants aus der metalltechnischen Industrie eine Pressekonferenz ab, in der er von der Gewerkschaft einforderte, die „katastrophale wirtschaftliche Realität“ anzuerkennen. Österreich rutscht dieses Jahr laut Wirtschaftsforschern in die Rezession. In einer solchen stecke der Handel bereits seit mehr als zwölf Monaten, so Trefelik. Einige Handelssparten liegen real immer noch unter dem Umsatzniveau von 2019.