Kritik

„The Crown“-Spoiler: Prinzessin Diana stirbt!

Prinzessin Diana steht im Fokus der letzten „The Crown“-Staffel.
Prinzessin Diana steht im Fokus der letzten „The Crown“-Staffel.Netflix
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Die ersten Folgen der finalen Staffel der Netflix-Serie „The Crown“ handeln quasi allein von der abtrünnigen Prinzessin. Gar nach ihrem Tod findet sie auf abstruse Weise den Weg zurück in die Handlung.

Zugegeben, Spoiler ist das keiner. Man muss sich nicht sonderlich intensiv mit dem britischen Königspalast und dessen Bewohnern auseinander gesetzt haben, um mit dem Tod von Prinzessin Diana zu rechnen. In der finalen Staffel, Nummer sechs, der Netflix-Serie „The Crown“ bildet er den zentralen Akt. Keine Sekunde verschwendet Drehbuchautor Peter Morgan, um zum Unglück in Paris zu kommen, die erste Folge beginnt direkt damit. Es folgt ein Cut durch das bekannte Intro, dann läuft die eigentliche Handlung an, etwa acht Wochen vor dem fatalen „Crash“.

Frühere Staffeln haben mindestens ein Jahrzehnt royaler Skandale bebildert (Staffel eins begann mit der Hochzeit von Elizabeth II. 1947), die letzte spielt nun in einem deutlich kürzeren Intervall. Vom historischen Drama (ja, fiktiv und nur inspiriert von wahren Begebenheiten) entwickelt sich die Serie gegen Ende immer mehr zu einer eher faden Seifenoper, deren grobe Handlung hinlänglich bekannt ist – was auch den Vorausblick auf den Unfall überflüssig macht.

Gewohnt ausgeschmückt (den vielseits gewünschten Disclaimer, es handle sich um Fiktion, hat man auch bei Staffel sechs nicht vorausgeschickt) wird in den ersten belanglosen Episoden die Liebelei zwischen Diana und Dodi Al-Fayed erzählt, eingefädelt durch dessen Vater Mohamed. (Der starb im Übrigen erst heuer am 30. August, gut ein Jahr nach der Queen.) Lady Di ist dabei liebevolle Mutter und bodenständige Zeitgenossin auf Luxusyachten und in Nobelhotels. Darstellerin Elizabeth Debicki, meistert ihre Rolle mit fast grotesker Imitation, samt kokett-zaghafter Gestik. Zwischen Kartenspielen und Kitzelattacken setzt sie sich für das Verbot von Landminen ein. Ihre Jugendhaftigkeit wird von den Machern mit Neunzigerjahre-Hits unterlegt, Chumbawambas „Tubthumping“ und George Michaels „Spinning the Wheel“, was im diametralen Gegensatz zur sonst verwendeten angestaubten „Royal Asthetic“ fast deplatziert wirkt. Unpassend mutet auch die Verwendung originaler Aufnahmen des Begräbnisses der Prinzessin an, wird doch sonst auf dokumentarische Handschrift verzichtet.

Diana als Tote mit dabei

Mit der königlichen Trauerfeier (nein, Diana hatte kein offizielles Staatsbegräbnis) und nach dem desaströsen „Crash“ rückt die Königsfamilie nun wieder in den Fokus der Serie. Wiewohl auch Diana – leider – nochmalig als Gedankenprodukt der anderen erscheint, kritische Stimmen könnten den Geist freilich als ersehnten Fiktion-Disclaimer begreifen. Im Kensington Palace geht es dann abermals um die altbekannte Divergenz zwischen königlicher Pflicht und menschlichem Bedürfnis, die schon seit Staffel eins wiederkehrend beackert wird. Auch die abtrünnigen Royals Harry und Meghan haben das Narrativ in Buch und Serie schon bespielt. Mindestens das treue Publikum und jene mit einer Schwäche für royale Inhalte dürften das erschöpfen.

Dafür macht Charles Charakter (Dominic West) eine Wandlung durch, pflichtbewusst scheint er zwar immer noch, allerdings auch ein wenig cholerisch. Camilla (Olivia Williams) kommt in den ersten Folgen kaum vor, weshalb der Fortsetzung der Staffel – ab 14. Dezember – noch ein kleiner Spannungsmoment innewohnt. Ihre Aufnahme in die Familie, durch die Heirat des Thronfolgers, wird erst noch erzählt.

Auch Kate Middleton (Meg Bellamy) harrt noch ihrer Einführung. Dann ist aber genug, findet auch Autor Morgan. Um etwas gut darstellen zu können, sagte Produzentin Suzanne Mackie einmal, müsse man es auch historisch in Kontext setzen. Gut zehn Jahre Abstand bräuchte man dafür. Mehr hätten sichtlich auch nicht geschadet.

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