TV-Notiz

Israelischer Armeesprecher bei Armin Wolf: Harte Fragen, klare Antworten

„Ist die israelische Reaktion noch verhältnismäßig?“, wollte Armin Wolf von Armeesprecher Arye Sharuz Shalicar wissen
„Ist die israelische Reaktion noch verhältnismäßig?“, wollte Armin Wolf von Armeesprecher Arye Sharuz Shalicar wissen
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Sehr bestimmt trat der israelische Armeesprecher Arye Sharuz Shalicar in der „ZiB 2“ auf. Moderator Armin Wolf spielte zeitweise den Advocatus diaboli.  

Eine der schwierigen Fragen in diesem so schwierigen Konflikt ist jene der Verhältnismäßigkeit. Die Welt schaut auf das Al-Shifa-Spital in Gaza, wo die israelische Armee einen Hamas-Stützpunkt vermutet und sich Stück für Stück darin vorarbeitet. Ein umstrittenes Vorgehen, das Kritik hervorruft und von dem sich auch Unterstützer wie die USA distanzieren. Am Mittwochabend stellte sich Major Arye Sharuz Shalicar, Sprecher der israelischen Armee, in einem langen Interview den gewohnt harten Fragen von Armin Wolf. Dieser spielte zeitweise den Advocatus diaboli in einem Gespräch über einen Konflikt, in dem es auch immer wieder um die Grenzen des Fragbaren, des Kritisierbaren und des Mitfühlen-Dürfens geht.

Shalicar machte mit seinem bestimmten Auftreten und seinen klaren Antworten deutlich, dass er das Vorgehen Israels für alternativlos hält. „Ich wünschte, es müsste nicht derartige Situationen geben“, sagte er zum Angriff auf das Krankenhaus. Aber man wisse schon die letzten 15 Jahre, dass sich die Hamas darin, wie auch in Schulen und Moscheen festgesetzt habe. (Auf eine Verbindung zwischen Terror und Krankenhaus wies übrigens auch schon die israelische Serie „Fauda“ in seiner ersten Staffel 2015 hin). „Wir greifen die Orte an, in denen sich die Hamas befindet. Und wenn sie sich in ein Krankenhaus verschanzt hat, müssen wir auch in dieses Krankenhaus rein“, sagte der Militärsprecher.

Rhetorische Ausweichmanöver, wie man sie von österreichischen Politikern kennt, gab es in dem Gespräch nur zweimal. Einmal, als es um die Anzahl der Toten auf palästinensischer Seite ging. „Wir sammeln Informationen über Tote, Vermisse und Verletzte auf israelischer Seite“, sagte Shalicar.

In seinen Antworten zeigte er konsequent die israelische Perspektive auf, auf Fragen, die durchaus unangenehm für den Armeesprecher waren. „Ist die israelische Reaktion noch verhältnismäßig?“ wollte Wolf wissen. Und ob Israel dem Ersuchen des UN-Sicherheitsrates nach längeren Waffenpausen folgen werde (Zusammengefasst: Nein). Zur Vertreibung von 1,5 Millionen Menschen im Gazastreifen wollte der Moderator wissen: „Wie sehr ist das keine Kollektivstrafe? Wo sollen die wohnen?“

„Auch in Israel findet eine humanitäre Katastrophe statt“, konterte Shalicar. „Leider haben Sie nicht eine einzige Frage zum Raketenbeschuss auf Israel gefragt. Keine einzige Frage dazu, wie sich die Israelis in diesen Tagen fühlen.“ Ein Vorwurf, den Wolf parierte: „Sie sind israelischer MiIitärsprecher und ich befrage Sie zu den Aktivitäten des israelischen Militärs. Sie erwähnen ja ohnehin, was Sie erwähnen wollen.“

Erwähnen wollte Shalicar jedenfalls, was Israel von der Hamas verlangt, um die Angriffe einzustellen: Die Terroristen müssten sich ergeben und alle Geiseln freilassen. Wenn sie das nicht tun (was sie nicht werden), wann sieht Israel die Hamas als zerschlagen an? „Wenn alle 20.000 bewaffneten Kämpfer tot sind oder wenn alle 50.000 Mitglieder tot sind?“ fragte der Moderator. Hier wich Shalicar zum zweiten Mal aus, sagte, es gehe um die Zerschlagung der Hamas-Infrastruktur.

Die Täter vom 7. Oktober würden jedenfalls „das gleiche Schicksal ereilen wie Adolf Eichmann oder die Terroristen in München 72“ ließ er wissen. Das lässt einiges an Auslegungsspielraum zu: Holocaust-Organisator Eichmann wurde in Israel in einem öffentlichen Prozess Tode zum verurteilt, die meisten der Münchner Olympia-Attentäter getötet, ohne dass sie vor einem Gericht gestanden wären. „Wir müssen uns zur Wehr setzen“, stellte der Armeesprecher klar. „Das ist die Lektion, die wir aus der Geschichte gelernt haben“. Wie soll man da widersprechen?

>> Das Interview zum Nachschauen

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