Robert Sedlaczek hat unzählige wienerische Begriffe gesammelt.
Wörterbuch des Wienerischen

Neues Buch: Damit Wienerisch nicht zur Museumssprache wird

Wörterbuch. Von Brennnessel bis Zwutschkerl – Robert Sedlaczek legt ein Kompendium des Wienerischen vor. Und ermutigt dazu, die Begriffe zu verwenden.

Die Brennnessel ist nicht nur eine Pflanze. Im Wienerischen verwendet man das Wort auch für eine Art der Bestrafung – wenn man nämlich den Unterarm des Gegenübers mit beiden Händen quasi auswringt. In seinem Song „Nochbarskinda“ zählt Voodoo Jürgens verschiedenste Begriffe für Handgreiflichkeiten auf. „Einige davon habe ich selbst nicht gekannt“, sagt Robert Sedlaczek. Und das heißt schon etwas, gilt der Autor doch als Koryphäe auf dem Gebiet der österreichischen Sprache – und auch des Wienerischen.

Da war zum Beispiel der Sheriff­stern. „Ich hab das Management von Voodoo Jürgens angeschrieben, was das bedeutet. Und die Antwort ist postwendend gekommen.“ Gemeint ist damit das Zwicken in eine Brustwarze mit 180-Grad-Drehung. „Und das steht jetzt auch im Wörterbuch“, sagt Sedlaczek. Im „Großen Wörterbuch des Wienerischen“ nämlich, das der Autor gerade herausgebracht hat. Ein Kompendium mit mehr als 10.000 Stichwörtern. Inklusive Erklärung und etymologischer Herleitung der einzelnen Begriffe.

Eine amüsante Lektüre, die wissenschaftlichen Kriterien gerecht werden, aber auch für Laien interessant sein soll. Eine wichtige Grundlage war etwa das „Wörterbuch der Wiener Mundart“ von Maria Hornung, ein Meilenstein der Dialektforschung. „Und ich habe die Methode vereinfacht.“ Während Hornung die Stichwörter phonetisch, also nach Aussprache gereiht hat, bleibt Sedlaczek bei standardsprachlichen Schreibweisen. Also beispielsweise „Überzieher“ statt „Iwadsia“. Das macht die Suche doch deutlich leichter.

Zwischen Nestroy und Austropop

Neben alten Wörterbüchern und Lexika hat er unter anderem auch Theaterstücke von Nestroy nach Begriffen durchforstet – „die sind ja jetzt alle im Internet abrufbar“. Und auch Austropop-Songs, so wie eben die Songs von Voodoo Jürgens. Und so findet man nun Wörter wie den Spitz, der in Wien den Anfang eines Rauschs, eine Rindfleischsorte, einen Tritt ins Gesäß, einen Schuss mit der Schuhspitze, einen Penis oder einen scharfen Pfefferoni am Würstelstand bezeichnet. Oder man blättert sich durch wunderschöne alte Begriffe wie Wappler, Zores oder Zwutschkerl.

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