Sanktionen

Was hat der russische Tycoon Deripaska plötzlich mit der Strabag vor?

Der russische Oligarch Oleg Deripaska (hier beim Wirtschaftsforum St. Petersburg im Vorjahr) hat einen erheblichen Anteil an dem Baukonzern Strabag.
Der russische Oligarch Oleg Deripaska (hier beim Wirtschaftsforum St. Petersburg im Vorjahr) hat einen erheblichen Anteil an dem Baukonzern Strabag.OLGA MALTSEVA
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Der Oligarch hält einen großen Anteil an dem Baukonzern. Wenn passiert, was russische Dokumente nahe legen, die der „Presse“ vorliegen, hat die Strabag ein Problem.

Wien. Einst war Österreich eine wahre Goldgrube für russische Investoren – allen voran Oleg Wladimirowitsch Deripaska. Der Oligarch soll nicht nur das Gehör von Russlands Präsidenten Wladimir Putin haben, sondern auch in der Waffenproduktion involviert sein. Er hält keinen unwesentlichen Anteil an der Strabag, einem der größten Baukonzerne Europas.

Seit dessen Börsengang im Jahr 2007 schüttete die Strabag einen dreistelligen Millionenbetrag an Deripaska aus. Damals hatte der Russe über seine Gesellschaft in Zypern 30 Prozent für 1,2 Milliarden Euro erworben. Seine MKAO Rasperia Trading, die ihren Sitz inzwischen wieder in Russland hat, trat über die Jahre Anteile an Raiffeisen, Uniqa und die Haselsteiner-Stiftung ab, ehe Deripaska nach 2010 wieder mehr Anteile erwarb. Die drei österreichischen Kernaktionäre schlossen einen Syndikatsvertrag mit ihm. Zusätzlich hat die Rasperia auch eine Namensaktie, die den Oligarchen berechtigt, ein Mitglied in den Aufsichtsrat zu entsenden. Der 55-Jährige erlangte also erheblichen Einfluss bei Österreichs größtem Baukonzern.

Kein Geld für den Russen

Doch 2018 drehte sich der Wind. Die USA verhängten wegen der mutmaßlich russischen Einflussnahme auf die Präsidentschaftswahl Sanktionen gegen Russlands wichtigste Personen und Unternehmen. Auch Deripaska kam auf ihre Sanktionsliste und galt damit als „Special Designated Nationals“. Das heißt: Wer mit ihm Geschäfte macht, dem drohen selbst Sanktionen. Also blieben Gewinnausschüttungen aus Österreich aus. Der Oligarch reduzierte über ein gewieftes Firmenkonstrukt seine Strabag-Anteile, wurde von der Sanktionsliste gestrichen und bekam wieder Dividende. Doch nicht lang.

Der russische Tycoon, Oleg Deripaska, steht auf der Sanktionsliste der EU.
Der russische Tycoon, Oleg Deripaska, steht auf der Sanktionsliste der EU.Getty Images/ Kirill Kudryavtsev

Denn kurz nach dem Angriff auf die Ukraine wurde Deripaska im April 2022 von der EU auf die Sanktionsliste gesetzt. Seine Vermögenswerte wurden eingefroren. Strabag gab die Russland-Ambitionen auf und zog sich von dort zurück. Der Syndikatsvertrag mit Deripaskas Rasperia wurde im März 2022 aufgelöst, und abermals wurden seine Dividenden eingefroren.

Dagegen kämpft Deripaska vor Gericht. Vor allem will er die Abberufung des von ihm installierten Aufsichtsrats Thomas Bull bekämpfen. Bereits im Juni hatte jedoch das Landesgericht Klagenfurt die Anfechtungsklage gegen seinen Ausschluss von der Hauptversammlung der Strabag im Sommer 2022 abgewiesen und dabei auf EU-Sanktionen verwiesen.

Der russische Einfluss schwindet

Zusätzlich verwässerten sich seine Anteile von 27,8 auf 24,1 Prozent, indem sich die Großaktionäre bei einer Ausschüttung von freien Rücklagen für Aktien statt für Bares entschieden. Für den Oligarchen war das aufgrund der Sanktionen nicht möglich. Sein Baranteil bleibt festgesetzt. Mit einem Anteil unter der Sperrminorität muss Rasperia nicht mehr als wirtschaftlicher Eigentümer geführt werden, was bei internationalen Bauaufträgen eine Rolle spielen könnte.

Inzwischen ist der Anteil von Rasperia von 27,8 Prozent auf 24,1 Prozent verwässert.
Inzwischen ist der Anteil von Rasperia von 27,8 Prozent auf 24,1 Prozent verwässert.

Deripaska verliert nicht nur Anteile, sondern vor allem Einfluss. Er scheint nun darauf zu reagieren. Das zeigt ein Dokument der russischen Kartellbehörde, das der „Presse“ vorliegt.

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