Comic-Messe

Vienna Comic Con: Wie ein Wiener Anwalt zum Terminator wird

Alexander Schnider nach seiner Verwandlung in die Popkultur-Figur.
Alexander Schnider nach seiner Verwandlung in die Popkultur-Figur.Jana Madzigon
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Eigentlich ist Alexander Schnider Markenrechtler. Manchmal aber auch der Terminator, wie an diesem Wochenende auf der Vienna Comic Con. Dahinter steckt erstaunlich viel akribische Kleinarbeit, bei der schon mal eine Glock zum Einsatz kommt.

„Wie bitte?“, sagt der Terminator. „Du musst mit mir laut und deutlich sprechen, weil ich hör so schlecht.“

Das wiederum ist zwar nun blöd für ihn, aber beruhigend. Denn auch wenn man gerade noch zugeschaut hat, wie ein freundlicher blonder 47-Jähriger sich die Lederjacke angezogen und die Latexmaske übergestülpt hat: Ab dem Moment, in dem er als Terminator fertig ist, ist er irgendwie unheimlich. Dass er Schnaufgeräusche und Rauch von sich gibt, macht es nicht besser.

Cosplay nennt sich das Hobby Alexander Schniders, und das „Cos“ für Kostüm, sagt er, sei dabei nur das eine. Wichtig sei auch das „Play“: Man müsse die Figur schon auch spielen.

Begonnen, sagt der Wiener Markenrechtler, habe das Ganze mit „Star Trek“. „Ich war als Kind sehr fasziniert von ,Raumschiff Enterprise‘. Schon damals haben wir uns Abzeichen gebastelt und Phaser aus Karton.“ Später, bei „Star Trek Next Generation“, war bald klar: „Wir brauchen eine richtige Uniform.“ Die, es waren die Neunziger, gab es damals im lokalen Grazer Comicshop. „Wir waren alle Science-Fiction-Nerds“, sagt Schnider über seinen Freundeskreis. „Wir sind in ,Star Trek‘-Uniform einfach so weggegangen. Dann schauen die Leute halt. Das muss man genießen können. Und wenn es ein paar freut: umso besser.“

Eine Colaflasche als Arm

Wieder richtig aktuell wurde die Sache für ihn dann erst 2019, mit der Premiere von „Terminator: Dark Fate“. Schon zuvor hatte sich Schnider für Kinopremieren passend angezogen: Als Nazgul zu „Herr der Ringe“, für „Men in Black“ in Anzug und Krawatte, mit Taschenlampe als Blitzdings-Ersatz. Vor der „Terminator“-Premiere sah er sich alle Filme noch einmal an. „Und diesmal hat mich die Ästhetik irrsinnig gepackt. Dabei hatte ich den Film vorher schon zehntausend Mal gesehen.“

So sieht Schnider im echten Leben aus.
So sieht Schnider im echten Leben aus. Jana Madzigon

Mit grauem T-Shirt und Sonnenbrille war das Lederoutfit schnell zusammengestellt. „Aber das“, sagt Schnider, „ist dann halt nur ein Typ in Lederjacke. Also baut man sich eine Leuchtdiode in die Brille ein. Als Nächstes überlegt man: Was braucht man wirklich für den Signature Look? Da kommt man schnell drauf: Es ist der Arm.“

Seinen ersten Terminator-Unterarm schnitt Schnider aus einer Colaflasche; auf die kamen ein schwarzer Ballhandschuh und eine silbern bemalte Halloween-Skeletthand. „Das wurde dann ausgeführt, aber irgendwie hab ich gedacht, dass ich noch nicht ganz fertig bin.“

Eine Motivation für sein Engagement, sagt Schnider, sei „sicher auch das Feedback“ – das als Terminator anders sei denn als „Star Trek“- oder „Star Wars“-Figur. Sturmtruppler oder Jedi-Ritter gebe es auf Comicmessen üblicherweise viele, „aber ansonsten wenige klassische Filmfiguren. Es kommen wirklich Leute zu mir und sagen: ,Danke, dass du den Terminator machst.‘“ Natürlich sei der Zuspruch auch mit der Qualität der Outfits gewachsen. Von „Bist du der Terminator?“ hin zu „Oh wow, schau!“.

»Es wäre das Schlimmste, wenn so eine Montur jemals fertig würde.«

Alexander Schnider

Rechtsanwalt und Cosplayer

„Screen Accuracy“ nennt sich das Ziel, dem Filmvorbild möglichst nahe zu kommen. Die Endoskelett-Hand kommt inzwischen aus dem 3-D-Drucker, die Maske (mit der man schlecht hört, aber auch einigermaßen schwer spricht) hat ein Kanadier gefertigt. Hinter eines der Gläser seiner Sonnebrille hat Schnider ein winziges Display geklebt; es zeigt rot-schwarze Originalsequenzen aus dem sogenannten Head-up-Display des Terminators.

Die Lederjacke ist heute eine originalgetreue, „aber wenn die neu daherkommt, schaut sie nicht richtig aus“. Schnider hat sie über die Straße geschleift, mit dem Bohrer Löcher fabriziert, später mit einer Glock auf sie geschossen. „Wobei ich gemerkt habe, das ist nix für mich“, berichtet er vom Ausflug an den Schießstand. „Und ich hätte nicht einmal ein Scheunentor getroffen. Aber der Instruktor hat sich gefreut, als ich ihn um Hilfe gebeten hab.“  

Wenn sich der Terminator morgens fertig macht.
Wenn sich der Terminator morgens fertig macht.Jana Madzigon

Bei all dem geht es nicht zuletzt um den Prozess. „Es wäre das Allerschlimmste, wenn so eine Montur jemals fertig würde“, sagt Schnider. „Das wär ja schad.“ Für erste gebe es glücklicherweise noch genügend Ziele. Dem Arm fehlen noch Blutfetzen und bewegliche Fingerglieder, außerdem sichtbare Endoskelettteile an Brust und Bein. „Und es ist keine Frage, ob etwas kaputt geht, nur was und wann.“

„Man muss den Weg mögen“, sagt Schnider über das Tüfteln, das in gewisser Weise sogar mit seiner Arbeit als Anwalt vergleichbar sei. „Es geht darum, einen Plan aufzustellen: Wie komm ich von da dorthin?“ Und nachdem er Marken-, Patent- und Urheberrechtler sei, hätten auch die Mandaten mit seinem Faible kein Problem. „Erst gestern hatte ich einen Videocall mit einem bekannten internationalen Unternehmen. Dabei hatte ich zufällig einen Star Wars-Weihnachtspullover an. Was soll ich sagen? Es ist nicht allzu schlecht angekommen.“

Ohnehin bestehe zwischen seinen beiden Seiten ein Zusammenhang, sagt Schnider, schließlich basiere seine Berufswahl darauf, dass er immer schon ein „Computerkind“ war. Als er sich später auch für Jus zu interessieren begann, war völlig klar: „Computer und Recht, das wär doch was.“

Mit Herwig Unterrichter und Jonas F., zwei Freunden aus Grazer Zeiten, wird er am Wochenende auf der Vienna Comic Con übrigens erstmals im Dreierpack vertreten sein: auf seine Initiative hin als Terminator 1, 2 und 3 (Letzterer komplett mit tragbarem Sarg). Einer der Söhne des Trios gibt außerdem John Connor. Was fehlt, sei noch ein T-1000. Dafür im Sinn hat er seinen Nachbarn, der ohnehin auch auf der Comic Con vertreten ist. „Ich bearbeite ihn schon seit Längerem, bisher leider ohne Erfolg.“

Auf einen Blick

Die Vienna Comic Con findet am 18. und 19. November in der Messe Wien statt und ist mit 500 Ausstellenden und 35.000 Besuchern auf 42.000 Quadratmetern die bisher größte. Erwartet werden Popkultur-Stars aus Film, TV, Fantasy und Science-Fiction, Comic, Cosplay, Manga, Videospielen, Anime und E-Sports, u. a. Sam J. Jones („Flash Gordon“), John Ross Bowie („Big Bang Theory“) und David Anders („Vampire Diaries“).

Web: viecc.com

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