Drogenkriminalität

Machetenmord geklärt: 21-jähriger Algerier als Haupttäter in U-Haft

Einige Stunden nach dem blutigen Überfall in der Nacht auf den 20. April dieses Jahres in der U6-Station Jägerstraße ist das Opfer im Spital seinen Verletzungen erlegen.
Einige Stunden nach dem blutigen Überfall in der Nacht auf den 20. April dieses Jahres in der U6-Station Jägerstraße ist das Opfer im Spital seinen Verletzungen erlegen.APA/Comyan/G. Hochmuth
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Der Wiener Machetenmord ist nun laut Innenminister Karner restlos geklärt. Vier junge Männer aus Algerien, die im Drogenhandel tätig waren und sich zuletzt illegal in Österreich aufhielten, sind für die tödliche Attacke auf einen 31-jährigen Landsmann verantwortlich.

Am 20. April dieses Jahres ist in Wien ein algerischer Drogenhändler auf offener Straße von vier Tätern mit einer Machete regelrecht hingerichtet worden. Am Mittwoch erklärten Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), Gerhard Winkler, der Leiter des Ermittlungsdienstes des Landeskriminalamts Wien und Landespolizeivizepräsident Franz Eigner, wie es zur Auslieferung von jenen drei Verdächtigen kam, die sich in Frankreich versteckt hatten. Der vierte mutmaßliche Mittäter wurde gleich nach dem blutigen Überfall verhaftet. Er war in den Donaukanal gesprungen und von der Polizei herausgefischt worden.

Laut Karner handelt es sich bei diesem Machetenmord um eines „der brutalsten und grauslichsten Verbrechen der letzten Jahre in Wien“. Die Bezeichnung „Machetenmord“ sei leider zutreffend. Der Mord habe „wegen seiner Brutalität Angst und Schrecken verbreitet“. Karner: „Viele Menschen haben gefragt: Wie kann so etwas in der Bundeshauptstadt auf offener Straße passieren?“

Lob des Ministers: „Erfolgreiche Polizeiarbeit“

Mittlerweile sitze auch der vierte Täter in einem österreichischen Gefängnis, so der Minister. Die Tat sei „restlos geklärt“. Dies sei im Zuge des Kampfes gegen die organisierte Kriminalität gelungen. Und stelle sich als „Musterbeispiel für erfolgreiche Polizeiarbeit“ dar.

Drei Faktoren seien ausschlaggebend gewesen: die „perfekte Arbeit der Ermittler“, die „exzellente Zusammenarbeit“ zwischen der Kriminalpolizei und den uniformierten Kräften, etwa der Wega, der Bereitschaftseinheit und den schnellen Interventionskräften – und zuletzt die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit französischen und algerischen Behörden. Auch österreichische Zielfahnder des Bundeskriminalamts spielten laut Karner eine wichtige Rolle.

Als Konsequenz aus dem Machetenmord seien polizeiliche Schwerpunktaktionen gesetzt worden, bei U-Bahn-Stationen sei die Präsenz der Kripo und der uniformierten Polizei erhöht worden. Heuer seien bereits mehr als 900 Festnahmen wegen Drogenkriminalität bzw. organisierter Kriminalität zu verzeichnen. Nach soviel Lob an die Adresse der Polizei meinte Chefkriminalist Winkler: „Auch einem gestandenen Kiberer tut das Lob des Ministers gut.“

Hand und Fuß beinahe abgetrennt

Zur Tat selbst: Das Opfer war mit mehreren Machetenhieben schwerst verletzt worden. Eine Hand und ein Fuß wurden dem Mann beinahe abgetrennt. Stunden später starb er im Krankenhaus. Einer der Angreifer, eben ein 25-jähriger Algerier, wollte auf der Flucht den Donaukanal durchqueren, schwamm aber der Polizei direkt in die Arme. Zunächst bestritt er eine Tatbeteiligung, obgleich er selbst Verletzungen aufwies, die möglicherweise von einem Messerangriff gegen das Opfer herrührten.

Alle Beteiligten, sowohl das Opfer als auch die Täter, hielten sich illegal in Österreich auf. Sie hatten Asylanträge gestellt. Diese waren abgewiesen worden. Danach waren die Algerier untergetaucht. Dies erschwerte freilich die Aufklärung des Verbrechens, da die Fahnder auf keinerlei Meldedaten zugreifen konnten.

Wohnung im 20. Bezirk

Es dauerte zwei Wochen bis eine Wohnung in der Wallensteinstraße, im 20. Bezirk, ausfindig gemacht werden konnte. Strukturermittlungen, die ohnedies gegen algerische Tätergruppen im Laufen sind, waren dabei hilfreich. In der Wohnung wurde ein 34-jähriger Mann aus Lybien und ein 30-jähriger Algerier festgenommen. Beide wegen des Verdachts auf Drogenhandel. Der 30-Jährige war auch in der Tatnacht mit dem Opfer unterwegs gewesen, hatte aber beim Angriff das Weite gesucht. Ein halbes Kilogramm Cannabis und ein Kilo Marihuana wurden in der Wohnung sichergestellt.

In weiterer Folge wurden die drei flüchtigen Männer in Frankreich aufgespürt, einer saß bereits wegen anderer Delikte in Haft, zwei waren auf freiem Fuß, einer dieser beiden hatte sich zuletzt in Nizza aufgehalten.

Auslieferungen aus Frankreich

Der in Haft sitzende, ein 28-jähriger Algerier, wurde am 21. Juli nach Österreich ausgeliefert. Der Haupttäter, ein 21-jähriger Algerier, wurde am 20. Juni in Frankreich festgenommen und im September nach Österreich ausgeliefert.

Kriminalist Winkler: „Der Haupttäter hat ein umfassendes Geständnis abgelegt.“ Er habe angegeben, die Machete in den Donaukanal geworfen zu haben. Sie wurde nicht gefunden. Motiv für den Mord: Die Täter glaubten, dass sie vom Opfer im Rahmen von Drogengeschäften betrogen worden waren.

Zuletzt wurde ein weiterer 21-Jähriger am 5. Oktober in Frankreich festgenommen und am 15. November nach Österreich überstellt.

Bevor sie flüchteten, lebten die Täter in Wien, einer von ihnen ein Jahr lang. Sie hatten zahlreiche Alias-Namen verwendet, einer wies bis zu zehn verschiedene Namen auf. Algerische Behörden halfen beim Zuordnen der richtigen Identitäten.

Man führe immer wieder Schwerpunktaktionen durch, lege dabei das Augenmerk auf Hotspots, etwa solche entlang der U 1 und der U 6. Dort gebe es Sonderstreifen. 177 Festnahmen von illegal aufhältigen Personen habe es zuletzt gegeben, erklärte Franz Eigner von der Landespolizeidirektion.

Weitere Festnahmen im organisierten Suchtgifthandel

Dass die Drogenszene bzw. diese Form der organisierten Kriminalität nach wie vor in Wien aktiv ist, zeigt diese – ebenfalls am Mittwoch herausgegebene – Meldung der Polizei: Das Landeskriminalamt hat am Montag in Wien-Penzing einen 32-jährigen algerischen Staatsangehörigen dabei beobachtet, wie er einem 17-jährigen Syrer offenbar Suchtgift verkaufte. Daraufhin wurde der 32-Jährige vom Einsatzkommando Cobra festgenommen.

Gegen den Mann bestand bereits eine Festnahmeanordung der Staatsanwaltschaft Wien. Im Zuge der weiteren Ermittlungen konnte ein Mittäter des Algeriers, ein gleichaltriger Landsmann, ausgeforscht und ebenfalls festgenommen werden. Bei den Verdächtigen wurden 540 Gramm vermutlich Cannabisharz, rund 10 Gramm vermutlich Kokain, ein Pfefferspray, ein Stanleymesser, zwei Mobiltelefone und 555 Euro Bargeld sichergestellt.

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