„Erzähler, Visionär und Menschenfreund“: Eine neue Ausstellung zeigt erstmals seit dem Tod Arik Brauers dessen Werke. Timna Brauer hat sie mit der Galerie Kovacek & Zetter zusammengestellt.
Menschen

Timna Brauer: „Mein Vater wäre entsetzt“

Sie war Arik Brauers rechte Hand: Sängerin Timna Brauer über die Bilder ihres Vaters, den Israel-Konflikt – und warum sie sich neuerdings Weihnachten widmet.

Vor der Galerie in der Wiener Innenstadt stehen Polizisten und Securityleute. Es ist der Abend einer Vernissage mit Bildern Arik Brauers, und alle wollen auf Nummer sicher gehen, im November 2023.

Drinnen freilich erwartet einen zumindest atmosphärisch eine andere Welt: die warmen Farben von Brauers Fantastischem Realismus. Und die Wärme seiner Tochter Timna Brauer, die die Ausstellung gemeinsam mit den Galeristinnen Sophie Zetter-Schwaiger und Claudia Kovacek-Longin geplant hat.

Es ist die erste Ausstellung seit dem Tod Brauers im Jänner 2021. Davor, sagt Sophie Zetter-Schwaiger, habe man „das Glück und das Privileg“ gehabt, noch drei Jahre mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen. Seither habe man seine Werke immer wieder gezeigt – und für eine größere Schau gesammelt. Sechs der Werke, die nun zu sehen sind, kommen aus Museen, darunter ein besonderes: „Die tanzende Braut“, ein nie gezeigtes Bild aus dem Jahr 1956 von Brauers Frau, Naomi.

Ein Frühwerk: 1956 malte Arik Brauer seine spätere Frau Naomi.
Ein Frühwerk: 1956 malte Arik Brauer seine spätere Frau Naomi. Zierhofer Hubert

Man habe selbst leider nur wenige Frühwerke, erzählt Timna Brauer. Ihr Vater habe so gut wie nie gezögert, Werke zu verkaufen, „und er hat immer gesagt, die Kunden kaufen immer die besten Bilder, egal wie versiert. Seine Kunden waren nicht nur Sammler, darauf war er auch sehr stolz: Es waren Menschen, die auf einen Urlaub verzichtet haben, um sich ein Brauer-Bild kaufen zu können.“ Nun sei es das erste Mal, „dass wir Werke zurückkaufen“.

Das Wohnzimmer als Atelier

Timna Brauer, die Sängerin, war in den letzten 20 Jahren seines Lebens die rechte Hand ihres Vaters, „ich habe alles gemacht, was mit Organisation zu tun hatte, weil ständig Anfragen gekommen sind, und er war nicht so ein Computermensch“. Sie hat für ihn Bilder verkauft, die Führungen durch die bis heute private Brauer-Villa aufgebaut und bekannt gemacht. So, sagt Brauer, sei sie immer mehr in seine Bilderwelt eingetaucht, „aus der Sicht von jemandem, der die Bilder vermittelt. Ich bin ja mit den Bildern groß geworden, aber als Kind schaut man nicht genau hin.“

Dabei sind die Bilder mitten in der Familie entstanden. Eigenes Atelier hatte Brauer keines, „er wollte immer im Wohnzimmer malen, da, wo man lebt. Ich konnte Aufgaben machen und mit ihm sprechen, während er gemalt hat. Er war sehr familiär, wollte sich nie isolieren, hat daneben Musik gehört oder geplaudert. Aber wir haben uns nie bewusst für das, was er malt, interessiert, und er hat auch nie etwas erzählt. Es war so selbstverständlich und so organisch.“ In der Galerie zu sehen ist auch ein Film seines Enkels Jonathan Meiri-Brauer, in dem Brauer während der Arbeit an einem Gemälde dessen Entstehungsprozess erklärt.

»Mein Vater hat schon vor zehn Jahren vor sehr gefährlichem islamistischen Antisemitismus gewarnt.«

Timna Brauer

Sängerin

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