Nachruf

Buffett-Weggefährte Charlie Munger ist tot: Wie ein 99-Jähriger die teuerste Aktie der Welt prägte

Charlie Munger (rechts) war einer der wenigen, auf den Warren Buffett hörte.
Charlie Munger (rechts) war einer der wenigen, auf den Warren Buffett hörte.APA / AFP / Johannes Eisele
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Charlie Munger galt als begnadeter Investor und war bis zuletzt Vizechef von Berkshire Hathaway.

„Das große Geld verdient man nicht durch Kaufen oder Verkaufen, sondern durch Warten“, lautet eines der berühmtesten Zitate von Charlie Munger, der bis zu seinem Tod Vizechef von Berkshire Hathaway und langjähriger Weggefährte von Starinvestor Warren Buffett (93) war. Am Dienstag ist er im Alter von 99 Jahren in einem kalifornischen Krankenhaus gestorben. Am 1. Jänner wäre er 100 Jahre alt geworfen.

„Ohne Charlies Inspiration, Weisheit und Mitwirkung wäre Berkshire nicht das, was es heute ist“, teilte Buffett in einem Statement mit. Mit einem Börsenwert von 785 Milliarden Dollar ist Berkshire eines der größten Unternehmen der Welt. Auch die Aktionäre können sich nicht beklagen. Zwischen 1965 und 2022 hat die Berkshire-Aktie einen durchschnittlichen Jahresertrag von knapp 20 Prozent abgeworfen. Dividenden wurden stets reinvestiert, Aktiensplit gab es nie, sodass die Berkshire-A-Aktie zuletzt 546.869 Dollar kostete.

Meteorologe und Jurist

Munger stammte aus einer Juristenfamilie. Er studierte Mathematik und Meteorologie in Michigan und Jus in Harvard. Im Zweiten Weltkrieg diente er als Meteorologe. Er gründete eine Anwaltskanzlei und später eine eigene Investmentgesellschaft, Wheeler, Munger und Co. Im Jahr 1959 traf er erstmals Warren Buffett in Omaha, Nebraska – der gemeinsamen Heimatstadt. Die beiden sollen sich stundenlang unterhalten und danach mehrmals telefoniert haben. Beide waren Anhänger der Investmentstrategie von Benjamin Graham, dem Vater des „Value Investing“: Man sucht gezielt günstig bewertete Firmen, die gerade keiner haben will, und wartet, bis der Markt sie entdeckt.

Ab 1978 war Munger Vizechef von Berkshire, nachdem die beiden große Teile ihrer Firmen fusioniert hatten. Bis zuletzt nahm er aktiv an den legendären Hauptversammlungen in Omaha teil. „Ich habe nichts hinzuzufügen“, pflegte er nach Buffetts Ausführungen oft zu sagen. Unter vier Augen hatte er das durchaus. „Du denkst nicht klar“, habe Munger öfter zu ihm gesagt, berichtete Buffett. Oder: „Warren, denk noch einmal nach. Ich habe recht, und du wirst daraufkommen, weil du schlau bist.“

Abneigung gegen Gold und Bitcoin

Auch sonst war Munger direkt. „Ich glaube nicht, dass man Banken vertrauen kann, dass sie sich selbst kontrollieren“, meinte er im Zuge der Finanzkrise. „Sie sind wie Heroinsüchtige.“ Bitcoin bezeichnete er einmal als „Rattengift zum Quadrat“, mit Buffett teilte er die Abneigung gegen Gold: „Gold ist eine tolle Sache, um es in seine Kleidung einzunähen, wenn man 1939 eine jüdische Familie in Wien ist.“ Ansonsten sollte man lieber in produktive Unternehmen investieren. Auch den Hype um Künstliche Intelligenz sah Munger kritisch: „Altmodische Intelligenz funktioniert auch ganz gut.“

Buffett erzählte einmal, dass er früher primär auf Schnäppchensuche nach günstig bewerteten Firmen gewesen sei, in die er investieren könne. Munger habe ihn aber überzeugt, dass eine großartige Firma zu einem fairen Preis besser sei als eine passable Firma zu einem großartigen Preis. So erwarb Berkshire schließlich Anteile an Coca-Cola und später Apple.

Während Buffett mit einem Vermögen von 121 Milliarden Dollar der neuntreichste Mensch der Welt ist, brachte es Munger, der zweimal verheiratet war und sieben Kinder hatte (von denen eines sehr früh an Leukämie gestorben ist) zum Zeitpunkt seines Todes „nur“ auf 2,6 Milliarden Dollar. Das hat damit zu tun, dass er viel früher damit begonnen hat, den Großteil seines Vermögens für wohltätige Zwecke zu spenden. Zuletzt hielt Munger 4033 Berkshire-A-Aktien. Im Jahr 1996 sollen es 18.829 gewesen sein, die jetzt mehr als zehn Milliarden Dollar wert wären. Munger dürfte aber auch schon vorher einen Großteil seines Vermögens gespendet haben.

„Nur Dummheit vermieden“

Für seine Nachfolge bei Berkshire ist gesorgt. Schon länger leiten zwei weitere Vize-Vorsitzende, Greg Abel und Ajit Jain, das Tagesgeschäft. Der 61-jährige Abel ist auch als Buffett-Nachfolger vorgesehen.

„Die Leute denken, wir hätten irgendeinen Trick gefunden“, sagte Munger einmal über den Reichtum der beiden und den Erfolg von Berkshire. Tatsächlich habe man aber nur versucht, Dummheit zu vermeiden.

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