Klimagipfel COP28

Der umstrittene Pakt der Ölfirmen

Darren Woods nimmt als erster Exxon-CEO an einem Klimagipfel teil.
Darren Woods nimmt als erster Exxon-CEO an einem Klimagipfel teil. Hollie Adams/Bloomberg
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COP28. Exxon Mobil und Saudi Aramco sind zwei von 50 Ölkonzernen, die den Methanausstoß bis 2030 auf nahezu null verringern wollen. Öl und Gas werden sie aber weiterhin fördern.

Wien/Dubai. Die Wünsche an die laufende Weltklimakonferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten sind wohl groß. Blickt man auf die heimische Bevölkerung, scheint die Erwartungshaltung in Sachen COP28 dagegen klein: Einer Umfrage der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zufolge, gehen 87 Prozent der Österreicher nur von wenigen Ergebnissen auf der UN-Konferenz in Dubai aus. Dass sich die Menschheit in den kommenden zwei Wochen auf einen Ausstieg aus fossilen Energieträgern einigt, so wie das etwa der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz fordert, gilt als eher unwahrscheinlich.

Für Darren Woods, der mit Exxon Mobil einen der global führenden Ölkonzerne leitet, sei die kollektive Verpflichtung zur Abkehr von Öl und Gas nicht das Ziel. Vielmehr müsse man sich darauf konzentrieren, Emissionen zu verringern. Sie seien das „eigentliche Problem“, so Woods. Der Konzern hat sich nun am Wochenende, gemeinsam mit 50 weiteren Öl- und Gasproduzenten wie Saudi Aramco oder Brasiliens Petrobras, dazu verpflichtet, die Freisetzung von Methan bis zum Jahr 2030 auf nahezu null zu reduzieren und das regelmäßige Abfackeln von Erdgas zu stoppen.

Methan gilt als eines der gefährlichsten Treibhausgase. Auf 100 Jahre gesehen ist es laut Angaben der Internationalen Energieagentur etwa 30 Mal so klimaschädlich wie CO. 100 Milliarden Dollar würde es kosten, die Methan-Emissionen bis 2030 auf Null zu senken, was weniger als drei Prozent des Nettoeinkommens der globalen Öl- und Gasindustrie im Jahr 2022 entspricht.

Nichts Verbindliches

Die Ölkonzerne, die sich nun zu der Einigung durchgerungen haben, stellen rund 40 Prozent der globalen Ölproduktion. Für 31 von ihnen war es immerhin das erste Mal, dass sie sich Null-Methan-Emissionen verpassten. Die Verpflichtung, die die Unternehmen nun eingegangen sind, haben allerdings das Manko, nicht verbindlich zu sein. Bis zum Jahr 2025 soll jedoch zumindest ein Plan vorgelegt werden, wie die Senkung des Methanausstoßes gelingen kann. Die US-Konzerne Chevron und Conoco Phillips blieben dem Abkommen jedoch fern, ebenso wie die großen chinesischen Förderer.

Kritik der Klimaschützer

Exxon Mobil war in Gestalt seines Vorstandsvorsitzenden zum allerersten Mal überhaupt auf der Weltklimakonferenz vertreten. Schon im Vorfeld der Konferenz sagte Woods, dass „wir die Bedürfnisse der Gesellschaft erfüllen und Emissionen reduzieren müssen – und wir verfügen über die Fähigkeiten“. Exxon selbst ist natürlich weit weg davon, seiner wichtigsten Einnahmequelle den Rücken zu kehren. Erst vor wenigen Wochen kauften die Amerikaner ihren Konkurrenten Pioneer Natural Resources für 60 Mrd. Dollar auf, um gemeinsam mit dem drittgrößten Ölförderer des Permian-Beckens gewaltige Mengen an Schieferöl zu erschließen.

„Wir haben keine Zeit, um sie mit weiteren Zusagen und Initiativen mit ausgefallenen Namen zu verschwenden“, kritisierte Cansin Leylim Ilgaz von 350.org, einer Organisation, die sich für den Klimaschutz stark macht. „Wir brauchen einen schnellen, fairen und gerechten Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe, der sich nicht auf gefährliche Ablenkungsmanöver verlässt.“ Mit ihrer Kritik war 350.org natürlich nicht allein. In einem Brief, der von 300 Klimaschutzorganisationen unterzeichnet wurde, forderte man den COP28-Vorsitz dazu auf, diese Initiative fallen zu lassen und sich stattdessen auf ein rechtsverbindliches Paket zu einigen, dass den Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern zum Ziel hat. Der COP28-Vorsitzende, Sultan Al Jaber, argumentiert jedoch, dass Öl und Gas noch jahrzehntelang Teil des Energiesystems bleiben werden und es der Sache daher dienlich sei, sie so „sauber wie möglich“ zu machen.

Die getroffene Vereinbarung der Ölproduzenten war am Wochenende nur eine unter vielen: So sagten die USA drei Mrd. Dollar an Klimahilfen zu, während die EU 2,5 Mrd. Euro in den grünen Wandel investieren will. (nst/bloomberg)

»Wir haben keine Zeit, um sie mit weiteren Zusagen und Initiativen mit ausgefallenen Namen zu verschwenden.«

Cansin Leylim Ilgaz

Klimaschutzorganisation 350.org

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