Morgenglosse

Bring mir ein Bier, Schatz

Unser neues „Wohnzimmer“ mit vielen Medienstationen zwar, aber recht harten Sitzgelegenheiten.
Unser neues „Wohnzimmer“ mit vielen Medienstationen zwar, aber recht harten Sitzgelegenheiten. Lisa Rastl
  • Drucken
  • Kommentieren

Mittwochabend eröffnet unser neues „Wohnzimmer für alle“ auch wirklich für alle. Ab heute beginnen die Previews für Geladene im neuen Wien Museum. Die „Influencer“ waren auch schon längst da. Dann ist ja alles bestens. Oder?

Ich weiß ja nicht wie Ihr Wohnzimmer aussieht. Und wen Sie da aller durchschleusen täglich. Aber wenn es Ihnen zu viel wird, verweisen Sie doch aufs neue „Wohnzimmer für alle“. Denn so soll das neue Wien Museum funktionieren, geht es nach Direktor Matti Bunzl. Der hatte jetzt viereinhalb Jahre Zeit, es uns dort gemütlich zu machen. So ganz erschließt sich das auf die ersten Blicke, die sogar wir klassische Medien bereits erhaschen durften, noch nicht. Die Sitzgelegenheiten sind hölzern und hart. Es gibt viele Treppen aus Beton. Aber zumindest der Eintritt in Dauerausstellung und Toilette, die alle Stückerl spielt, wird frei sein. Bier vor den vielen Medienstationen wird allerdings (noch) keines gereicht. Und Pizza bestellen wohl auch schwierig, obwohl ein Foodora-Rucksack eines der jüngsten Ausstellungsstücke ist.

Aber Spaß beiseite. Der freie Eintritt ist ein Novum für die österreichische Großmuseenlandschaft. Ein netter Gedanke, im angloamerikanischen Raum schon lange gelebte Tradition. In Washington führen Joggingrunden durch die Dauerausstellungen. In der Tate Modern in London wäre es so oder so voll. Experimente in Deutschland, etwa im Folkwang Museum, scheinen zum Ziel geführt zu haben, dort verdoppelten sich zu Beginn die Besucherzahlen, sie sollen sogar „diverser“ geworden sein. Die Hoffnung lebt.

Wie viele von den anvisierten 300.000 Besuchern im Wien Museum neu sich dann auch in den aufgesetzten neuen Stock sich locken lassen, wo die kostenpflichtigen Sonderausstellungen zu sehen sein werden, wird interessant. Aber vielleicht auch nicht so wichtig, das Geld scheint im Wien Museum abgeschafft worden zu sein: Denn für das eine Stockwerk muss man fette zwölf Euro Eintritt zahlen. Vor der Schließung waren es 10 Euro für das gesamte Wien Museum, ins Mumok inklusive allem kommt man um 15 Euro. Da scheinen zwölf Euro doch etwas gewagt. Mal sehen, wer sich das leisten, wie sich das auf Dauer rechnen wird können. Und ob je ein Bier im „Wohnzimmer“ auch noch einmal drinnen sein wird. Aber vielleicht muss man dafür halt „Influencer“ sein.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.