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„Siezen Sie einen Gefährder“: Wie sich die ÖVP Wien den Kampf gegen Gewalt an Frauen vorstellt

Screenshot: Die Presse
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Die ÖVP stellte eine neue Kampagne mit dem Titel „Zeig dein Kämpferherz – gegen Gewalt an Frauen!“ vor und gibt Tipps: Gerichtet sind diese an Frauen.

26 Femizide und 41 Mordversuche von Männern an Frauen gab es heuer in Österreich. Auch die ÖVP, die mit Susanne Raab die Frauenministerin stellt, engagiert sich beim Thema Gewalt gegen Frauen. Die ÖVP Wien begann bereits vergangenes Jahr mit einer Initiative mit dem Namen „frausicherinwien“. Vor zwei Wochen startete sie mit einer neuen Kampagne mit dem Titel „Zeig dein Kämpferherz. Und stell dich gegen Gewalt an Frauen“, die nun für Aufregung in den sozialen Medien sorgt.

Das Hintergrundbild zum Kampagnentitel im Header zeigt einen Männeroberkörper mit hinein montiertem „Respect Women“-Tattoo. Die Kampagne solle „vor allem Männer dazu ermutigen, gegen Gewalt an Frauen einzustehen“, hieß es noch in der Aussendung zur Kampagne am 23. November. Die konkreten Handlungsanweisungen auf der Website richten sich allerdings nicht an Männer, sondern an Frauen oder weibliche gelesene Personen.

Die Tipps seien gemeinsam mit der Landespolizeidirektion Wien erarbeitet worden, heißt es auf der Website der Initiative. Ein „klares Bekenntnis gegen Gewalt an Frauen“, will Sabine Keri, Wiener Landtagsabgeordnete (ÖVP), damit ablegen. Denn es herrsche „dringender Handlungsbedarf“, schreibt der ÖVP Wien-Chef Karl Mahrer im Vorwort auf der Website.

Unmut in sozialen Medien

Dass die Initiative den Handlungsbedarf scheinbar bei den potenziellen Opfern verortet, sorgt für Unmut in sozialen Medien. „Wir sind ja schließlich auch dafür verantwortlich. Diese Tipps brauch ich wie einen eitrigen Oberkiefer“, schreibt eine Nutzerin des Twitter-Klons Bluesky. Eine andere: „Die ÖVP Wien macht also eine neue Kampagne gegen Gewalt an Frauen. Es gibt eine Homepage. Dort findet man Sicherheitstipps für Frauen. Keine Pointe.“

Auf der Website werden etwa acht „Tipps, um sich im öffentlichen Raum sicher zu fühlen!“ gegeben. Darunter Tipp 7: „Siezen Sie einen möglichen Gefährder oder Gefährderin, damit die Umgebung wahrnimmt, dass Sie die Person nicht kennen.“ Ebenfalls acht Tipps gibt es, „um sich im privaten Bereich und bei Stalking sicher zu fühlen!“. Das Wort „Männer“ übrigens findet sich kein einziges Mal auf der Seite, auch findet sich keine Informationen über Anti-Gewalt-Trainings oder psychologische Beratungsstellen für mögliche Gewalttäter oder – was der Kampagnentitel nahelegt – Tipps, wie Männer Frauen in Gefährdungssituationen helfen können. (her)

>>> Hier geht es zur Kampagne

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