Insolvenz

Labonca ist pleite: „Auch ein Scheitern der Gesellschaft“

Der Labonca Biohof galt als Flaggschiff der artgerechten Schweinehaltung.
Der Labonca Biohof galt als Flaggschiff der artgerechten Schweinehaltung.Die Presse/Clemens Fabry
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Er war der ultimative Vorzeigebetrieb in puncto Schwein, wurde von allen Seiten ausgezeichnet – nun ist er in die Insolvenz gerutscht: Norbert Hackls Biohof Labonca im steirischen Burgau.

Er galt als Flaggschiff, was artgerechte Schweinehaltung in Österreich angeht: der Biohof Labonca im oststeirischen Burgau mit seinen Freilandschweinen. Erst voriges Jahr hatte der Hof Besuch vom Bundespräsidenten bekommen – weil er von der EU-Kommission zu einem der besten Biobetriebe des Kontinents gekürt wurde. Längst nicht die einzige Auszeichnung für den Betrieb, er punktete beim Tierschutz genauso wie bei der Fleischqualität. Entsprechend groß war die Ernüchterung, als vor wenigen Wochen bekannt wurde, dass Labonca in die Insolvenz gerutscht ist.

Der Grund: eine unglückliche Kombination aus mehr Kosten für Energie und Futter, weniger Absatz und dem Ausfall eines Investors, der dem Betrieb über diese schwierige Zeit hinweghelfen sollte. „Hauptsächlich war es die Wirtschaftslage, das Konsumentenverhalten, das deutlich anders ist als noch vor zwei Jahren, als Regionalität und hochwertige Lebensmittel einen ganz anderen Stellenwert hatten“, sagt Labonca-Gründer Norbert Hackl. „Das hat man deutlich gespürt – und das trifft nicht nur uns, sondern alle Lebensmittelproduzenten im hochwertigen Segment.“

Schweine im Freiland

Hackl hatte mit seiner Frau, Ulrike, vor 20 Jahren das Projekt „Sonnenschwein“ gestartet. Ihre Schweine – eine Kreuzung aus Duroc und Schwäbisch-Hällisch – lebten dabei ganzjährig im Freien, seit dem Jahr 2015 wurden sie in einem eigenen Weideschlachthaus geschlachtet, verarbeitet wurde das Fleisch vor Ort. Während der landwirtschaftliche Betrieb weiter läuft – „das ist das Herzstück“ – stehen nach der Insolvenz nun die Schlachtung, die Produktion und die Vermarktung still, bis Weihnachten werden Restbestände noch ab Hof verkauft. Wie es mit dem Betrieb insgesamt weitergeht, soll Ende Jänner klarer sein.

„Mein Lebenswerk ist nicht kaputtgegangen, es wird jetzt auf andere Beine gestellt“, sagt Hackl. „Und es ist vielleicht auch ein Weckruf: Es ist schön, wenn man von allen gelobt wird, aber wenn die Produkte nicht in ausreichendem Maß gekauft werden, hilft das halt auch nicht. Insofern finde ich, dass es auch ein Scheitern der Gesellschaft ist. Ich dachte schon, wir seien so weit. Aber in einer Krise geht es dann doch schnell wieder retour – und das Kaufverhalten wird wieder anders, was ich ja auch verstehe.“

Schwein

Der Sautanz, den Max Stiegl seit 2007 veranstaltet, ist angelehnt an die alte Tradition der Schlachtfeste, die üblicherweise im Winter gemeinsam mit Familie, Freunden und Nachbarn stattfanden. Ein Schwein wird geschlachtet und verarbeitet, es gibt Essen, Trinken und Musik, das Event auf Gut Purbach geht von acht Uhr morgens bis 20 Uhr. Diesen Winter gibt es noch vier Termine: am 16. Dezember sowie dreimal im Jänner, Tagesticket: 180 Euro pro Person.

On tour ist der Sautanz inzwischen ebenfalls. Kommenden Herbst wird Max Stiegl dafür unter anderem wieder am Attersee (Grafengut) und im Kleinwalsertal (Walserstuba) Station machen, konkrete Infos und mehr Termine gibt es im Jänner online auf sautanz.stieglmax.at.

Der Biohof Labonca in Burgau ist ein Vorzeigebetrieb, was Schweinehaltung angeht. Die Schweine leben hier ganzjährig im Freien. Im November wurde bekannt, dass der Betrieb insolvent ist, Schlachtung, Produktion und Verkauf werden eingestellt, die Gespräche bezüglich einer Weiterführung laufen.

Norbert Hackl hat 2018 mit einem Buch für Debatten gesorgt: „Dürfen Schweine glücklich sein?“, erschienen bei Leykam.

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