Geldpolitik

Fed lässt Leitzinsen unverändert – das Hoffen auf Zinssenkungen geht weiter

Die Augen, und vor allem Ohren, waren am Mittwochabend auf US-Notenbankchef Jerome Powell gerichtet.
Die Augen, und vor allem Ohren, waren am Mittwochabend auf US-Notenbankchef Jerome Powell gerichtet.Reuters/Kevin Lamarque
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Die US-Notenbank ließ, wie erwartet, den Leitzins unverändert. Der Dow Jones knackte zeitweilig sein Allzeithoch.

Wien. Bei den letzten Zinssitzungen der beiden wichtigsten Notenbanken der Welt im Jahr 2023 geht es weniger um die konkreten Entscheidungen, sondern vor allem um den Ausblick auf 2024. So war im Vorfeld der Sitzung der US-Notenbank Fed am Mittwochabend allgemein erwartet worden, dass die Zinsen unverändert bei 5,25 bis 5,5 Prozent bleiben werden. Und so kam es dann auch: Zum dritten Mal in Folge blieb der Zinssatz unangetastet. Ähnlich lauten die Prognosen für die Sitzung der EZB am Donnerstag. Auch hier dürfte es wohl keine Veränderung an der Zinsrate von 4,5 Prozent geben.

Allerdings warteten die Märkte gespannt auf die Signale für das kommende Jahr. Denn dieses dürfte erneut ein Jahr der Wende werden. Nach dem aggressivsten Zinserhöhungszyklus seit vier Jahrzehnten werden die wichtigsten Zentralbanken dazu übergehen, die Finanzierungskosten wieder zu senken. Die US-Währungshüter erwarten ein etwas abgeschwächtes Wirtschaftswachstum und signalisierten in ihrem Zinsausblick, dass es im Laufe des nächsten Jahres mit dem geldpolitischen Schlüsselsatzum 0,75 Prozentpunkte nach unten gehen dürfte. Keiner der Währungshüter sieht Ende nächsten Jahres ein höheres Zinsniveau als jetzt.

Die Wall Street verzeichnete daraufhin prompt neue Rekorde: Der Dow Jones knackte zeitweilig das bisherige Allzeithoch von 36.952,65 Einheiten.

Die Schlüsselfrage bleibt aber trotz allem, ob die Inflationsdaten in den kommenden Monaten es den Notenbankern ermöglichen werden, schnell genug umzuschwenken, um eine harte Landung zu verhindern.

Die Wetten der Anleger auf eine Wende im neuen Jahr werden durch ermutigende Inflationsdaten gestützt, die in den entwickelten Volkswirtschaften zuletzt den schwächsten Preisanstieg seit zwei Jahren auswiesen. Jüngste Äußerungen geldpolitischer Falken wie Isabel Schnabel, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank, und Christopher Waller, Gouverneur der US-Notenbank, deuten ebenfalls auf eine Abkehr von der Straffung hin.

Frage der Bewertung

Die Umstellung kann für diejenigen, die die Auswirkungen der hohen Zinsen spüren, nicht früh genug kommen. Der Optimismus der kleinen US-Unternehmen bleibt angesichts der hohen Zinskosten gedämpft, und die Wirtschaft in mehreren Euro-Ländern schrumpft bereits, darunter neben Deutschland auch in Österreich. Hausbesitzer in Ländern wie Schweden oder Italien, in denen variabel verzinste Hypotheken vorherrschen, müssen ihren Konsum einschränken.

„2024 ist ein Übergangsjahr – ein Wendepunkt für die Wirtschaft, ein Wendepunkt für die Geldpolitik“, sagt Ellen Zentner, US-Chefvolkswirtin bei Morgan Stanley. „Aber was bedeutet das? Ist es ein Wendepunkt von Wachstum zu Rezession? Ist es ein Wendepunkt von einem starken Wachstum zu einem langsameren Wachstum?“

Zentner und ihr Team setzen in den USA auf Letzteres, unter anderem, weil die Bilanzen der privaten Haushalte nach wie vor „extrem geschützt“ sind, da der durchschnittliche Zinssatz für ausstehende Hypotheken unter vier Prozent liegt. Und wenn die Fed, wie von Morgan Stanley prognostiziert, im Juni mit der Senkung der Zinssätze beginnt, dürfte dies nach Ansicht von Zentner dazu beitragen, die Risiken einer harten Landung zu begrenzen.

Wie schnell geht es?

Da die Zentralbanken jedoch an Glaubwürdigkeit eingebüßt haben, weil sie nicht schnell genug auf den 2021 einsetzenden Inflationsanstieg reagiert haben, könnten die Währungshüter bis weit ins Jahr 2024 warten, bevor sie handeln. „Die Messlatte für Zinssenkungen ist hoch, da die Sorge besteht, dass sich die Inflation verfestigt“, sagt Mark Zandi, Chefökonom bei Moody’s Analytics. „Ich rechne nicht damit, dass dies vor der zweiten Hälfte des nächsten Jahres der Fall sein wird.“ (Bloomberg/APA/dpa)

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