Ökonomie

Ausbeutung soll nicht länger ein Wirtschaftsfaktor sein

In Kleidung steckt oft Kinderarbeit (im Bild: ein Mädchen beim Baumwollpflücken in Pakistan).
In Kleidung steckt oft Kinderarbeit (im Bild: ein Mädchen beim Baumwollpflücken in Pakistan).Reuters/ Akthar Soomro
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Das EU-Parlament und die EU-Staaten haben sich auf ein Lieferkettengesetz geeinigt. Welche Auswirkungen es hat und wann Nachhaltigkeit einen Wettbewerbsvorteil bringt, untersuchten Wiener Forschende.

Es gehört zu den unschönen Wahrheiten der westlichen Konsumwelt: In vielen Produkten stecken Rohstoffe, die unter Menschenrechtsverletzungen gewonnen werden. Spätestens seit dem Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch vor zehn Jahren, bei der 1135 Menschen starben, ist das Problem einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Die Abnehmerfirmen, die von schlechten Arbeitsbedingungen und Lohndumping im globalen Süden profitieren, werden seither schrittweise zur Verantwortung gezogen, und die Rolle der Lieferkette ist in den Fokus gerückt.

Doch die vergangenen zehn Jahre haben auch gezeigt: Ohne Verpflichtungen tut sich wenig. „Die EU-Kommission hat festgestellt, dass es nicht reicht, auf Freiwilligkeit zu setzen, wenn es um Menschenrechte geht“, sagt der Volkswirt Johannes Jäger. Das deshalb initiierte Lieferkettengesetz, in dem soziale und ökologische Richtlinien verankert sind, befindet sich aktuell in der Zielgeraden.

Maue Gegenargumente

Jäger ist Fachbereichsleiter für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule (FH) des BFI Wien und hat sich mit seinen Kollegen Gonzalo Durán S. (University of Chile) und Lukas Schmidt (Uni Wien) im Auftrag der Arbeiterkammer (AK) ausgehend von den bekannten Marktmechanismen angeschaut, welche wirtschaftlichen Auswirkungen eines EU-Lieferkettengesetzes zu erwarten sind. Konkret versuchten die Forscher, die Situation bei Auslagerungen im Textilsektor sowie im Fall von Rohstoffextraktionen im globalen Süden abzuschätzen. Hintergrund: Im Zusammenhang mit dem bereits heuer in Kraft getretenen deutschen Lieferkettengesetz gab es Stimmen, die davor warnten, dass sich die volkswirtschaftliche Situation im globalen Süden durch ein entsprechendes Gesetz auf EU-Ebene verschlechtern würde, u. a. weil sich europäische Unternehmen dann zurückziehen könnten.

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