Sexuelle Übergriffe

Gérard Depardieu droht Ausschluss aus französischer Ehrenlegion

Eine weitere Frau hatte zuletzt Anzeige gegen den französischen Schauspieler Gérard Depardieu wegen sexueller Übergriffe erstattet.
Eine weitere Frau hatte zuletzt Anzeige gegen den französischen Schauspieler Gérard Depardieu wegen sexueller Übergriffe erstattet.APA / AFP / Thierry Roge
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Hat der französische Schauspieler gegen den Ehrenkodex der Ehrenlegion, der höchsten Auszeichnung Frankreichs, verstoßen? Der Kulturminister nennt den Schauspieler jedenfalls eine „Schande für Frankreich“.

Nach Klagen wegen Vergewaltigung und sexueller Gewalt droht dem französischen Schauspiel-Star Gérard Depardieu der Ausschluss aus der Ehrenlegion. Ein Gremium des Ordens der Ehrenlegion werde in einem Disziplinarverfahren darüber entscheiden, ob Depardieus Mitgliedschaft ausgesetzt oder vollständig aufgehoben werde, sagte Kulturministerin Rima Abdul Malak am Freitag im Fernsehsender France 5. Depardieus Verhalten gegenüber Frauen sei eine „Schande für Frankreich“.

Die Aufnahme in die Ehrenlegion ist die höchste Auszeichnung, die in Frankreich verliehen wird. Depardieu war 1996 vom damaligen Präsidenten Jacques Chirac in die Ehrenlegion aufgenommen worden. Der Kodex der Ehrenlegion sieht vor, dass ein „gegen die Ehre verstoßendes Verhalten“ mit einer Rüge, einer Aussetzung der Mitgliedschaft oder einem Ausschluss geahndet werden kann.

Kulturminister zeigt sich „angewidert“

Kulturministerin Abdul Malak zeigte sich mit Blick auf einen kürzlich von France 2 ausgestrahlten Dokumentarfilm „angewidert“ von Depardieus respektlosem und sexistischem Umgang mit Frauen. In der Dokumentation ist der Schauspieler zu sehen, wie er auf einer Drehreise in Nordkorea zahlreiche vulgäre Kommentare zu seiner jungen Übersetzerin macht. „Ich wiege 124 Kilo, mit Erektion 126“, sagt er beispielsweise. Über ein etwa zehn Jahre altes Mädchen auf einem Pferd sagt: „Wenn es galoppiert, dann bekommt sie einen Orgasmus.“

Depardieu wird am 27. Dezember 75 Jahre alt, doch angesichts zahlreicher Vorwürfe sexueller Übergriffe und eines laufenden Verfahrens wegen Vergewaltigung ist es derzeit still um ihn geworden. „Ich habe nicht den Eindruck, dass er derzeit viele Angebote erhält“, sagte die Kulturministerin.

Depardieu streitet alles ab

In der vergangenen Woche hatte die Schauspielerin Hélène Darras Depardieu wegen sexueller Übergriffe bei Dreharbeiten 2007 angezeigt. Die Schauspielerin Charlotte Arnould hatte ihn bereits 2018 wegen Vergewaltigung angezeigt. Depardieu weist sämtliche Vorwürfe zurück. Arnould habe sich ihm freiwillig hingegeben, erklärte er. Ein gutes Dutzend weitere Frauen warfen Depardieu in Medien sexuelle Übergriffe vor, erstatten bisher jedoch keine Anzeige. „In der französischen Kinowelt war das problematische Verhalten von Gérard Depardieu sehr wohl bekannt“, sagte der Chef der Produzentengewerkschaft, Marc Missionnier, in dem Dokumentarfilm.

Depardieu arbeitete mit den bekanntesten Regisseuren und Schauspielerinnen Frankreichs zusammen und kommt auf mehr als 200 Filme. Darin verkörperte er den wortstarken Cyrano de Bergerac ebenso wie einen abgehalfterten Schlagersänger, einen Schlachthofarbeiter oder einen Alzheimer-Patienten. Im Gedächtnis bleiben nicht zuletzt seine Auftritte als Obelix, die wegen seiner Körperform perfekt zu ihm passten.

Nähe zu Putin

Für Kontroversen sorgte Depardieu auch mit seiner Nähe zum russischen Machthaber Wladimir Putin, der den französischen Schauspielstar im Jahr 2013 einbürgern ließ. Wenige Tage vor Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine veröffentlichte er auf Instagram ein Foto von sich mit dem Kriegsherrn und betitelte es mit „Freundschaft“. „Lasst Wladimir in Ruhe“, sagte er kurz darauf in einer Fernsehsendung. „Die Ukraine hatte immer schon ein Problem mit Russland“, hatte er betont. Später übte er aber öffentlich scharfe Kritik an Putin und warf ihm angesichts des Krieges „verrückte und inakzeptable Exzesse“ vor. Zudem kündigte er an, den Erlös von Theaterauftritten für die ukrainischen Kriegsopfer spenden zu wollen. (APA/AFP)

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