Zuckerberg und die Threads: Die Fäden laufen nun auch in Europa zusammen

Elon Musk muss sich jetzt etwas einfallen lassen. Mit Threads bekommen Nutzer eine starke Alternative zu X.
Elon Musk muss sich jetzt etwas einfallen lassen. Mit Threads bekommen Nutzer eine starke Alternative zu X. APA/AFP/Stefani Reynolds
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Mit einem halben Jahr Verspätung startet der X-Konkurrent in Europa. Threads aus dem Zuckerberg-Imperium ist eine Hommage an die Anfänge von Web 2.0.

Nun beginnt er also, der Kampf der Giganten. Threads steigt gegen X (ehemals Twitter) in den Ring. Nein, es findet nicht der alberne Kampf zwischen Elon Musk und Mark Zuckerberg statt. Vielmehr konzentrieren sich die beiden Firmenchefs auf ihre Kernkompetenzen und treten erstmals in direkte Konkurrenz. Der Kurznachrichtendienst ist mit einem halben Jahr Verspätung in Österreich und anderen europäischen Ländern verfügbar. Und ein bisschen fühlt es sich an wie eine Zeitreise ins Jahr 2009, als Twitter noch Spaß gemacht hat. Eine Entdeckungsreise.

Mit ein paar Stunden Verspätung war es dann am Donnerstag so weit. Das verschnörkelte Logo war endlich im Apple Store und in jenem von Google zu finden. Die Installation ist denkbar einfach. Noch einfacher für all jene, die bereits ein Instagram-Konto haben. Das lässt sich dann sofort miteinander verknüpfen. Hat man kein Instagram-Konto, gibt es zwei Optionen: entweder noch eine weitere Social-Media-Plattform auf das eigene Handy packen, oder den Dienst nur passiv nutzen. Als Zuschauer in der zweiten Reihe. Ein Weg des geringeren Widerstands, den Mark Zuckerberg wählte.

Sind Sie sich wirklich sicher?

Denn: In Europa herrschen strenge Datenschutzrichtlinien. Um Strafen zu entgehen (diese sind mittlerweile auch für riesige Konzerne empfindlich hoch), wurde der Passiv-Modus hinzugefügt. In den Nutzungsbedingungen finden sich allerlei interessante Dinge. Kurz zusammengefasst: Wer sich bei dem Dienst und Instagram anmeldet, muss sich der Tatsache bewusst sein, dass Meta, also der Mutterkonzern von Facebook, WhatsApp, Instagram und nun auch Threads, so ziemlich jede Bewegung auf der Plattform und auch außerhalb erfasst und analysiert.

Threads wird in diesem Fall nur aus der Zuschauerperspektive genutzt. Und tatsächlich ist die App eine Huldigung an frühe Zeiten von Web 2.0. Als das Internet noch ein Ort war, an dem es um Ideen und Austausch ging, während heute jeder versucht, den anderen von seiner ganz höchstpersönlichen Wahrheit zu überzeugen, und wehe, das ­Gegenüber folgt dieser dann nicht. ­Threads ist wieder so ein Ort; noch. Ein entscheidender Faktor für diesen Eindruck ist auch, dass in Threads keine Werbung ausgespielt wird. Aber das ist nur eine Frage der Zeit. Selbst Facebook und Instagram waren zu Beginn werbefreie Plattformen. Doch heute ist das anders. Selbst bei WhatsApp gab es Pläne für Werbung, was aber bislang nicht realisiert wurde.

Wie in alter „Wer wird Millionär“-Manier fragt auch Threads jedes Mal beim Öffnen der App, ob man sich wirklich nicht anmelden will. Wer aber sowieso nur wissen möchte, was andere Nutzer so schreiben, kann getrost im Zuschauermodus bleiben. Tatsächlich ist nur eine Funktion nicht verfügbar: Beiträge verfassen und mit anderen Nutzern in Kontakt treten.

Damit diesem Beispiel aber nicht allzu viele Menschen folgen, arbeitete Threads noch vor dem Start mit bekannten Influencern zusammen. Sie bekamen früher Zugang zur Plattform und hatten Zeit, sich schon ein bisschen einzurichten. Diese bekamen auch gleich zu Beginn ihre blauen Häkchen. Die Verifizierung ist wie auf X kostenpflichtig. Daher tat sich auf Threads bereits beim offiziellen Start schon etwas, und die Beiträge und Fotos luden zur Entdeckungstour. Das ist nun nicht mehr wirklich nötig. Nach einem halben Jahr ist schon einiges los und man hat ein bisschen das Gefühl, ein wenig zu spät bei der Party aufzutauchen. Außerdem wirkt es aufgrund des Algorithmus so, als gäbe es nur riesige Accounts, die alle bereits mit blauem Haken durch Threads düsen.

Apropos Verifizierung: Hier setzt Zuckerberg auf das gleiche Prinzip wie bei X. Um zu garantieren, dass Fremde kein Profil mit einem bekannten Namen einrichten können, gibt es blaue Häkchen. Die Verifizierung der eigenen Person heißt in diesem Fall „Meta ­Verified“ und kann direkt über die Instagram-App vorgenommen werden. Da die beiden Dienste gekoppelt sind, bekommt man zwei zum Preis von einem. Mit 17 Euro ist das Abo aber relativ ­teuer.

Vom Metaverse zum Fediverse

Von ­Zuckerbergs Vision einer digitalen Welt ist zwei Jahre nach der Ankündigung nur noch wenig zu hören. Dafür ist jetzt öfter vom Fediverse die Rede. Dieser ­Begriff ist bei manchen wohl mit der X-Alternative Mastodon verbunden. Auch der US-Konzern versucht sich nun anderen Diensten gegenüber zu öffnen. So der Plan. Aktuell ist das noch nicht verfügbar. Aber künftig soll es möglich sein, dass Nutzer einander folgen, unabhängig von der Plattform. Einzige Voraussetzung ist, dass die Plattform Teil des Fediverse ist. Von Mastodon in Richtung Threads funktioniert es bereits.

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