Musikverein

Triumph der unbändigen Jugend

Andre Schuen, Sänger  Foto: Clemens Fabry
Andre Schuen, Sänger Foto: Clemens FabryUnbekannt
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Andrè Schuen, eine Art Jung-Siegfried des Lieds, erntete mit seinem Liederabend im Musikverein Jubel.

Wilde Mähne, athletisch-stattliche Figur, einen Exklusivvertrag mit der Deutschen Grammophon in der Tasche und eine große, auf jeden Fall laute Stimme: Was will man denn mehr? Der Brahmssaal war voll beim Auftritt von Bariton Andrè Schuen. Und das für einen Liederabend! Es mag auch die Schwärze der Stimme, das Ungebändigte, Ungestüme seinen Beitrag dazu leisten. Ganz so, wie man Schuen als dudelsackpfeifenden Jungspund Schwanda im Theater an der Wien erleben konnte. Eine Art Jung-Siegfried des Lieds; eher forsch als subtil, eher Held als Grübler, hier in Mahler- und Schubert-Liedern.

Ist es ein Problem für Liedsänger, dass man post Christian Gerhaher eine tief durchdachte Gänsehaut-Textinterpretation erwartet und es auf einmal nicht mehr genügen soll, wenn jemand nur schön singt? Oder macht es gerade die Attraktivität aus, dass hier einer einfach – nicht überkopft – in die Materie springt, auch wenn (oder gerade weil) er hie und da etwas dick aufträgt („Sei mir gegrüßt“) oder sensationsschmachtelt („Du bist die Ruh“)? Die munteren Jubelstürme im Musikverein legten das nahe.

Nicht alles war perfekt

Dabei war noch nicht alles perfekt. Sei es das Theatralische im Schubert (was Mahler besser liegt, besonders in einer Selbstmitleidshymne wie „Ich bin der Welt abhanden gekommen“) oder das hauchige, manchmal instabile Pianissimo und manch holprige Wendung und Windung. Am beeindruckendsten war es, wenn es stürmisch zur Sache ging, sei es in den „Liedern eines fahrenden Gesellen“ oder Schuberts „Schiffer“ und „Musensohn“. Zugaben waren de rigueur. (lau)

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