Kriegskritik

Russland erklärt Autor Boris Akunin zum Terroristen

Vor zwei Jahren gab sein Verlag noch eine Pressekonferenz anlässlich seines 65. Geburtstags. Nun stoppte er den Verkauf seiner Bücher.
Vor zwei Jahren gab sein Verlag noch eine Pressekonferenz anlässlich seines 65. Geburtstags. Nun stoppte er den Verkauf seiner Bücher.Gavriil Grigorov / Imago
  • Drucken

Akunin sagte am Telefon unter anderem, er habe Spenden für die Ukraine gesammelt. Nun wurde ein Verfahren gegen ihn eröffnet. Eine neue Stufe der Eskalation.

Nach seiner Kritik am Krieg gegen die Ukraine ist der bekannte Schriftsteller Boris Akunin in Russland als „Terrorist“ und „Extremist“ gelistet worden. Die russische Finanzaufsichtsbehörde Rosfinmonitoring führt Akunin, der bereits seit Jahren im Ausland lebt, nun in einem entsprechenden Verzeichnis, wie am Montag bekannt wurde. Zudem bestätigte Russlands Ermittlungsbehörde, dass gegen den Kremlkritiker in Abwesenheit ein Verfahren eröffnet wurde.

Dieses wurde nicht nur wegen angeblicher Rechtfertigung von Terrorismus, sondern auch wegen „Falschnachrichten“ über die russische Armee angestrengt. Akunin, der 1956 im damals zur Sowjetunion gehörenden Georgien geboren wurde und der mit bürgerlichem Namen Grigori Tschchartischwili heißt, ist vor allem für Kriminalromane bekannt.

Vor einigen Tagen wurden Ausschnitte aus einem Gespräch veröffentlicht, in das kremltreue Anrufer den 67-Jährigen gelockt hatten und in dem er unter anderem erklärt, Spenden für die von Russland angegriffene Ukraine gesammelt zu haben. Der russische Verlag AST erklärte daraufhin, den Verkauf von Akunins Büchern zu stoppen.

Stalin beschuldigte Autoren des Terrorismus

„Das Verbot von Büchern, die Einstufung irgendeines Schriftstellers als Terrorist - das scheint wie ein kleines Ereignis“, schrieb Akunin auf seiner Homepage. Doch in Wirklichkeit handle es sich um einen „Meilenstein“ im Umgang mit kritischen Künstlern in Russland. Schriftsteller seien nämlich seit dem Großen Terror unter Sowjetdiktator Josef Stalin (1879-1953) nicht mehr des Terrorismus beschuldigt worden.

„Passt auf Euch auf und verliert Euch nicht, falls Ihr in Russland seid. Und falls Ihr ausgereist seid, Ihr euch aber in der Fremde schwer tut und über eine Rückkehr nachdenkt: Kommt nicht zurück“, fügte Akunin an andere Kritiker gerichtet hinzu. „Die Nacht wird immer schwärzer und schwärzer werden. Aber danach wird es dennoch dämmern.“ (APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.