Automarkt

Wo sind die leistbaren Autos geblieben?

Es gibt nicht mehr viele Modelle unter 20.000 Euro. Der Seat Ibiza in Basisversion ist eines davon.
Es gibt nicht mehr viele Modelle unter 20.000 Euro. Der Seat Ibiza in Basisversion ist eines davon. Clemens Fabry
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Alle Welt fahndet nach dem leistbaren Elektroauto, dabei wird es schon bei den Normalos eng. Das Feld unter 20.000 Euro dünnt langsam aus. Was bekommt man dort eigentlich noch?

Es ist noch gar nicht lang her, da gab es Neuwagen um oder auch unter 10.000 Euro. Das ist inzwischen Terrain der Gebrauchtwagensuche, denn die genannte Schwelle ist inzwischen aufs Doppelte verlegt.

Und auch unter 20.000 Euro sind nicht mehr viele Neuwagen vertreten; wir kommen überschlagsmäßig auf etwas über ein Dutzend Modelle. Ein kleiner Kreis mithin, der sich absehbar noch lichten wird. Mit Neuzugängen ist nicht zu rechnen.

Natürlich ist alles teurer geworden, von der Butter bis zur Playstation, aber bei Autos kommen zur Inflation weitere Faktoren hinzu. Zum Beispiel gut gemeinte: So sollen verpflichtende Assistenzsysteme die Sicherheit auf den Straßen erhöhen, was sie hoffentlich auch tun werden, aber fix steigen zunächst einmal die Stückkosten.

Denn damit eifrig gebimmelt wird, wie vorgeschrieben, um den Menschen am Steuer auf seine Geschwindigkeitsübertretung hinzuweisen, braucht es neben der Kamera zur Erfassung von Verkehrsschildern auch ein rudimentäres Navi, das Tempolimits über das Kartenmaterial erfasst, wenn die Kamera gerade nichts erkennt.

Assistenten als Preistreiber

Bei einem 50.000-Euro-Auto, das ohnehin serienmäßig ein Navi hat, fallen derlei Einrichtungen kaum ins Gewicht – schon aber bei einem Kia Picanto, dessen Einstiegspreis im Zuge eines Facelifts demnächst von 12.590 auf 14.990 Euro steigt.

Hinzu kommen ab 1. Jänner eine höhere NoVA (dass für E-Autos gar keine anfällt, muss ja auch wer bezahlen) und 2025 die Mehrkosten für die Abgasnorm Euro 7, der generell einige Basisangebote zum Opfer fallen werden, die technische Aufrüstung wäre zu kostspielig.

Weiters ist das Elektroauto ein Kostentreiber, auch wenn man gar keines fährt. Um die ausufernden Investitionen stemmen zu können, achten auch Hersteller im Massenmarkt verstärkt auf die Marge, die im untersten Preissegment naturgemäß am niedrigsten ist. Die Antwort: Baureihen, die an sich gefragt sind, aber nicht genug einspielen, einfach einstellen. So wie zuletzt Ford den Fiesta oder der VW-Konzern das Zwergentrio VW Up, Seat Mii und Škoda City Go. Mit Seat wollte man überhaupt gleich eine ganze Marke auslaufen lassen, weil ihre Marge zu wünschen übrig lässt. Diese Pläne zugunsten der ertragsstärkeren Neo-Marke Cupra wurden aber wieder abgeblasen.

Elektro keine Alternative

Das betrifft auch Organisationen wie die Caritas, die in Österreich einen Fuhrpark von 700 Autos unterhält, um Menschen zu Hause betreuen zu können, und die nicht einfach auf das nächsthöhere Segment wird umsteigen können.

Kann auch bunt: Alles Notwendige vorhanden im Ibiza-Cockpit.
Kann auch bunt: Alles Notwendige vorhanden im Ibiza-Cockpit. Fabry

Und Elektro? Keine Alternative, wie das Beispiel Peugeot 208 zeigt: Grundpreis mit Benziner 15.990, elektrisch ab 30.410 Euro.

Damit sind wir bei der Frage, was man für oder knapp unter 20.000 Euro für einen Neuwagen heute noch bekommt. Und jetzt einmal die gute Botschaft: Gar nicht so wenig. Das haben wir am Beispiel des Seat Ibiza in absoluter Basisvariante überprüft, wie sie mit ein paar Extras den Limbo Dance unter die 20.000er-Schwelle schafft (gemäß Preisliste; eine aktuell laufende Aktion schießt Rabatte vom Importeur zu).

Man muss an der Stelle gleich einhaken: Nicht jeder, der sich ein kleines Auto kauft, tut das, weil er sich kein größeres leisten kann. Es kann aus vielerlei Gründen die bessere Lösung sein, und sei’s eine enge Hauseinfahrt oder die weise Erkenntnis, dass weder Ego noch Platzbedarf nach mehr verlangen.

Und wenn auch der Trend zur Übergröße vulgo SUV anhält, so mag sich das irgendwann einmal vielleicht auch drehen: aus Motiven der Ressourcenschonung zum nächstkleineren statt größeren Format. Mit etwas über vier Metern Länge ist der Ibiza ein Klein- und kein Kleinstwagen wie Toyota Aygo oder Hyundai i10.

Basisvariante, das gilt zunächst einmal für die Motorisierung: Drei Zylinder, ein Liter Hubraum ohne Turbo, viel basischer geht’s kaum. Die immerhin 80 PS, die rausspringen, haben aber auch nicht allzu viel Auto zu heben, und so kommt man im Ibiza ausreichend munter vorwärts, wobei Handarbeit gefragt ist: Sogenanntes schaltfaules Fahren lässt das zur Verfügung stehende Drehmoment, geringer als bei manchen Motorrädern, nicht zu. Es will gerührt werden.

Kein Verbrauchsrekord

Spritsparrekord ist uns übrigens keiner gelungen. Topmoderne Hybride wie von Honda und Toyota schaffen ein gutes Drittel weniger, aber die Technik ist zu der Preisklasse nicht zu haben. Ja, sogar Sparen kostet etwas. Bei vollem 40-Liter-Tank wirft der Bordcomputer um die 550 Kilometer Reichweite aus: mehr als in fünfmal so teuren E-Autos, wem das Freude bereiten mag. Beim Komfort sind kaum Abstriche zu machen. Der Ibiza ist ein guter Raumausnutzer mit seinem relativ langen Radstand. Auch wenn ein eher größerer Erwachsener am Lenkrad waltet, findet man als ebensolcher ausreichend Fuß- und Knieraum im Fond. Die Würde wahren elektrische Fensterheber hinten, die im unumgänglichen Österreich-Paket um 1070 Euro enthalten sind.

Gut Platz für vier und ein überraschend großer Kofferraum: Seat Ibiza.
Gut Platz für vier und ein überraschend großer Kofferraum: Seat Ibiza. Clemens Fabry

Unumgänglich, weil essenzielle Goodies einschließend, wie Sitzheizung, Tempomat, geteilt klappbare Rücksitzbank und Parkhilfe hinten (piepst, bevor es kracht; spart letztlich auch Geld). Wer sehr uneitel ist, spart dagegen die hübscheren Leichtmetallfelgen (statt 15 Zoll auf Stahl) und die Metallic-Lackierung ein: zusammen ein 1050-Euro-Aufpreisposten, der zumindest nicht lebenswichtig ist.

Der Kofferraum: eine Überraschung, nämlich eine ganz ordentlich tiefe Kuhle, in der sich einiges versenken lässt. Im Fahrbetrieb fühlt sich der Ibiza mustergültig an. Nicht zu hart, nicht zu weich, nichts scheppert oder klappert oder hat ungut dünnwandig gewirkt.

Das subjektive Empfinden, in einem ausreichend bewehrten Auto zu sitzen, unterstützt die aufgelistete Sicherheitseinrichtung mit sechs Airbags und einem „Front­assistenten“ inklusive „City-Notbremsfunktion“ als vorausschauendem Fußgängerschutz (mittlerweile auch schon verpflichtend vorgeschrieben).

Der Digitaltacho ist grafisch ansprechend gestaltet; damit sich auf dem zentralen Touchscreen etwas tut, braucht es 220 Euro Aufpreis und die Koppelung mit dem Smartphone. Alternative: eine Halterung und gleich alles per Smartphone.

Seat Ibiza Reference 1.0

Maße: L/B/H: 4059/1780/1447 mm. Radstand: 2564 mm. Kofferraum:
355 Liter. Leergewicht: 1111 kg.

Motor: R3-Zylinder-Otto, 999 cm3. Leistung: max. 59 kW (80 PS) bei 6300/Min. Drehmoment: max. 93 Nm bei 3700–3900/Min. 0–100 km/h: in 15,3 Sek. Vmax: 172 km/h. Fünfganggetriebe manuell. Vorderradantrieb.

Testverbrauch: 7,0 l/100 km.

Preis: ab 17.432 Euro.

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