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Warum nur mehr eine „sehr geringe Zahl“ an Leopard-Panzer in der Ukraine im Kampfeinsatz ist

Ein Kampfpanzer Leopard 2 A5 auf einem Bild vom 15. Dezember 2023: Dieser Panzer wurde nach einem Einsatz an der Front in der Ukraine am Militärstützpunkts Rukla in Litauen repariert.
Ein Kampfpanzer Leopard 2 A5 auf einem Bild vom 15. Dezember 2023: Dieser Panzer wurde nach einem Einsatz an der Front in der Ukraine am Militärstützpunkts Rukla in Litauen repariert.APA / AFP / Petras Malukas
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Ersatzteile sind Mangelware, Reparaturen zeitaufwändig: Defekte Geräte müssen teils nach Litauen gebracht werden. Notdürftige Versuche der ukrainischen Armee, die Kampfpanzer wieder funktionstüchtig zu machen, dürften mehr geschadet als genutzt haben.

Einst als möglicher „Gamechanger“ im Krieg gegen Russland gefeiert, sind heute von den aus Deutschland gelieferten modernen Kampfpanzern Leopard 2A6 nur noch sehr wenige in der Ukraine im Einsatz. Die Reparatur dauere sehr lange, da es nach Auskunft der Reparaturwerkstatt der Industrie („Hub“) in Litauen an geeigneten Ersatzteilen mangele. Der Grünen-Haushaltspolitiker Sebastian Schäfer fordert deshalb schnellere Schritte, um sie wieder einsatzbereit zu machen.

Der Fachmann für den Verteidigungsetat schrieb zum Jahreswechsel an die beteiligten Rüstungsunternehmen Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann (KMW): „Leider ist festzustellen, dass nur noch eine sehr geringe Zahl der gelieferten Kampfpanzer von der Ukraine eingesetzt werden kann.“ Schäfer hatte gemeinsam mit Verteidigungsminister Boris Pistorius vor Weihnachten die Werkstatt in Litauen besucht.

Neue Schäden durch Reparaturversuche der ukrainischen Armee

Es gebe „dringende Handlungsnotwendigkeiten“, um die Ersatzteillage schnell zu verbessern, heißt es nun in seinen Schreiben, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Zudem hätten Reparaturversuche durch die ukrainische Armee zu weiteren Schäden an den Panzern geführt. Es sei zu prüfen, inwiefern dies durch eine bessere Schulung der Mechaniker oder durch die Bereitstellung von Anleitungen verhindert werden könne oder ob gleich eine Instandsetzung in der Ukraine möglich sei.

Die deutsche Bundesregierung hatte der Ukraine im März nach langem Zögern insgesamt 18 Leopard-2-Panzer aus dem Bestand der Bundeswehr übergeben. Die Lieferung ist Teil der Hilfe gegen den russischen Angriff. An den Fahrzeugen gibt es nun Gefechtsschäden, aber teils auch erheblichen technischen Verschleiß durch den Fahr- und Schießbetrieb.

Die Hoffnung, die modernen Kampfpanzer könnten die Ukrainer befähigen, Angriffsschwerpunkte so zu bilden, dass damit die stark ausgebauten russischen Linien durchstoßen werden können, haben sich bisher nicht erfüllt. Teils nutzten die Ukrainer die Panzer auch anders, als es westliche Militärplaner erwartet haben.

Schulung der Mechaniker verbessern

Mehr Zeit als nötig erfordert nun die Instandsetzung nach dem Fronteinsatz. „Die Reparatur der Systeme dauert sehr lange, da nach Auskunft im Hub u. a. ein Mangel an geeigneten Ersatzteilen besteht. Hier scheint es aus meiner Sicht dringende Handlungsnotwendigkeiten zu geben, die Ersatzteillage schnell zu verbessern“, schreibt Schäfer. „Auch besteht offenbar ein Problem darin, dass es teilweise zu Reparaturversuchen durch die ukrainische Armee kommt, die dann zu weiteren Schäden an den Kampfpanzern führen. Es ist zu prüfen, inwiefern dies durch eine bessere Schulung der Mechaniker oder durch die Bereitstellung von Anleitungen verhindert werden kann.“

Zudem stelle sich die Frage, warum der langwierige Transport der defekten Panzer nach Litauen weiter notwendig sei. Das dortige Wartungszentrum ist Teil der Lithuania Defense Services (LDS), der litauischen Gemeinschaftsfirma von KMW und Rheinmetall. Schäfer schreibt an Rheinmetall: „In Lwiw wurde nach Angaben Ihres Unternehmens jetzt mit der Versorgung erster Systeme vom Typ “Marder„ begonnen. Es wäre aus meiner Sicht dringend notwendig, auch für die komplexeren Leopard II - Systeme die Möglichkeit der Reparatur in der Ukraine zu schaffen.“

Langer Transportweg durch Polen

Litauen hat sich allerdings für Politik und Militär in Deutschland in den vergangenen Jahren als verlässlicher Partner erwiesen. Hingegen gab es sowohl in Polen als auch in der Slowakei Probleme mit militärischen Kooperationsprojekten für die Instandsetzung von Waffensystemen für die Ukraine. Allerdings ist für die Reparatur im Baltikum der lange Transportweg quer durch Polen zu bewältigen.

Schäfer fordert, in der Hilfe für die Ukraine nicht nachzulassen, sondern sich auf eine Ausweitung einzustellen. „Die Situation in der Ukraine ist sehr schwierig“, sagte der Grünen-Politiker der dpa. „Wir müssen uns auch darauf einstellen, dass die Unterstützung aus den Vereinigten Staaten nachlässt.“ Dass Deutschland nach den USA die meiste Unterstützung gebe, gelte leider nur nominal. Im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung sei Deutschland „nur unter ferner liefen“.

„Das muss sich ändern“, fordert er. Nötig sei „endlich auch die Lieferung von weitreichenden Taurus-Marschflugkörpern aus Beständen der Bundeswehr“. Es gelte, die Ukraine gegen die Truppen Putins in eine stärkere Position zu bringen. (APA/dpa)

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