Wie das Metropolitan im Wiener Sonnwendviertel zu seiner „Tetris“-Fassade gekommen ist, und was das mit seiner Grundstücksform zu tun hat.
Hauptbahnhof im Nordosten, neuer Stadtteil im Süden: „Das Haus hat durch seine Lage am Eingang zum Sonnwendviertel eine große Präsenz. Wir wollten die Maßstäblichkeit des Viertels fortsetzen und keinen seelenlosen, geschlossenen Block hinstellen“, erzählt Architekt Dietmar Feistel von Delugan Meissl Associated Architects, die das Projekt gemeinsam mit Architektur Consult verwirklicht haben. Dazu kommen das ungewöhnliche, dreieckige Grundstück und die große Trakttiefe – keine einfachen Voraussetzungen für eine neue Landmark. „Wir haben die Gebäudeteile daher ein wenig gegeneinander versetzt, um den Eindruck eines geschlossenen Volumens zu vermeiden“, erklärt Feistel.
Wohnungen: Spiel mit Dreiecken und Licht
Zu den Bahngleisen hin bekamen die Wohnungen Erker mit nach Osten versetzten dreieckigen Balkonen, die nicht nur den Lichteinfall optimieren, sondern auch die dreieckige Grundfläche zitieren. Und sie verhindern direkte Einblicke in die Wohnungen ebenso wie den frontalen Blick auf die Gleise. Innen sind diese Wohnungen loftartig angelegt und weisen ein offenes Raumkonzept mit zentralem Sanitär- und Küchenblock auf. „Dieser Grundriss verbessert die Belichtung und verstärkt das Gefühl räumlicher Großzügigkeit“, erläutert Feistel die Überlegungen. „Zur Straßenseite hin haben wir versucht, durch die Gestaltung der Balkone ein Relief zu generieren und eine hohe Plastizität zu erzielen“, erklärt der Architekt weiter.
Gelungen ist die optische wie räumliche Auflockerung durch die unregelmäßige Anordnung der vertikalen Seitenteile und horizontale Balkonplatten. Unterstützt wird das grafische Erscheinungsbild durch horizontale Fugen in den Wandplatten und unterschiedliche Putzstruktur bei Balkonen und Wand. Die hier befindlichen, größtenteils Zweiraumwohnungen sind so konzipiert, dass die Räume mit großen, raumhohen Fenstern verbunden wurden, die den Tageslichteinfall optimieren.
Gebaut wurde in Stahlbetonmassivbauweise, gedämmt mit Steinwolle, geheizt und gekühlt wird mit Fernwärme und -kälte über eine Fußbodenheizung. Das Regenwasser wird in einer eigenen Versickerungsanlage abgeführt. Grundsätzlich wurde auf klimafreundliche Produkte geachtet, was auch zu einer Klimaaktiv-Auszeichnung für Energieieffizienz führte.
Kleinere Wohnungen, kurzfristige Nutzung
370 Wohnungen sind in 19 Stockwerken untergebracht, die meisten zwischen 30 und 50 Quadratmeter, größere Wohnungen bis 80 Quadratmeter sind eher die Ausnahme. Die Erschließung der Wohnungen erfolgt über einen Mittelgang. Gedacht sind die Wohnungen vorrangig für eine eher kurzfristige Nutzung, wie von Studenten, jungen Menschen und Expats.
Darüber hinaus gibt es aber noch weitere Benefits, etwa eine große eingeschnittene Terrasse im obersten Stock, „hier wurde einfach eine Wohnung geopfert, daher ist die Terrasse überdacht und windgeschützt und bietet einen großartigen Blick über die Stadt“, sagt Feistel. Und es gibt weitere Gemeinschaftseinrichungen wie einen Fitnessraum, der sich zur überdachten Terrasse im ersten Stock hin öffnet, sodass die Nutzer auch im Freien trainieren können.
Im Erdgeschoß sind Gewerbeflächen konzipiert, und es wurde ein kleiner Vorplatz geschaffen, der sich etwa für einen Schanigarten eignet. Und im zweiten Stock finden sich auch Co-Working-Plätze.
Zum Ort, zum Objekt
Das Metropolitan in der Karl-Popper-Straße 5 wurde als Landmark zwischen dem Wiener Hauptbahnhof und dem Sonnwendviertel in Favoriten von der Architektur : Arbeitsgemeinschaft Delugan Meissl Associated Architects und Architektur Consult geplant.
Die 370 Wohnungen sind für eher kurzfristiges Wohnen gedacht. Im zehnten Wiener Bezirk, Favoriten, kosten Wohnungen zwischen 5108 Euro/m2 (Bestand) und 5800 Euro/m2 (Neubau).