Anleihenmarkt

Was jetzt für Euro-Bonds spricht

Ab wann es zu Zinssenkungen kommen könnte, ließ US-Notenbankchef Jerome Powell bislang offen.
Ab wann es zu Zinssenkungen kommen könnte, ließ US-Notenbankchef Jerome Powell bislang offen. Reuters/Kevin Lamarque
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Die geopolitischen Turbulenzen nehmen zu, die Aussichten auf Zinssenkungen sind gut: Solche Entwicklungen könnten die Kurse von Euro-Staatsanleihen beflügeln.

Wien. Die Zinsentwicklung hielt zuletzt viele Anleger auf Trab. Noch vor rund einem Jahr waren die Sorgen bezüglich weiterer Anhebungen groß und lasteten entsprechend auf den Börsen. Der Grund für die geldpolitische Straffung war die Bekämpfung der steigenden Inflation. Sie schwächte sich im vergangenen Herbst jedoch merklich ab, wenngleich im Monat Dezember die Teuerung allein in der Eurozone wieder zugelegt hat.

Für viele Marktbeobachter steht damit fest: Die Zinsen dürften heuer erstmals wieder gesenkt werden. Noch seien die Währungshüter zurückhaltend, aber die Spekulation auf dem Markt sei bereits da, konstatiert Moritz Kraemer, Chefvolkswirt der LBBW. „Alles andere als sinkende Leitzinsen wäre eine Überraschung, nachdem sich die Inflation zuletzt deutlich entspannt hat und die Konjunkturampel zudem höchstens auf Gelb steht.“

Momentan liegt der Leitsatz in den USA in einer Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent, in der Eurozone bei 4,5 Prozent. Die Folgen niedrigerer Zinsen könnten den Aktienmärkten zu einem breiteren Aufschwung verhelfen. Derzeit werden die Märkte nämlich von wenigen Titeln angetrieben, vor allem aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz.

Doch auch auf den Bondmärkten hinterlassen Veränderungen in der Geldpolitik Spuren. Als etwa vor mehr als einem Jahr die Zinsschraube kräftig enger gedreht wurde, verloren bestehende Anleihen an Wert. Sie sind dann schlechter verzinst als neue Papiere, die nach den Anhebungen mit höheren Coupons begeben werden.

Zeitpunkt noch unklar

Umgekehrt gewinnen bestehende Papiere an Wert, wenn die Notenbanken mit Senkungen durchstarten. Dabei treibt bereits die Erwartung sinkender Zinsen die Kurse insbesondere von länger laufenden Papieren nach oben. Denn bei solchen Anleihen profitieren Anleger umso länger von einer höheren Verzinsung im Vergleich zu einem Investment in neue Bonds, die nach den Senkungen mit geringeren Coupons ausgestattet sind.

Einzig wann genau die geldpolitischen Zügel im neuen Jahr gelockert werden dürften, darüber sind sich Marktbeobachter noch uneins. Aus dem Protokoll der US-Notenbank, das Anfang Jänner veröffentlicht wurde, geht jedenfalls hervor, dass die Währungshüter jenseits des Atlantiks den Leitzins zwar auf dem Gipfel oder nahe daran sehen, wie es heißt. Allerdings wurde auch betont, dass der Zins noch längere Zeit auf dem aktuellen Niveau verharren könnte.

Verzinsung ist gestiegen

Zugleich nehmen geopolitische Spannungen zu, Turbulenzen an den Börsen können folglich nicht ausgeschlossen werden. Eine Beimischung an Euro-Staatsanleihen, etwa mit Anleihe-ETFs, könnte im aktuellen Umfeld umso interessanter sein, zumal die Verzinsung bei solchen Papieren in den vergangenen Monaten gestiegen ist. ETFs (Exchange Traded Funds) sind börsegehandelte Indexfonds, die meist geringe Spesen aufweisen.

Risikofaktor Inflation

Bei entsprechenden Bond-Produkten, die in kürzere Laufzeiten investieren – so etwa der Invesco-ETF –, halten sich Kursschwankungen dabei grundsätzlich in Grenzen, dafür ist aber auch die Verzinsung der enthaltenen Euro-Staatsanleihen geringer. Das iShares-Produkt investiert hingegen in länger laufende Papiere, während der UBS-ETF ein breites Laufzeitenspektrum abdeckt. Anleger sollten jedoch auch die Risiken gut im Auge behalten: Falls die Sorgen bezüglich einer steigenden Inflation und somit erneuten Zinsanhebungen wieder aufflackern, würden Bonds an Wert verlieren. Dies könnte etwa der Fall sein, wenn die globalen Lieferketten erneut im Suezkanal auf die Probe gestellt werden oder die Ölpreise kräftig anziehen.

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