Leitartikel

Europa muss in der Taiwan-Frage den Kopf aus dem Sand ziehen

Bald „vereint“? Ein Mann vor einer Skulptur, die China und Taiwan darstellt.
Bald „vereint“? Ein Mann vor einer Skulptur, die China und Taiwan darstellt. APA / AFP / Greg Baker
  • Drucken
  • Kommentieren

Die demokratische Inselrepublik braucht jetzt offene, klare Unterstützung vonseiten der Europäer. Davon würden die EU-Staaten selbst profitieren.

Das ist eine ungewöhnliche Wahl. Wenn die Bürger auf der weit entfernten asiatischen Insel Taiwan über ein neues Parlament und einen neuen Präsidenten abstimmen, könnte sogar Europa die Nachwirkungen spüren. Weniger wegen der Programme des einen oder anderen Kandidaten. Sondern wegen der unvorhersehbaren Reaktion der Volksrepublik, die die „abtrünnige Provinz“ Taiwan offiziell schlucken will und durch protzige Kriegsspiele zuletzt deutlich gemacht hat, wie eilig sie es damit hat.

Die Zukunft des 21. Jahrhunderts wird daher auch in der Taiwan-Straße bestimmt. Der Ausgang des Machtkampfs zwischen den USA und China wird sich im Pazifik entscheiden, Taiwan ist im Streit um globale Hegemonie einer der wichtigsten Spielbälle. Aber auch unser Wohlstand ist an das Schicksal Taiwans geknüpft: Die Insel verfügt über ein Monopol bei der Produktion komplexer Halbleiter, die wichtigsten Seehandelswege der Welt verlaufen durch diese Gegend. Eine Eskalation der Krise kann sich die Handelsmacht Europa nicht leisten.

Schön klingende Lippenbekenntnisse

Es liegt also im Eigeninteresse Europas, bei der China/Taiwan-Frage den Kopf aus dem Sand zu ziehen. Zwar hat Brüssel nun Schritte gegen die Abhängigkeit von China gesetzt, spricht von „De-Risking“, also Risikominimierung beim Handel, und nennt die Volksrepublik „strategischen Rivalen“. Doch die EU bleibt vorsichtig, wegen der vielen zögerlichen EU-Staaten. Ängste vor schmerzvollen wirtschaftlichen Rückschlägen sind größer als Ängste vor Chinas Einfluss.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.