Kommentar

Reinhold Lopatka: Wer, wenn nicht er

Reinhold Lopatka (ÖVP)
Reinhold Lopatka (ÖVP)Imago / Michael Indra
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Reinhold Lopakta ist wieder aufgetaucht und wird EU-Spitzenkandidat der ÖVP. Die angesichts der Alternativen bestmögliche Wahl.

„Wer, wenn nicht er“ – das war der Slogan der Kampagne für Wolfgang Schüssel im Nationalratswahlkampf 2002, die Reinhold Lopatka zu verantworten hatte. „Wer, wenn nicht er“ passt jetzt gewissermaßen auch auf ihn selbst. Angesichts der Absagen von Regierungsmitgliedern und den eher farblosen bisherigen EU-Abgeordneten der ÖVP. Es war eigentlich sonst keiner mehr übrig in der Volkspartei, der Erfahrung auf nationalem und internationalem Terrain mitbringt und noch dazu ein politisch-taktischer Kopf ist, der in Wahlkampfdebatten bestehen kann.

Reinhold Lopatka war einmal wer in der ÖVP: als Generalsekretär eine der wichtigsten Stützen der Schüssel-ÖVP, dann zweimaliger Staatssekretär und trickreicher Klubchef. Dann verschwand er aus dem Blick der Öffentlichkeit, im Nationalrat ist er aber stets geblieben, er überlebte alle Wechsel an der Parteispitze. Ob er nun türkis oder schwarz war, interessierte in seinem Fall nicht sonderlich. Im Grunde ist er ein Schwarzer geblieben, der von den Türkisen geduldet wurde – weil er ohnehin ein Fix-Ticket in seinem Wahlkreis hatte. Und dann schon auch geschätzt wurde. Denn Lopatka hatte sich neu erfunden: als Außenpolitiker, ständig unterwegs auf allen Erdteilen, vor allem als Wahlbeobachter. Er setzte – über die türkisen Vorgaben hinaus – seine eigenen Akzente.

Karl Nehammer hat an sich die bestmögliche Wahl getroffen. Lopatka beherrscht das Handwerk, ist ein Profi mit Substanz. Mit langer politischer Biografie: vom „Linken“ in der steirischen ÖVP – er engagierte sich unter anderem in der Friedensbewegung – hin zum konservativen Flügel der ÖVP, als mit allen Wassern gewaschener Generalsekretär und Klubchef. Lopatka war stets ein Verbinder hin zur FPÖ und klaubte die Reste des Team Stronach für die ÖVP zusammen. Heute will er die Rolle der nationalen Parlamente innerhalb der Europäischen Union stärken.

Und es ist eigentlich auch tröstlich, dass solche Leute nicht einfach in der Versenkung verschwinden, sondern auch wieder auftauchen können, wenn Not am Mann ist.

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