Morgenglosse

Die Spitze eines Eisbergs: Plastik

Plastik, wohin man auch schaut. Es ist an der Zeit, die Plastikflut zu stoppen.
Plastik, wohin man auch schaut. Es ist an der Zeit, die Plastikflut zu stoppen.Photo: Clemens Fabry
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Vor Kurzem hat eine Studie enthüllt: Getränke in Plastikflaschen sind voller Mikro- und Nanoplastik. Das belastet die Gesundheit und wirft grundsätzliche Fragen auf.

Es ist ein Skandal, der ein wenig unter der Wahrnehmungsschwelle verläuft: Nanoplastik. Die Partikel, die so klein sind, dass sie sich nicht nur über alle Organe des Menschen verteilen, sondern auch in das Gehirn gelangen können, müssen als tickende Zeitbomben bezeichnet werden.

Es gibt keine Ecke des Planeten, in denen Plastik nicht zu finden ist. Der Umstand, dass die riesigen Plastikinseln inmitten der Ozeane da und dort auch kleiner werden, bedeutet nur, dass wir sie nicht mehr sehen. Denn verschwinden werden diese Kunststoffflächen auf hoher See nur oberflächlich: Je weniger wir von ihnen sehen, desto mehr Mikro- und Nanoplastik wird entstanden sein. Es gibt keinen Menschen, der dem entkommen kann, die Belastung lässt sich lediglich verringern, nicht vermeiden.

Wissenschaftler der Columbia University haben nun nachgewiesen, dass die Belastung mit Miniplastik in Getränken hoch ist, der bloße Verdacht ist bisher konsequent unter den Teppich gekehrt worden. Nicht ein paar 100 Partikel wurden gefunden, sondern 240.000. Und die Dunkelziffer ist hoch. Die Gespräche mit den Wissenschaftlern, die an dem Thema arbeiten, klingen so, als würden wir erst die Spitze eines Eisbergs sehen. Wieder ist es eine Geschichte, bei der die Menschen die Geister, die sie gerufen haben, nicht mehr loszuwerden scheinen.

Was nun? Beschränkung und Kostenwahrheit wären so Zugänge, die uns da einfallen könnten: Wer ist verantwortlich dafür, dass Plastik in alle Lebensbereiche gedrängt worden ist? Wer steht für die Folgen gerade, die daraus bereits entstanden sind, entstehen und entstehen werden? Wann werden diese Folgekosten in Rechnung gestellt? Wann wird auf das viele Plastik, das verzichtbar ist, verzichtet und der Umgang mit dem Plastik, das nötig ist, vor- und umsichtiger?

E-Mails an: michael.lohmeyer@diepresse.com

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