Wien-Floridsdorf

„Setz di hi, oida“: Verfahren gegen Polizisten wegen Amtsmissbrauch eingestellt

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Ein Beamter, der in der Silvesternacht 2022 Jugendlichen gegenüber die Fassung verloren hat, wird sich für sein Verhalten nicht vor Gericht verantworten müssen.

Ein Polizeieinsatz in Wien-Floridsdorf in der Silvesternacht 2022 hatte für Aufsehen gesorgt. Wie Videos zeigen, hat ein Polizist dabei einen Jugendlichen gegen eine Parkbank gestoßen und weitere Jugendliche beschimpft. Der Beamte wird sich in dieser Sache nicht vor Gericht verantworten müssen. Wie die Staatsanwaltschaft Wien bestätigte, seien die Ermittlungen wegen des Verdachts des Missbrauchs der Amtsgewalt im September eingestellt worden, aufgrund von Mangel an Beweisen.

Im Netz und von Medien veröffentlichte Videos des Polizeieinsatzes im Bereich des Dr.-Franz-Koch-Hof in der Mitterhofgasse hatten im Jänner 2023 für Aufsehen gesorgt und der Polizei einige Kritik eingebracht. Darauf zu sehen ist der Beamte - in Vermummung und mit Schlagstock - wie er mehrere im Zuge des Einsatzes festgenommene Jugendliche anherrscht und offenbar völlig die Beherrschung verliert. „Wos wüst, du klana Rotzbua?“, hört man den Polizisten neben weiteren wüsten Beschimpfungen schreien. Im weiteren Verlauf der Aufnahmen packt er einen weiteren Burschen an der Jacke, schubst ihn auf eine Parkbank und blafft ihn an: „Setz di hi, oida“. Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie die anderen Beamten nicht einschreiten. Die Polizei erklärte daraufhin, das Video sei gesichert worden und zur rechtlichen und disziplinären Beurteilung an die zuständige Stelle weitergegeben worden.

Verletzungen nach dem Einsatz

Zivile und uniformierte Einsatzkräfte waren laut Angaben der Landespolizeidirektion damals alarmiert worden, weil eine Gruppe von vermummten Jugendlichen und jungen Erwachsenen Böller in Richtung der Beamten geworfen hatte. Die damals von der Polizei veröffentlichte Bilanz der Silvesternacht: Drei Festnahmen, weit mehr als 200 Identitätsfeststellungen und Dutzende Anzeigen.

Die Jugendlichen dokumentierten anschließend durch Fotos ihre Verletzungen nach dem Einsatz. Bei dem Beamten, der die Fassung verlor, handelt es sich laut einem damaligen Bericht der Wochenzeitung „Falter“ um einen ranghohen Beamten der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität (EGS). Zu disziplinarrechtlichen Schritten kam es jedoch nicht. Wie aus Polizeikreisen bestätigt wurde, soll lediglich ein Gespräch mit seinem Vorgesetzten stattgefunden haben. Die Landespolizeidirektion wollte sich auf Anfrage nicht näher zu den Konsequenzen für den Beamten äußern und verwies auf den Datenschutz.

Kopf auf Asphaltboden geschlagen

Erst im Dezember kam es vor allem aufgrund von Videos zu einer Anklage gegen einen aggressiven Beamten. Der Streifenbeamte soll einen jungen Mann in Wien-Simmering mehrfach mit dem Kopf auf den Asphaltboden geschlagen haben. Am Montag wurde der Prozess dazu vertagt.

Fälle wie in Floridsdorf oder Simmering soll seit Montag die im Bundesamt für Korruptionsbekämpfung (BAK) angesiedelte Ermittlungs- und Beschwerdestelle Misshandlungsvorwürfe (EBM) behandeln. Das Innenministerium verspricht sich davon eine „rasche und kompetente“ Klärung bei erhobenen Anschuldigungen. (APA)

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