150.000 Unterschriften gesammelt

Lässt der Kreml „Friedenskandidat“ Nadeschdin bei der Wahl gegen Putin antreten?

Letzte Hoffnung Nadeschdin: Der Präsidentschaftskandidat Boris Nadeschdin im Kreis seiner Unterstützerinnen und Unterstützer in St. Petersburg.
Letzte Hoffnung Nadeschdin: Der Präsidentschaftskandidat Boris Nadeschdin im Kreis seiner Unterstützerinnen und Unterstützer in St. Petersburg.Imago / Artem Priakhin / Sopa Images
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Boris Nadeschdin will bei der Präsidentschaftswahl im März antreten. Der wenig charismatische 60-Jährige, der in der Vergangenheit auch mit Kreml-freundlichen Positionen liebäugelte, ist die letzte Hoffnung für liberale Kreise. Die notwendigen Unterschriften für eine Teilnahme hat er nun gesammelt.

Boris Nadeschdin macht seinem Namen alle Ehre. Nadeschda heißt Hoffnung auf Russisch. Nadeschdin ist heute die letzte Hoffnung der liberalen Opposition in Russland.

Vor den Wahlkampfbüros des korpulenten 60-Jährigen bildeten sich in den vergangenen Tagen im ganzen Land Schlangen. Die Menschen wollen den liberalen Präsidentschaftskandidaten mit ihrer Unterschrift unterstützen. „Es gibt Hoffnung“, sagte eine Frau. „Für die Veränderung“ stehe er da, erklärte ein junger Mann in Moskau. Der 60-Jährige muss 100.000 Unterschriften sammeln, damit er als Kandidat offiziell registriert werden kann. Am Donnerstag wurde bekannt, dass Nadeschdin 150.000 Unterstützer gefunden und damit (theoretisch) die Barriere für eine Zulassung gefallen ist. Doch ob der Kreml seine Kandidatur politisch zulassen wird, ist noch offen. Vor allem angesichts der begeisterten Reaktion vieler Bürger ist das zu bezweifeln.

Manche Beobachter sprechen schon unter Anspielung auf Belarus gar von einem „Tichanowskaja-Effekt“ in Russland. Der (später verhaftete und verurteilte) Blogger Sergej Tichanowskij und danach seine Frau Swetlana Tichanowskaja hatten die Belarussen als Gegenkandidaten zu Machthaber Alexander Lukaschenko begeistert und Welle des demokratischen Aufbruchs losgetreten.

Dass der amtierende Kreml-Chef Wladimir Putin bei dem dreitägigen Votum Mitte März im Amt bestätigt werden wird, gilt als unbestritten. Die Frage ist eher, ob der Kreml es in Zeiten wie diesen als sinnvoll erachtet, einen als oppositionell geltenden Kandidaten zuzulassen.

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