Proteste

Tag der Elementarpädagogik: „Kindergarten ist keine Aufbewahrungsstätte“

Wiens öffentliche Kindergärten blieben am Mittwoch zu
Wiens öffentliche Kindergärten blieben am Mittwoch zuPresse/Fabry
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Die SPÖ fordert einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab dem 1. Lebensjahr, die Neos verbindliche Qualitätsziele in der Elementarpädagogik.

In Wien bleiben am heutigen Mittwoch die städtischen Kindergärten geschlossen - die Beschäftigen fordern am Tag der Elementarpädagogik einmal mehr bessere Rahmenbedingungen für ihre Arbeit. Auch die Politik betonte zu diesem Anlass die Rolle der Krippen und Kindergärten als erste Bildungseinrichtung. Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) verwies in einer Aussendung auf die Ausbildungsinitiativen der vergangenen Jahre, um den Personalmangel zu verringern. Außerdem werde im Rahmen eines EU-Projekts an bundesweiten qualitativen Verbesserungen bei den Rahmenbedingungen gearbeitet. Der Bund ist eigentlich nur für die Ausbildung der Pädagoginnen und Pädagogen verantwortlich, über die Rahmenbedingungen (Gruppengröße, Betreuungsschlüssel etc.) entscheiden die Länder.

SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner wiederholte ihre Forderung nach einem Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab dem 1. Lebensjahr, der den Eltern auch einen Vollzeitjob ermöglicht. Der Platz müsse außerdem - wie in den SPÖ-regierten Bundesländern Wien, Kärnten und dem Burgenland - gratis sein. Etwa in Wien ist freilich nur ein knappes Drittel der Kindergärten öffentlich, in den Privatkindergärten muss man weiterhin zahlen. Als Maßnahme gegen den Personalmangel in den Kindergärten forderte SPÖ-Bildungssprecherin Petra Tanzler einen „Ausbildungsturbo“, bessere Betreuungsverhältnisse und bessere Bezahlung.

„Der Kindergarten ist keine Aufbewahrungsstätte, sondern die erste Bildungseinrichtung. Nach wie vor ist der Kindergarten aber nicht so ausgestattet, dass er diese wichtige Funktion auch wirklich wahrnehmen kann“, betonte Neos-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre. Sie fordert verbindliche Qualitätsziele in der Elementarpädagogik und Investitionen von rund fünf Milliarden Euro pro Jahr. Die Regierung hat zuletzt 4,5 Mrd. Euro bis 2030 angekündigt. Nötig wären für Künsberg Sarre auch weitere Ausbildungswege für Fachkräfte, etwa ein Elementarpädagogik-Bachelorstudium insbesondere für AHS-Maturantinnen und -Maturanten.

Umfrage: Zustimmung zu Protesten steigt

In der Bevölkerung ist die Zustimmung zu den Protesten des Kindergartenpersonals im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozentpunkte gestiegen, ergab eine Online-Studie von Integral (500 Befragte zwischen 16 und 75 Jahren) in Kooperation mit dem Netzwerk Elementare Bildung Österreich. 53 Prozent finden es demnach gut, dass diese Proteste stattfinden. Besonders hoch ist die Zustimmung in Wien und unter Höhergebildeten.

Weiter gestiegen ist auf 82 Prozent ist auch der Anteil derer, die die Vermittlung von Bildung bereits im Kindergarten für (sehr) wichtig halten. Gleichzeitig sind laut Umfrage zwei Drittel der Ansicht, dass Österreich zu wenig für Elementarpädagogik ausgibt. Unterstützung kommt laut der Umfrage auch für die Forderung von Aktivisten und Kindergartenträgern nach Verbesserungen für Kinder mit geistiger oder körperlicher Beeinträchtigung. (APA/Red.)

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