Wohltätige Influencerin

Kommunikationsfehler oder System? Chiara Ferragni weiter im Visier der Justiz

Chiara Ferragni
Chiara Ferragni Getty (Dominique Charriau)
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Italiens Regierung hat die Geschichte um den falschen Spendenkuchen satt und führt strengere Kontrollen für wohltätige Influencer ein. Unterdessen vergrößern sich die juristischen Probleme der gefallenen Chiara Ferragni.

Wer hoch steigt, fällt tief - eine kleine Wahrheit, bei der am Ende selbst die größte Anhängerschaft nicht hilft. Nachdem die Staatsanwaltschaft in Mailand Ermittlungen gegen die bekannte Mode-Unternehmerin Chiara Ferragni wegen unlauteren Wettbewerbs im Zusammenhang mit angeblichen Wohltätigkeitsaktionen eingeleitet hat, plant die italienische Regierung neue Regeln für Influencer. Damit sollen strengere Kontrollen möglich werden.

Unterdessen vergrößern sich die juristischen Probleme der 36-Jährigen. Nach Ermittlungen unter dem Verdacht von „schwerem Betrug“ beim Verkauf von Weihnachtskuchen untersucht die Staatsanwaltschaft nun, so berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, den Vertrieb von Ostereiern und Puppen. Auch dass Chiara Ferragni 2020 als Verkaufsbotschafterin für Kekse der Marke Oro angab, den vollen Gewinn der Covid-Bekämpfung zu widmen, soll überprüft werden. Das Vertrauen in die Aufrichtigkeit der vielleicht bekannteste Italienerin ist aktuell eher überschaubar.

Ferragni bat ihre Millionen-Followerschaft derweil um Entschuldigung, räumte aber nur „Kommunikationsfehler“ ein. Sie kündigte in einem Video an, dem Turiner Kinderkrankenhaus Regina Margherita eine Million Euro zu spenden. Auch wenn sich die Influencerin und ihre Anwälte siegessicher geben, vermutet die Staatsanwaltschaft mittlerweile, dass der „Kommunikationsfehler“ System hatte.

Klare Ausschilderung von Zweck und Spendensumme

Der Fall zieht in Italien jedenfalls weite Kreise. Ein neuer Gesetzesentwurf sieht vor, dass der Spendenzweck und der Empfänger von zur Verfügung gestellten Produkten sowie der Betrag oder der Anteil, der für einen Zweck bestimmt ist, klar angegeben werden müssen. Die Kartellbehörde ist bei Verstößen für die Verhängung von Strafen zuständig, die zwischen 5.000 und 50.000 Euro liegen werden.

Die Strafhöhe wird in jedem Einzelfall anhand des Listenpreises der einzelnen Produkte und der Anzahl der verkauften Waren festgelegt. Bei wiederholten Verstößen wird die Aussetzung der Influencer-Tätigkeit für einen Zeitraum von einem Monat bis zu einem Jahr angeordnet. Die Kartellbehörde muss auch über die Frist informiert werden, innerhalb derer der für wohltätige Zwecke bestimmte Betrag zu zahlen ist.

Eine Million Euro wegen „unlauterer Geschäftspraktiken“

Italiens Premierministerin Giorgia Meloni sagte am Montag, die Regierung werde ein neues Gesetz über die Transparenz von Wohltätigkeitsprojekte ausarbeiten. „Wir arbeiten an einem Gesetzentwurf, der vorsieht, dass bei kommerziellen Aktivitäten, die auch einen wohltätigen Zweck verfolgen, auf der Verpackung der verkauften Waren angegeben werden muss, an wen die Mittel gehen, wofür sie verwendet werden und wie viel tatsächlich für wohltätige Zwecke bestimmt ist“, erklärte Meloni.

Die Ermittlungen der Mailänder Staatsanwaltschaft gegen Chiara Ferragni wegen Betrugs betreffen in erster Linie die Vermarktung eines von ihr für den Süßwarenhersteller Balocco „entworfenen“ Weihnachtskuchens. Die Vermarktung dieses Produkts hatte bei den Kunden den Eindruck erweckt, dass Spenden für krebskranke Kinder gesammelt wurden. Jedoch überwies Balocco dem Spital lange vor der Aktion 50.000 Euro - unabhängig von den tatsächlichen Verkaufszahlen. Das Unternehmen der Geschäftsfrau Ferragni und Balocco wurden im Dezember vom Wettbewerbsamt mit einer Geldstrafe von einer Million Euro wegen „unlauterer Geschäftspraktiken“ bestraft. (Ag/sh)

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