Mein Donnerstag

Als Frau vielleicht mitgemeint, jedenfalls müde

Überraschung, Frauen sind auch von der Klimakrise betroffen. Aber reden wir lieber übers Gendern.

Jetzt reden wir also wieder übers Gendern. Ich möchte hier gar nicht näher darauf eingehen, ob und welchen Zweck Sternchen, Doppelpunkt oder Binnen-I haben. Man kann sie als unsinnig betrachten. Man kann sich auf das generische Maskulinum beschränken und alle anderen Geschlechter mitmeinen. Man kann aber auch die aufgewärmte Debatte für strategisch (un)nötigen Unsinn halten, der in Anbetracht der zahlreichen Herausforderungen und Krisen, mit denen die Welt und Österreich gegenwärtig konfrontiert sind, etwas befremdlich wirkt.

Mich macht die Debatte hauptsächlich müde. Müde, weil sie wieder einmal zeigt, dass wir eben doch noch nicht so weit sind auf dem Weg zu einer wirklich gleichberechtigten Welt. Und dass man sich auf erkämpfte Errungenschaften auch nie wirklich verlassen kann, da sie immer wieder infrage gestellt werden.

Ich denke da an Regierungen und Gerichte, die das Recht der Frauen auf körperliche Selbstbestimmung plötzlich wieder kippen; an Politikerinnen und Politiker, die von Herdprämien träumen; an Männer, die im Internet gefeiert werden, wenn sie Gewalt- und Vergewaltigungsfantasien gegen Frauen detailreich schildern; aber auch einfach an die Tatsache, dass man für das Komitee, das die nächste internationale Klimakonferenz organisieren soll, nicht einmal auf die Idee kommt, unter 28 Organisatoren vielleicht auch nur eine Frau aufzustellen.

Die Entscheidung von Aserbaidschan, dem Gastgeber der heurigen Klimakonferenz, wurde übrigens vor einigen Tagen revidiert und das Komitee um zwölf Frauen ergänzt. Allerdings erst nach einem internationalen Aufschrei und einem offenen Brief, in dem Politikerinnen und Unternehmerinnen – Google, Microsoft, Amazon und Ikea waren dabei – Aserbaidschan daran erinnerten, dass Frauen ebenfalls von der Klimakrise betroffen seien. Gut, das kann man schon einmal vergessen. Aber wieso eigentlich, Frauen sind bei dem Wort Organisatoren doch mitgemeint. Oder?

E-Mails an: teresa.wirth@diepresse.com

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