Melisa Erkurt: „Die Menschenrechte sind in Gefahr“

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Download von www.picturedesk.com am 01.02.2021 (11:17). Journalistin Melisa Erkurt - 20200811_PD10306 - Rechteinfo: Rights Managed (RM)Mirjam Reither
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Melisa Erkurt (32) ist Journalistin (die_chefredaktion). Wurzeln: Bosnien und Herzegowina.

Die Presse: Wie ist es Ihnen ergangen, als Sie von dem Treffen in Potsdam gehört haben?

Melisa Erkurt: Ich war zuerst nicht besonders überrascht, der Rechtsruck ist ja schon länger und vielerorts spürbar. Solche Treffen gab es sicherlich schon etliche, jetzt war mit dem Correctiv ein Medium investigativ dabei und wirklich niemand kann mehr behaupten, die Warnungen, die von Expertinnen und Experten, aber vor allem auch von Migrantinnen und Migranten schon länger kommen, wären übertrieben. Was mich überwältigt hat, ist die Angst, die viele junge Menschen mit Migrationsbiografie äußern. Sie fühlen sich jetzt schon fremd und ausgestoßen. Das kriegen wir auf die_chefredaktion über Instagram und TikTok besonders stark mit: Jugendliche, die Angst haben, abgeschoben zu werden, junge Eltern, die Angst um ihre Kinder haben. Ich hab viele Krisengespräche diesbezüglich hinter mir.

Welche Reaktion erwarten Sie von Politik und Zivilgesellschaft?

Alle, egal, wo wer politisch steht, müssen ernst nehmen, dass die Demokratie in Gefahr ist. In Deutschland demonstrierten Hunderttausende. Das ist ein starkes Zeichen, was kurz Hoffnung gibt, aber darauf muss mehr folgen. Die Menschenrechte sind in Gefahr. 

Was wollen Sie einer ganz jungen Person mit Migrationshintergrund sagen, die verängstigt ist?  

Ihr seid damit nicht allein, und eure Sorgen sind vollkommen berechtigt. Teilt sie mit anderen und versucht, Halt in einer Gemeinschaft zu finden, die sich für ein gutes und gerechtes Miteinander einsetzt. Bitte lasst nicht zu, dass irgendjemand eure Ängste ausnutzt, um damit wiederum Hass auf andere Gruppen zu schüren. 

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