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Signas KaDeWe-Gruppe bereitet Insolvenzantrag vor

Das Signa-Chaos kennt kein Ende. Dem KaDeWe in Berlin-Kreuzberg droht die Insolvenz.
Das Signa-Chaos kennt kein Ende. Dem KaDeWe in Berlin-Kreuzberg droht die Insolvenz. Imago / Jürgen Held
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Das Berliner Luxuskaufhaus steht vor der Insolvenz. Der Antrag soll in der kommenden Woche gestellt werden. Den deutschen Steuerzahler kostet das womöglich mehrere Millionen.

Wien/Berlin. Wien/Berlin. Ein weiterer Stein aus dem Signa-Turm bröckelt. Nach der Warenhauskette Galeria steht jetzt auch die KaDeWe-Gruppe mit Kaufhäusern in Berlin, Hamburg und München vor der Insolvenz. Das berichtete das Wirtschaftsmagazin „Capital“ am Samstag. KaDeWe leitet sich aus dem früheren Namen „Kaufhaus des Westens“ ab und gilt als eines der bekanntesten Warenhäuser Deutschlands. Auch das im Bau befindliche Lamarr-Kaufhaus in Wien ordnet sich der Gruppe unter.

Dem Bericht zufolge soll der Antrag in dieser Woche eingereicht werden. Beantragt werden soll das Insolvenzverfahren in Berlin, wo die Gruppe mit offiziellem Firmensitz in Essen den weitaus größten Teil ihres Geschäfts macht. 

Öffentliche Hand muss zahlen

Bisher sind am Berliner Amtsgericht Charlottenburg schon die Insolvenzverfahren zahlreicher anderer Signa-Firmen unter der Führung des Insolvenzverwalters Torsten Martini vereint. Darunter befinden sich auch Gesellschaften, die Immobilien an die KaDeWe Group vermieten. 

Nun wird erwartet, dass ein Insolvenzverwalter eingesetzt wird, der bisher noch nicht mit dem Signa-­Verfahren beschäftigt ist. Betroffen wären damit nicht nur Objekte in Berlin, sondern die Luxuskaufhäuser Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München. Das Handelsgeschäft in den Kaufhäusern in Berlin, Hamburg und München hatte Benko schon vor vielen Jahren von den normalen Filialen der damals noch eigenständigen Warenhauskette Karstadt getrennt und in ein separates Unternehmen eingebracht. Die KaDeWe Group erwirtschaftete zuletzt einen Umsatz von rund 800 Millionen ­Euro.

Damit droht der öffentlichen Hand in Deutschland eine teure Rechnung. Zu Beginn der Coronakrise im Jahr 2020 hatte das Unternehmen eine Ausfallbürgschaft der Länder Berlin und Hamburg sowie des Bundes für einen Bankkredit in Höhe von bis zu 90 Millionen Euro erhalten. Intern hatten Signa-Manager diese Zahlung als „Geschenk“ gefeiert. Der von der Großbank BNP ausgereichte Kredit wird heuer fällig. Bleibt die KaDeWe Group zahlungsunfähig, muss wohl der deutsche Steuerzahler einspringen.

Wiener Lamarr-Kaufhaus

Der Gruppe untergeordnet wird auch das Luxuskaufhaus mit angegliederten Hotel auf der Mariahilfer Straße in Wien. Das nach der Film­ikone und Erfinderin Hedy Lamarr benannte Objekt befindet sich seit 2021 im Bau, der mit den jüngsten Insolvenzen der wichtigsten Gesellschaften des Signa-Konzerns ins Stocken geriet. Der Rohbau des ehemaligen Leiner-Geschäfts war fast abgeschlossen. Die Eröffnung war ursprünglich für 2025 geplant.

Bauverzögerungen, wie sie wohl für die Signa-Baustellen in Basel, Zürich, München, Hamburg und nicht zuletzt auch Wien zu erwarten sind, können für die Städte unangenehm werden. Schon gezeichnete Mietverträge sind meist an pünktliche Fertigstellungen geknüpft. Bauleichen an den prominentesten Orten der Innenstädte wollen Politiker eigentlich vermeiden. „Die Baupolizei überprüft die Baustellen anlassfallbezogen“, hieß es jüngst von der Stadt Wien zur „Presse“. Aufgrund der Sensibilität des Projekts sei die MA 37 hier regelmäßig vor Ort.

Außerdem kann der Insolvenzverwalter die Fortführung gewisser Teile eines Unternehmens anordnen, sodass die Insolvenz an sich noch kein Grund zum Baustopp sei. Die Baubewilligung würde auch für allfällige Rechtsnachfolger, die im Konkurs die Liegenschaft erwerben, gültig bleiben. Die Auflagen wären damit die gleichen wie für Signa.

Klarheit gibt es schon beim „Vienna Twentytwo“. Das zur Signa-Firma Forum Donaustadt Holding gehörende Bauprojekt in der Wiener Donaustadt wird von ARE übernommen, der Tochter der staatlichen Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). Sie war zuvor schon an dem Signa-Projekt beteiligt und zahlt dafür dem Vernehmen nach zehn Millionen Euro. Dem stimmte der Signa-Aufsichtsrat zu, der Vertrag soll diese Woche unterzeichnet werden. Bis Ende 2025 sollen dort Wohnungen, Büros, Restaurants, Hotels entstehen. Der Bau soll auch bereits zu 80 Prozent abgeschlossen sein.

Übernehmen die Thailänder?

Fast die Hälfte der Gruppe gehört zur insolventen Signa-Holding des Tiroler Immobilientycoons René Benko. 50,1 Prozent der Luxuskaufhäuser besitzt allerdings der thailändische Konzern Central Group, der auch in der Schweiz an den Globus-Warenhäusern sowie in Wien am noch im Bau befindlichen Lamarr-Kaufhaus beteiligt ist.

Beobachter halten es für nicht ausgeschlossen, dass die Thailänder im Zuge der Insolvenz die Signa-Anteile günstig übernehmen wollen. Sie hatten schon bei dem Londoner Kaufhaus Selfridges ihre Anteile erhöht. Der Chirathivat-Clan soll die viertreichste Familie in Thailand sein.

 

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