Todesfall

Er war mehr als ein Krimiautor: Alfred Komarek ist tot

Alfred Komarek (1945–2024)
Alfred Komarek (1945–2024)APA/Herbert Pfarrhofer
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Mit seinen Büchern über den Gendarmen Simon Polt wurde er bekannt. Er hinterlässt viel mehr: Alfred Komarek ist 78-jährig gestorben.

Der Erfolg war ihm „passiert“, sagte Alfred Komarek angesichts der Popularität seiner berühmtesten Romanfigur. 1998 erschien mit „Polt muss weinen“ sein erster Band über den wortkargen, eigenwilligen, auf seinem Waffenrad durch die Weinviertler Kellergassen radelnden Dorfgendarmen Simon Polt. Die Leser liebten ihn, die Fernsehzuschauer auch: Aus dem feinsinnigen Regionalkrimi wurde über die Jahre eine insgesamt siebenteilige Reihe inklusive Verfilmungen, in denen Erwin Steinhauer den gemächlichen, gutgläubigen Ermittler spielte.

Regionalkrimis sind im besten Fall immer auch hintergründige Milieustudien – und Alfred Komarek beherrschte die Kunst, mehrdimensionale, oft sehr ungewöhnliche Figuren durch eine präzise beobachtete, so stimmungsvoll geschilderte wie abgründige, weil natürlich immer nur scheinbar heile Welt zu lenken. „Im Weinviertel hat oft das Schweigen mehr zu sagen als das bissl, was geredet wird“, sagte er einmal in einem Interview mit der „Presse“ über seine Wahlheimat: Die fiktive Gegend, in der die „Polt“-Geschichten spielten, war sein literarisches Synonym für das Pulkautal, wo er ein altes Presshaus bewohnte. Wenn er nicht in Wien war. Oder in seiner Heimat Bad Aussee. Dort siedelte er seine andere erfolgreiche Romanreihe an, jene um den entlassenen Chefredakteur Daniel Käfer (verfilmt mit Peter Simonischek).

Er schrieb zunächst aus Geldnot

1945 geboren, begann Alfred Komarek während des Jusstudiums aus Geldnot zu schreiben: erst Glossen und Reportagen, bald Hörspiele und Features fürs Radio. Als „Ö3-Pionier der ersten Stunden“ würdigte ihn nun ORF-Chef Roland Weißmann. Aber auch TV-Drehbücher schrieb der produktive Autor, arbeitete an „Universum“-Dokus mit, schrieb Erzählbände, Essays, sogar Schlagertexte (unter dem Namen Alfred Schilling), Kinderbücher und Sachbücher über diverse österreichische Regionen, auch abseits des Weinviertels und Salzkammerguts.

Sein großer Durchbruch erfolgte mit den „Polt“-Romanen: Auf den ersten Band folgten „Blumen für Polt“, „Himmel, Polt und Hölle“, „Polterabend“, „Polt.“, und der Kurzgeschichtenband „Zwölf mal Polt“. Der letzte Roman der Reihe, „Alt, aber Polt“, erschien 2015. Parallel entstanden die Daniel-Käfer-Romane („Die Villen der Frau Hürsch“, „Die Schattenuhr“, „Narrenwinter“ und „Doppelblick“). Rund 80 Bücher schrieb er insgesamt, in „Schräge Vögel“ porträtierte er schrullige Persönlichkeiten – darunter auch sich selbst, als Höhlenmensch.

Bekennender Donaldist

Sein Werk war von Humor und Sprachliebe erfüllt, sein Leben von Optimismus und Gelassenheit (er schrieb auch, mit der ihm eigenen Vergnügtheit, eine „Anstiftung zum Innehalten“). Der bekennende Donaldist – also Donald-Duck-Fan, eine Leidenschaft, die er sehr ernst nahm – bewahrte sich bis zuletzt eine gewisse Jugendlichkeit. „Ich bin ein grau gewordenes Riesenkind“, sagt er im „Presse“-Interview 2012. Da war er 66. Nun ist er 78-jährig in Wien gestorben.

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