Gaza

Neue Vorwürfe: Zehn Prozent der Mitarbeiter des Palästinenser-Hilfswerks haben Verbindungen zur Hamas

Das Palästinenser-Hilfswerk UNRWA steht unter heftiger Kritik. Zugleich ist es wichtig für die Hilfe im Gazastreifen.
Das Palästinenser-Hilfswerk UNRWA steht unter heftiger Kritik. Zugleich ist es wichtig für die Hilfe im Gazastreifen. APA/AFP
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Das „Wall Street Journal“ zitiert aus einem Geheimdienstdossier mit neue Anschuldigungen gegen das Palästinenser-Hilfswerk. Die USA fordern Aufklärung. Zugleich loben sie die „unverzichtbare Rolle“ der UNRWA bei der Versorgung der Menschen im Gazastreifen.

Die Vorwürfe, die im Bericht des „Wall Street Journal“ geäußert werden, wiegen schwer: Rund zehn Prozent aller rund 12.000 im Gazastreifen beschäftigten Mitarbeiter des UN-Palästinenser-Hilfswerks UNRWA hätten Verbindungen zur Hamas oder dem Islamistischen Jihad, berichtet die US-Zeitung unter Berufung auf israelische Geheimdienstberichte. Zuvor hatte es bereits Berichte gegeben, dass sich zumindest zwölf UNRWA-Mitarbeiter am Terrorüberfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober beteiligt hätten. „Das Problem der UNRWA sind nicht nur ,ein paar faule Äpfel‘, die in das Massaker vom 7. Oktober verwickelt waren. Die Institution als Ganzes ist ein Hort für die radikale Ideologie der Hamas“, wurde ein hoher israelischer Regierungsbeamter zitiert.

Lehrer sollen sich an Terrorüberfall beteiligt haben

Das Palästinenser-Hilfswerk ist der israelischen Regierung schon lange ein Dorn im Auge. Israel beklagt unter anderem, dass an von UNRWA unterstützten Schulen „Hass gelehrt“ werde.

Von den zwölf UNRWA-Mitarbeitern, die an dem Überfall der Hamas am 7. Oktober beteiligt gewesen sein sollen, seien sieben Lehrer, darunter zwei Mathematiklehrer, zwei Arabischlehrer und ein Volksschullehrer, heißt es in dem Bericht. Die Hamas, die von Israel und den meisten westlichen Staaten als Terrororganisation bekämpft wird, hat seit vielen Jahren auch die Kontrolle und die De-Facto-Regierungsgewalt über den Gazastreifen inne.

Die Informationen in den israelischen Geheimdienstberichten, auf die sich das „Wall Street Journal“ bezieht, basierten unter anderem auf Mobilfunkdaten, Verhören von gefangenen Hamas-Kämpfern und auf Dokumenten, die bei getöteten Kämpfern sichergestellt worden seien, schreibt das Blatt. Die US-Regierung sei über das Geheimdienstdossier unterrichtet worden, hieß es.

Wegen der Vorwürfe gegen das Palästinenser-Hilfswerk haben zahlreiche westliche Länder, darunter auch Österreich, die Finanzhilfe für UNRWA eingefroren. Am Dienstag will UN-Generalsekretär António Guterres mit Vertretern der Geberländer zusammenkommen. Der Generalsekretär wies darauf hin, dass die derzeitige Finanzierung des UNRWA nicht ausreiche, um die zwei Millionen Zivilisten im Gazastreifen im Februar zu unterstützen. Er appellierte an die Staaten, die ihre Beiträge ausgesetzt haben, die Kontinuität der Arbeit von UNRWA zu gewährleisten.

USA: UNRWA spielt „unverzichtbare Rolle“ bei Hilfe

US-Außenminister Antony Blinken forderte erneut eine Aufklärung der Vorwürfe gegen UNRWA. Er sagte zugleich, das Hilfswerk spiele „eine absolut unverzichtbare Rolle dabei, sicherzustellen, dass Männer, Frauen und Kinder, die in Gaza so dringend Hilfe benötigen, diese auch tatsächlich erhalten“. Keine andere Organisation habe eine vergleichbare Reichweite, Kapazität und Struktur. „Aus unserer Sicht ist es wichtig – mehr als wichtig; zwingend erforderlich – dass diese Rolle fortbesteht. Das unterstreicht also nur, wie wichtig es ist, dass UNRWA dieses Problem so schnell, effektiv und gründlich wie möglich angeht.“ Man habe die Vorwürfe nicht eigenständig prüfen können, sagte Blinken. Sie seien aber äußerst glaubwürdig. Sollten sie sich bestätigen, müssten entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, „damit so etwas nicht noch einmal passiert“.

(APA/DPA/red.)

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