Lipizzaner

Die Spanische Hofreitschule sucht neue Freunde

Ex-Getränkemanager Alfred Hudler leitet seit Ende 2022 die Spanische Hofreitschule.
Ex-Getränkemanager Alfred Hudler leitet seit Ende 2022 die Spanische Hofreitschule.Picturedesk / Jeff Mangione
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Alfred Hudler, Chef der Spanischen Hofreitschule, zog nach gut einem Jahr erste Bilanz. Er plant ein neues Besucherzentrum, Hotelzimmer in Piber – und eine Plattform für Förderer.

Wenn man ihn nach seinen persönlichen Highlights frage, dann, sagt Alfred Hudler, seien das: die Tournee nach Paris. Seine erste Fohlengeburt in Piber um drei Uhr in der Früh. Sein erster Almabtrieb, auch wenn er am Tag danach nicht mehr habe gehen können. Besonders aber: die Arbeit mit dem Team.

Es war vor allem Harmonie, die Alfred Hudler in seiner ersten Zwischenbilanz zu vermitteln suchte. Ende 2022 war der ehemalige Getränkemanager als neuer Chef der durchaus gebeutelten Spanischen Hofreitschule angetreten. Vieles von dem, was er bisher eingeführt hat, klingt nach Management-Lehrbuch respektive nach Dingen, die es in anderen Unternehmen längst gibt. So habe man im Vorjahr unter Einbindung aller Abteilungen an einer Vision gearbeitet, die angesichts des gesetzlichen Auftrags allerdings wenig überraschend ausfällt. „Wir stehen für Lipizzanerzucht und klassische Reitkunst auf höchstem Niveau“, heißt es darin, und: „Durch Schönheit, Perfektion, Tradition und lebendige Geschichte begeistern wir grenzenlos.“

Dritter Oberbereiter

Personell gibt es seit Herbst neben Rudolf Rostek und Herbert Seiberl mit Marcus Nowotny einen dritten Oberbereiter, die Verantwortung teile sich das Trio auf. Seiberl selbst ist dabei, wie er am Donnerstag erklärte, für Dienst- und Vorführungspläne zuständig, Rostek für Öffentlichkeitsarbeit und Produktentwicklung, Nowotny für die Mitarbeiter. Apropos: Neuerdings gibt es eine eigene Human-Resources-Abteilung, die den Betrieb auch als attraktiven Arbeitgeber präsentieren soll. Derzeit werde auch an einem detaillierten Ausbildungsplan für Pferde und Bereiter gearbeitet; regelmäßige externe Evaluierungen seien geplant. Ein neues Steuerungselement (vulgo Excel-Tabelle) soll die Auslastung der einzelnen Pferde dokumentieren.

Überhaupt stehe das Tierwohl (Punkt eins in der neuen Mission) im Mittelpunkt. Derzeit würden etwa verschiedene Varianten für eine Kühlung der Anlage evaluiert; dabei werde auch über eine Art Begrünung der Stallburg nachgedacht. Weil die Anzahl der Vorführungen pro Pferd limitiert ist, wolle man Morgenarbeit und Führungen ausbauen und besser kommunizieren.

Neue Plattform

Und: Gesucht werden Kooperationen und Sponsoren. Er wolle eine Plattform für Fördererinnen und Förderer aus dem In- und Ausland schaffen, so Hudler. Eine Art Klub für Menschen, die sich der Institution verbunden fühlen (einen Freundeskreis gibt es schon). Daneben will man vermehrt heimische Gäste ansprechen; etwa, wie schon Vorgängerin Sonja Klima, Schulklassen, aber auch Pensionisten. Auch die Vermietung von Winterreitschule und Salons solle Einnahmen bringen. Daneben hat man zuletzt die Marketingmaßnahmen verstärkt, mit einer beklebten Straßenbahn oder Screens in der Ankunftshalle in Schwechat.

Neue Produkte, mehr Gastronomie

Apropos Finanzen. Die langjährige Zuchtförderung von einer Million Euro wurde durch eine Basisabgeltung durch den Bund in Höhe von 2,5 Millionen Euro abgelöst. Damit sei der normale Betrieb gesichert, so Hudler, andere Projekte aber nicht. So will man etwa das Besucherzentrum „zeitgemäßer“ gestalten. In Zeiten, da Besucher ohnehin mit Handytickets kommen, brauche man keine großen Kassen mehr. Stattdessen will man den Shop (für den neue Merchandising-Produkte entwickelt wurden) und den Gastronomiebereich neu gestalten. „Es liegt ein fixfertiges Konzept in der Lade“, allein, es liege am Geld. „In den nächsten Monaten arbeiten wir an der Finanzierung.“

Neues gibt es auch aus dem Gestüt in Piber zu berichten. Dort habe man, der Empfehlung des Rechnungshofs folgend, die Herde vergrößert, um den genetischen Pool abzusichern. Dabei sollen jene der sechs Hengstlinien und 17 Stutfamilien, die zuletzt nur noch schwach vorhanden waren (bei den Hengsten etwa Maestoso), wieder stärker forciert werden.

Nachdem im Vorjahr ein Kletterpark, der das Gestüt für Familien interessanter machen sollte, verspätet in Betrieb ging, arbeite man nun auch an Übernachtungsmöglichkeiten. Weil ein von externen Partnern geplantes, spektakuläres „Lipizzaner-Hotel“ in Köflach weiter in der Luft hängt (neue Investoren werden gesucht), will man nun in einem Gebäude auf dem Gestütsgelände 20 Zimmer schaffen. Die 550 Hektar Grünfläche sollen künftig auch Futter für die Vierbeiner sicherstellen. Statt Heu zuzukaufen, setzt man auf Eigenversorgung – und auf Kreislaufwirtschaft: Während Heu nach Wien geliefert wird, soll umgekehrt der Mist aus der Hofburg wieder in der eigenen Landwirtschaft ausgebracht werden.

Auf einen Blick

Die Spanische Hofreitschule hat derzeit 200 Mitarbeiter (Geschlechterverhältnis etwa 50:50) und 400 Pferde. Von den 115 Hengsten sind 59 fertig ausgebildete Vorführhengste, 56 befinden sich in Ausbildung. 71 Hengste sind in Wien stationiert, 40 im Trainingszentrum Heldenberg (wobei alle drei Monate rotiert wird), vier im Deckeinsatz in Piber. Die Auslastung der Institution liegt derzeit bei 94 Prozent.

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