Kritik

Oksana Lyniv zu den Wiener Festwochen: Verbindung zu Currentzis war „nicht abgesprochen“

Oksana Lyniv kritisiert Teodor Currentzis öffentlich.
Oksana Lyniv kritisiert Teodor Currentzis öffentlich. IMAGO/Yonhap News
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Der Plan des Intendanten Milo Rau, sich auf musikalische Art aktuellen Konflikten zu widmen, ist vorerst gescheitert. Die ukrainische Dirigentin Lyniv sei über das Vorhaben, sie mit dem griechisch-russischen Dirigenten Teodor Currentzis in einen Kontext zu stellen, nicht informiert worden.

Der Intendant der Festwochen, Milo Rau, hatte für die Wiener Festwochen Großes geplant. Er wollte das Festival etablieren „als Ort, an dem wir auch strukturell über die Dinge nachdenken“, sagte er kürzlich in einem Interview mit der Nachrichtenagentur APA. Eingeladen hatte er die Ukrainerin Oksana Lyniv, das Requiem „Babyn Jar“ von Jewhen Stankowytsch zu dirigieren, der griechisch-russische Dirigent Teodor Currentzis sollte sich den „War Requiems“ von Benjamin Britten widmen – „in dieser Gleichzeitigkeit“.

Beide Künstler seien dazu bereit, auch wenn sie natürlich ihre Distanz hätten, hieß es da noch. Ein erstes Statement von Lyniv klingt anders. Dem Musikblog „Crescendo“ sagt sie: „Ich kann es gegenüber den fast 150 Musikerinnen und Musikern, die aus dem Krieg in der Ukraine nach Wien reisen, nicht verantworten, in einem Kontext mit Teodor Currentzis gestellt zu werden und eventuell sogar an einem Whitewashing teilzunehmen.“ Currentzis’ Verbindungen nach Russland würden es derzeit unmöglich für sie machen, in einem Kontext mit ihm aufzutreten. „Es war auch mit den Festwochen nicht abgesprochen, dass die Konzerte miteinander in Verbindung stehen“, wird die Dirigentin zitiert.

Rau gibt sich überrascht

Der griechisch-russische Dirigent lässt sein Ensemble MusicAeterna fortlaufend von russischen Firmen finanzieren, die auf der Sanktionsliste der EU stehen. Bis jetzt hat er sich nicht zum Angriffskrieg auf die Ukraine geäußert. Auch im Netz echauffierten sich einige über Raus Programmpunkte. Dieser zeigt sich erstaunt über die heftigen Reaktionen. Auf Anfrage von „Crescendo“ erklärte er, dass das ukrai­ni­sche „Kaddish Requiem“ für ihn im Zentrum der Fest­wo­chen stehe und er unbe­dingt an einer Auffüh­rung fest­halten wolle. „An allem anderen halte ich nicht krampf­haft fest.“

Man befinde sich im Prozess der Abstim­mung mit allen Betei­ligten und „bitte um ein wenig Zeit, um zu einer Lösung zu kommen“, so Rau. Lyniv zeigt sich einer gemeinsamen Lösung gegenüber ebenfalls zuversichtlich, sie bleibe aber bei ihrer ursprünglichen Forderung, nicht im Kontext mit Teodor Currentzis aufzutreten.

Dem „Profil“ gegenüber räumte Rau jedenfalls Kommunikationsmängel ein. Die Tatsache, dass „War Requiem“ unter dem Dirigat von Teodor Currentzis im Programm sei, habe man „im Vorfeld ausführlich gemeinsam mit allen Wiener Partnern diskutiert“ – nur Lyniv habe man dies „leider erst wenige Wochen vor Beginn des Vorverkaufs, durch Vermittlung ihrer Agentur“ mitgeteilt, schreibt das Blatt. Lyniv habe sich ausdrücklich gewünscht, die beiden Projekte nicht als „Zusammenarbeit“ oder „Doppel-Requiem“ zu bewerben. Dass der gemeinsame frühzeitige Verkauf beider den „Eindruck einer inhaltlichen Zusammenarbeit erweckt“ hat, bedaure man sehr, wird Rau zitiert. (red.)

>> Zum Artikel von „Crescendo“
>> Zum Artikel vom „Profil“

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