TV-Notiz

„Streitzeit“ im ORF: Was machen Medien falsch?

Am Mittwochabend im ORF.
Am Mittwochabend im ORF. (c) Screenshot
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Mediale Selbstkritik wollte in einer ORFIII-Diskussion vor allem der deutsche Journalist und Medienmanager Hans Demmel diskutieren.

Wie gehen wir mit vermeintlichem und tatsächlichem Fehlverhalten um? Was können wir aus der Diskussion um Plagiatsverdächtigungen und die darauf folgende Emotionsspirale lernen? Fragen wie diese waren am Mittwochabend Thema bei „Streitzeit“, einer Diskussionssendung auf ORFIII. Die Fragen, die der Fall Alexandra Föderl-Schmid aufgeworfen hat, beschäftigen die Branche also weiterhin.

Dass die Frage „Genügt heute schon ein Plagiatsverdacht, um eine Karriere zu beenden“ bejaht wurde, überrascht nicht. Erfrischende Kommentare wie „Die wenigsten Sätze sind so genial, dass der Urheber einen Anspruch für die Ewigkeit hat“ mischten sich mit eher behäbigen Statements zu Wesen, Zukunft und Vergangenheit der Medien. Diskussionen mit mehr als drei Teilnehmern leiden ja häufig unter dem Problem, dass interessante Punkte angerissen werden – und dann weniger interessante Gesprächspartner das Wort bekommen. Es liegt wohl im Wesen der Sache.

Hans Demmel, deutscher Journalist und Medienmanager (er war etwa langjähriger Geschäftsführer des Nachrichtensenders n-tv) ließ jedenfalls vielfach aufhorchen. Mit guten Zusammenfassungen (etwa bei der „persönlichen Rache“ von Julian Reichelt an der „Süddeutschen Zeitung“) und Fragen. Er pochte vor allem darauf, dass Journalisten kritisiert werden sollen, kritisiert werden müssen. Und legte eine sehr nüchterne Betrachtung journalistischer Praxis vor.

Hausjells großes „Wir“

Medienhistoriker Fritz Hausjell dagegen führte, etwas langatmig und mahnend, ein Idealbild von Journalismus aus. Woraufhin Demmel lapidar meinte, davon „sind wir aber in der Realität ein Stück weg“. Er sprach vom Fehlen einer Fehlerkultur, gar vom Verweigern dieser. Woraufhin Hausjell zum großen „Wir“ griff: „Wir haben begonnen in dem Bereich. Das heißt, sowohl der ‚Standard‘ als auch der ‚Falter‘ – und einige folgen jetzt allmählich – machen es selbstverständlich“. Wenn ihnen Fehler passieren, würde sehr schnell dann auch die Korrektur folgen. Andere Medien erwähnte Hausjell nicht.

Sei‘s drum, der Medienhistoriker ging dann auch schnell wieder über zum politischen Aspekt. Dem Vorwurf, dass sich einzelne Journalisten als politische Akteure gerieren würden. Das sei, stellte er klar, „eine gezielte Denunzierung“ von Rechts. Demmel widersprach beim grundsätzlichen Freispruch von Journalisten, wenn es um die Frage des „Politikmachens“ gehe. Die Aufgabe sei es, Politik zu begleiten, zu erklären, zu hinterfragen. Aber er kenne „eine ganze Menge Kollegen, die sehen das nicht wirklich so“.

Gerade angesichts des großen Zulaufs zu Krawallmedien müsste man sich fragen: „Machen wir immer alles richtig?“ Diese Frage blieb (erst einmal) so stehen, die Runde widmete sich der aufgeheizten Stimmung im Netz. Allgemeiner Pessimismus.

Die letzte Frage „Was sollen wir anders machen in Zukunft, besser?“ war eine große. Die den Zuseher wieder auf die Ebene der Plagiatsunterstellungen bei Alexandra Föderl-Schmid zurückbrachte. Man solle die Offensiven eines Plagiatsjägers „strikt verschweigen“, meinte Sichrovsky. Sie würde sich „Shitstorm-Faktenchecks“ wünschen, meinte Barbara Tóth (die sich im Fall Föderl-Schmid quasi als Einzige hervorgetan hatte mit einer weiter gehenden Recherche zum Plagiatsvorwurf).

Bei Peter Fässlacher diskutierten:

Hans Demmel, deutscher Journalist und Medienmanager

Barbara Tóth, „Falter“-Journalistin

Fritz Hausjell, Publizist und Medienhistoriker

Heinz Sichrovsky, Kulturjournalist

>> Die Sendung zum Nachschauen

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