Russland

Zeitpunkt von Nawalnys Todesmeldung „war kein Zufall“

Trauer um Nawalny sieht man in vielen Städten.
Trauer um Nawalny sieht man in vielen Städten.Reuters / Tomasz Pietrzyk/agencja Wyborcza.pl
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Die Botschaft vom Tod des Kremlgegners wenige Minuten vor Beginn der Münchner Konferenz sei eine Botschaft, sagt georgische Präsidentin. Derweil wurden in Russland Hunderte festgenommen, die Trauer bekundeten.

Die georgische Präsidentin Salome Surabischwili hält den Zeitpunkt der Todesmeldung des Kremlgegners Alexej Nawalny nicht für einen Zufall, sondern für eine Botschaft Russlands. „Ich denke, es war kein Zufall, dass der Tod von Nawalny wenige Stunden oder Minuten vor Beginn der Münchner Konferenz bekannt gegeben wurde“, sagte die 71-Jährige am Sonntag am Rande der Sicherheitskonferenz. Es sei typisch für das russische Vorgehen, damit beeindrucken zu wollen, „dass Russland tut, was es will, wo es will. Und das war, denke ich, eine Botschaft für die Konferenz in München“, sagte sie.

Hunderte festgenommen

Bei Versammlungen zum Gedenken an den in Haft verstorbenen Kreml-Kritiker Alexej Nawalny sind nach Angaben von Menschenrechtlern in Russland mittlerweile mehr als 400 Menschen festgenommen worden. Allein in St. Petersburg hätten die Behörden mindestens 200 Personen inhaftiert, teilt die Online-Bürgerrechtsplattform OVD-Info mit. Insgesamt habe es Festnahmen in 32 russischen Städten gegeben.

Leichnam des Oppositionspolitikers verschwunden

Nawalnys Team hat dessen Tod am Samstag bestätigt. Sprecherin Kira Jarmysch berichtete, Nawalnys Mutter Ljudmila Nawalnaja war in das Straflager im Norden Russlands gereist und habe dort die Todesnachricht erhalten. Allerdings fehlte am Samstag vom Leichnam des russischen Oppositionspolitikers jede Spur.

Der Mutter wurde von einem Mitarbeiter des Straflagers zunächst gesagt, der Leichnam Nawalnys befinde sich im Leichenschauhaus der 50 km vom Straflager entfernten Stadt Salechard. Als sie allerdings hinreiste, um ihren Sohn zu identifizieren, war das Gebäude geschlossen. Telefonisch wurde ihr und einem mitgereisten Anwalt mitgeteilt, der Leichnam befinde sich doch nicht im Leichenschauhaus.

Auslandsstudierende könnten nächstes Kreml-Ziel sein

Justizministerin Alma Zadic (Grüne) warnte unterdes, dass Nawalnys Tod nun verstärkt Studierende aus Russland an bestimmten Universitäten im Westen ins Visier des Kreml geraten könnten. Schanna Nemzowa, Tochter des 2015 ermordeten Regimekritikers Boris Nemzow, habe ihr am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz am Samstag von Schwarzen Listen berichtet. Darauf befindliche Personen könnten in Russland strafrechtlich verfolgt werden.

Nemzowa mache sich Sorgen um russische Studentinnen und Studenten etwa an der in Wien ansässigen CEU, der Central European University, und anderen Bildungsinstituten, die von dem amerikanischen Milliardär und Demokratieförderer George Soros unterstützt werden, sagte Zadic. Sie rief dazu auf, russischen Oppositionellen, die in Österreich leben, jenen Schutz gewähren, den sie brauchen. Sie seien weltweit in Gefahr, spielte die Grüne Politikerin auf die mutmaßliche Ermordung russischer Regimekritiker im Ausland im Auftrag der Staatsmacht an. (Ag./Red.)

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