Interview

Chris Lohner: „Die Regierung sollte demütiger werden“

Caio Kauffmann
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Chris Lohner steht seit über 50 Jahren in der Öffentlichkeit und ist die unverkennbare Stimme der Nation. Mit der „Presse“ spricht sie über Gehaltsverhandlungen, Politik, ihr Desinteresse an Aktien und ihr neuestes Projekt.

Die Presse: Sie haben viel Verschiedenes in Ihrem Leben gemacht. Einer Ihrer bekanntesten Jobs war die Tätigkeit als Programmansagerin im Fernsehen. Hat man da gut verdient?

Chris Lohner: Das war so wenig, dass ich zum damaligen ORF-Direktor, Helmut Zilk, gegangen bin und mehr verlangt habe. Geboten wurden damals 700 Schilling für einen ganzen Abend. Das waren acht Stunden. Um den Preis konnte ich nicht bleiben, das konnte ich mir schlicht nicht leisten. Das ist ein Beruf, für den ich etwas gelernt habe. Die mussten mir keine Almosen geben und ich musste nicht froh sein, dass ich dort sein darf. Ich kam damals aus der Modelwelt, und dort habe ich mehr pro Stunde bekommen. Jedenfalls gab es nach meiner Forderung aus dem Stand 1200 Schilling. Für alle, nicht nur für mich.

Da haben Sie gut verhandelt.

Ich habe mir nie etwas gepfiffen. Man muss immer alles probieren. Das ist immer noch ein Credo von mir. Wenn man es nicht probiert, heißt das nein. Probiert man es, heißt es vielleicht ja.

Was hat Ihnen die Arbeit als Programmansagerin damals für Türen geöffnet?

Der Job hat mich künstlerisch bereichert. Ich habe begonnen, meine Abendansagen selbst zu schreiben. Und mit der Zeit kamen immer mehr Engagements in meine Richtung. Man hat wohl irgendein Zwinkern in meinen Augen gesehen. Peter Lodynski hat mich für seine Zaubershows geholt, und dann war ich bei der Fernsehserie „Kottan ermittelt“ dabei.

Was war der härteste Job, den Sie jemals gemacht haben?

Ich mache alles mit Vergnügen.

Dann andersrum: Was war der beste Job?

Das ist schwer zu sagen. Heute ist mir meine Charity-Tätigkeit am wichtigsten. Da ergibt meine Öffentlichkeit Sinn, und das liebe ich. Aber auch „Kottan“ war sehr lustig, denn da konnte ich mitreden.

Inhaltlich?

Ja, natürlich. Als ich in der Serie einmal ein Gesundheitsmagazin ansagen musste, wollte ich einen blutigen Kopfverband, und den habe ich bekommen. Ich konnte einbringen, was ich witzig fand, wie zum Beispiel an die Scheibe des Fernsehers zu klopfen oder vor der Tür zu stehen und das Programm anzusagen.

Zur Person

Chris Lohner ist Autorin, Moderatorin, Kabarettistin, Schauspielerin und die Stimme der ÖBB. Derzeit ist sie in ihrer Show „Bazooka und die Vier im Jeep“ zu ihrem Buch „Ich bin ein Kind der Stadt“ zu sehen (22. Februar Melk, 8. März Güssing, 25. April Klein-Neusiedl, 12. Mai Wien). Gemeinsam mit Schauspieler Erwin Steinhauer bringt sie ein Briefverhältnis zwischen Marlene Dietrich und Friedrich Torberg auf die Bühne (7. April St. Pölten, 2. Mai Spielberg, 13. Juli Bad Schallerbach, 25. August Reichenau an der Rax). Im Juni tritt sie im Musical „My Fair Lady“ in Baden bei Wien auf (6., 12., 13.).

Wie hat sich Ihr Umgang mit Geld über Ihr Leben hinweg verändert?

Ich wurde 1943 geboren. Wir haben früher alle nichts gehabt. Mein erstes neues Kleidungsstück habe ich im Alter von 16 Jahren bekommen. Das war ein roter Dufflecoat von Texhages. Für das Abendessen war ich mit meiner Großmutter Brennnesseln pflücken. Geld war damals kein Thema, weil wir keines hatten. Das Schöne an der Geschichte war aber, dass es allen so ging. Dadurch gab es keinen Neid. Im Gegenteil: Das Wenige, das man hatte, hat man geteilt. Ich dachte auch, dass wir durch die Coronapandemie wieder etwas näher zusammenrücken würden, aber es war leider eher das Gegenteil der Fall.

Und später?

Im Gymnasium habe ich 30 Schilling Taschengeld pro Monat bekommen. Das war mir zu wenig. Und weil mein Vater Volkshochschuldirektor war, durfte ich dort verschiedene Kurse besuchen. Dort habe ich zum Beispiel töpfern und nähen gelernt. Im Ausverkauf habe ich mir günstige Stoffe gekauft, um mir selbst Sachen zu nähen, und so gespart. Und im Gymnasium habe ich niedrigere Klassen unterrichtet, um mir etwas dazuzuverdienen. Geld war aber für mich aber nie im Vordergrund. Meine Lebensqualität war mir immer ein bisschen wichtiger. Die schönsten Dinge im Leben kann man sich sowieso nicht kaufen.

Würden Sie sagen, dass Sie ein sparsamer Mensch sind, oder verprassen Sie Geld gern einmal?

Ich glaube, dass ich sparsam bin, ja. Aber ich kann auch unheimlich verschwenderisch sein. Ich kann in einem Schlafsaal mit Stirnlampe schlafen, mache aber auch in einem Fünf-Sterne-Hotel eine gute Figur. Manchmal bin ich auch bereit, Geld für einen Luxusurlaub hinzulegen. Verprassen tue ich Geld nicht so gern. Ich hab keine Verwandtschaft mehr, also muss ich schon schauen, dass sich alles ausgeht. Bei Bedarf borge ich Freunden Geld bzw. schenke es ihnen lieber – bis zu einem gewissen Betrag. Ich glaube nämlich, dass Geld borgen Freundschaften kaputtmacht.

Haben Sie Aktien oder ETFs?

Nein. Ich bin einmal jemandem auf den Leim gegangen. Das hat mich meine Lebensversicherung gekostet.

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