Russland

Der Kreml inszeniert ein Versteckspiel um Nawalnys Leichnam

Frauen legen vor der „Mauer der Trauer“ in Moskau Blumen für den russischen Oppositionsführer Alexej Nawalny nieder.
Frauen legen vor der „Mauer der Trauer“ in Moskau Blumen für den russischen Oppositionsführer Alexej Nawalny nieder. APA/AFP/Alexander Nemenov
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Nach dem Tod von Alexej Nawalny geben die russischen Behörden seinen Leichnam nicht heraus. Offiziell ist nicht einmal klar, wo er sich befindet. Die Ermittler lassen Angehörige und Anwälte des russischen Oppositionsführers im Unklaren.

Ljudmila Nawalnaja hält ihre Dokumente fest in der Hand, sie läuft über verschneite Wege von Salechard in Nordwestsibirien, hakt sich bei ihrem Anwalt unter. So zeigen Videoaufnahmen die Mutter Alexej Nawalnys in diesen Tagen. Es ist kalt hinter dem Polarkreis, minus 27 Grad. Hier, hinter den Mauern der „Besserungskolonie Nummer 3“ des Dörfchens Charp, endete am vergangenen Freitag plötzlich das Leben des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny. Ihres Sohnes. Wo sein Leichnam ist, weiß die Mutter jedoch immer noch nicht.

Ljudmila Nawalnaja ist keine, die den Umgang mit russischen Behörden scheut. Sie kennt sie, seit Jahren. Stunden verbrachte sie in russischen Gerichten, saß auf Holzbänken in der Ecke, hörte zu, versuchte zu verstehen, was Richterinnen und Richter in allerlei Verhandlungen vor sich hin nuschelten, was sie ihrem Aljoscha (so der Kurzname von Alexej), dem Hoffnungsträger so vieler Russinnen und Russen, vorwarfen. Es waren so viele absurde Vorhaltungen, selbst für Juristen kaum nachzuvollziehen. Die 69-Jährige ertrug die staatlichen Erniedrigungen gegen ihren Sohn und mied die Öffentlichkeit. Nun steht sie in dieser Öffentlichkeit, die sie begleitet auf ihrer unermüdlichen Suche nach dem Leichnam ihres Jungen – weil der russische Staat Alexej Nawalny auch nach seinem Tod erniedrigt. Und Ljudmila Nawalnaja mit.

„Verlängerte Überprüfung der Leiche“

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