Warum hat Kafka solche Krallen, warum kiefelt die Welt an ihm wie sonst nur an Shakespeare? Erstaunliches über sein Nachleben, vom kapitalistischen Teufel über den Geheimlehrer bis zum Postkolonialisten.
Warum, um Himmels willen, macht die Welt schon so lang so viel Aufhebens um den seit 100 Jahren toten Kafka? Es wäre doch schön, das beantwortet zu haben in einer Zeitung, sagen wir in drei Sätzen – na gut, allerhöchstens sechs. Wäre es nicht ein Dienst an Leserin und Leser, wenn sie wüssten, warum sie Kafka (wieder) lesen sollen? Was „dran“ ist an Kafka? Es ist ja so schon alles so rätselhaft bei ihm, wenigstens die ungeheure Wirkung von Japan bis nach Südafrika, über Jahrzehnte und Jahrzehnte und Jahrzehnte, die hätte man gern entschlüsselt. Her bitte also mit dem Kafka-Rezept …
Tja, das ist leider nicht lieferbar. Shakespeare, der einzige Autor, an dem bisher global so herumgedeutelt wurde, scheint mit der Wucht seiner Dramen noch ein leichter erklärbares Phänomen. Kafka hingegen: etliche kurze Prosatexte, wenige Erzählungen, drei unfertige Romane, das war’s …