Black Monday

Japans Aktienmarkt: Wie lang können Bärenmärkte dauern?

Nach 34 Jahren hat der Nikkei wieder ein Rekordhoch erreicht. Auch der Dow Jones hatte schon einen 25 Jahre langen Durchhänger.

Im Dezember 1989 hat der japanische Leitindex Nikkei ein Rekordhoch bei 38.957 Punkten aufgestellt. Wer damals japanische Aktien gekauft hat, musste zunächst erleben, wie diese binnen eines Jahres um fast 40 Prozent abstürzten. Danach fielen sie in Schüben immer tiefer. Bis 2009 hätte man mehr als vier Fünftel seines Vermögens verloren gehabt. Doch seit voriger Woche wäre man wieder im Plus. Erstmals in seiner Geschichte ist der Nikkei über 39.000 Punkte geklettert. Es war einer der längsten Börsendurchhänger der Geschichte.

Da hat sich sogar der Dow Jones nach der Weltwirtschaftskrise schneller erholt: Von 1929 bis 1932 verlor er in mehreren Schüben mehr als 80 Prozent und fiel schließlich auf das Niveau des Jahres 1897. Die Gewinne von mehr als drei Jahrzehnten waren ausgelöscht. Das nächste Rekordhoch sollte erst 1954 erreicht werden. Nun gab es in der Zwischenzeit auch Dividenden, die ein wenig über die Kursverluste hinwegtrösteten. Dennoch hätte wohl jeder gern vermieden, ausgerechnet 1929 in großem Stil Aktien zu kaufen.

»Man muss man schon sehr viel Pech haben, um ausgerechnet zum ungünstigsten Zeitpunkt sein ganzes Geld auf einmal in den falschen Index zu investieren. So etwas lässt sich vermeiden, indem man breit streut.«

Danach kam es in den USA nie mehr so schlimm. Nach dem Platzen der Internetblase dauerte es sieben Jahre, nach der Finanzkrise sechs Jahre bis zum nächsten Rekord. Die Internetkrise vernichtete den Gewinn von drei Jahren; von 1997 bis 2000 war es aber extrem steil nach oben gegangen. Die Finanzkrise drückte indes die Kurse auf ein noch tieferes Niveau nach unten und löschte damit die Gewinne von zehn Jahren aus.

Was war da passiert? In allen Fällen (mit Ausnahme der Finanzkrise) war in den Jahren vor dem Crash eine starke Überhitzung eingetreten. Japanische Aktien kosteten Ende der 1980er-Jahre das 60-Fache ihres Jahresgewinns und waren damit noch teurer als amerikanische Aktien vor dem Platzen der Internetblase. Im Nachhinein ist es immer ein Leichtes, eine Blase zu erkennen. Doch in den 1980er-Jahren hatte man gedacht, dass Japan mit seiner starken Technologieführerschaft die USA als Wirtschaftsmacht Nummer eins ablösen würde. Dazu ist es dann doch nicht gekommen. In den 1990er-Jahren hatte man angenommen, dass das Internet die Welt enorm verändern würde. Das tat es auch, doch nicht alle der damals gehypten Unternehmen konnten davon profitieren.

In den 2000er-Jahren dachte man, dass vor allem österreichische Firmen vom starken Wachstum in Osteuropa profitieren würden. Das passierte dann doch nicht in dem erhofften Ausmaß. 2007 platzte die Blase und drückte den ATX um mehr als 60 Prozent auf das Niveau von 2003 zurück. Ganz erholt hat er sich noch immer nicht, doch geht es seit 2009 tendenziell nach oben, wenn auch mit starken Schwankungen. Rechnet man die Dividenden ein, gab es 2021 einen neuen Rekord.

Doch zeigen solche Beispiele nicht, wie gefährlich Aktieninvestments sind? Zunächst einmal dauerte es nicht immer so lang wie in Japan, bis man wieder im Plus war. Oft reicht Geduld. Zudem muss man schon sehr viel Pech haben, um ausgerechnet zum ungünstigsten Zeitpunkt sein ganzes Geld auf einmal in den falschen Index zu investieren.

So etwas lässt sich vermeiden, indem man breit streut (nicht nur über Branchen, sondern auch über Regionen und Anlageklassen) und im Zweifelsfall – also in Zeiten großer Gier – nicht alles auf einmal investiert. Dann hat man gute Chancen, sehr bald zu den Gewinnern zu gehören.

E-Mails: beate.lammer@diepresse.com

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