Russland

Sollte Nawalny für den Tiergarten-Mörder ausgetauscht werden?

Blumen und Bilder Nawalnys bei einer improvisierten Gedenkstätte in Frankfurt am Main. Wer in Russland Blumen für Nawalny niederlegt, muss mit einer Verhaftung rechnen.
Blumen und Bilder Nawalnys bei einer improvisierten Gedenkstätte in Frankfurt am Main. Wer in Russland Blumen für Nawalny niederlegt, muss mit einer Verhaftung rechnen.APA / AFP / -
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Nawalnys Team berichtet von einem geplanten Gefangenenaustausch. Der russische Oppositionelle hätte für den in Deutschland inhaftierten, sogenannten Tiergärten-Mörder getauscht werden sollen. Der russische Präsident hatte immer wieder angedeutet, dessen Freilassung ermöglichen zu wollen.

Der russische Oppositionsführer Alexej Nawalny hätte im Rahmen eines Gefangenenaustauschs westlicher Staaten mit Russland freikommen sollen. Kreml-Chef Wladimir Putin sei ein entsprechendes Angebot gemacht worden, sagte die Nawalny-Unterstützerin Maria Pewtschich am Montag in Moskau. Im Gegenzug hätte der in Deutschland inhaftierte „Tiergarten-Mörder“ Wadim Krasikow nach Russland zurückkehren sollen. Putin hatte jüngst Tauschbereitschaft für Krasikow angedeutet.

Neben Nawalny hätten auch zwei US-Bürger freikommen sollen, sagte die Unterstützerin des am 16. Februar in einem russischen Straflager verstorbenen Politikers weiter. „Nawalny wurde getötet, weil er im Rahmen eines Gefangenenaustausch befreit werden sollte“, so Pewtschich.

Putin deutete an, Krasikow in Freiheit sehen zu wollen

Putin hatte Spekulationen über einen Austausch Anfang Februar durch Aussagen in einem Interview mit dem US-Moderator Tucker Carlson angeheizt. Ohne ihn namentlich zu nennen, deutete Putin an, dass er sich die Freilassung von Krasikow wünscht. Zugleich zeigte er sich offen für die Freilassung des im Vorjahr in Russland inhaftierten US-Journalisten Evan Gershkovich vom „Wall Street Journal“. Der deutsche Kanzler Olaf Scholz gab sich in einer ersten Reaktion zurückhaltend. „Ich glaube, dass solche delikaten Fragen sehr vertraulich an vielen Stellen erörtert werden müssen“, sagte er am Rande eines Treffens mit US-Präsident Joe Biden am 9. Februar in Washington.

Krasikow ist 2021 zu lebenslanger Haft für den Mord im Berliner Tiergarten an einem Georgier verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die russische Regierung hinter der Tat steckt. Nawalny war nach dem Giftanschlag russischer Geheimdienste auf ihn im Jahr 2020 in die Berliner Charité gebracht und behandelt worden. Im Jänner 2021 entschloss er sich zur Rückkehr nach Russland, wo er umgehend inhaftiert und in mehreren politisch gesteuerten Verfahren zu langjährigen Haftstrafen verurteilt wurde.

Nawalny starb am 16. Februar nach Behördenangaben im Straflager mit dem inoffiziellen Namen „Polarwolf“ in der sibirischen Arktisregion Jamal. Die Umstände seines Todes sind nicht geklärt. Der durch den Giftanschlag und wiederholte Einzelhaft im Lager geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Nach Angaben von Nawalnys Team ist im Todesschein von „natürlichen“ Ursachen die Rede.

Beerdigung wird vorbereitet

Die Mutter Nawalnys hat am Wochenende dessen Leiche von den Behörden erhalten. Das teilte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch am Samstag bei X (vormals Twitter) mit. Angehörige und Unterstützer des Oppositionellen hatten die russische Führung seit Tagen zur Herausgabe des Toten aufgefordert, um ihn menschenwürdig beerdigen zu können. 

Jarmysch sagte, dass nun die Beerdigung vorbereitet werden solle. „Wir wissen nicht, ob die Behörden es so ablaufen lassen, wie das die Familie will und wie es Alexej verdient“, sagte die Sprecherin. Ljudmila Nawalnaja hatte eine öffentliche Beerdigung gefordert, damit sich nicht nur die Familie, sondern auch Anhänger von dem russischen Oppositionsführer verabschieden können. „Wir werden Informationen dazu bekannt geben, wenn sie hereinkommen“, sagte Jarmysch. Zuvor hatte es geheißen, dass Nawalnys Mutter eine Beerdigung auf dem Chowanskoje-Friedhof anstrebt, der größten der mehr als 100 Ruhestätten der russischen Hauptstadt.

Der Kreml bezeichnete am Montag Vorwürfe, russische Behörden hätten Nawalnys Mutter wegen der Beerdigung ihres Sohnes unter Druck gesetzt, als absurd. Präsident Wladimir Putin sei nicht an den Entscheidungen über Nawalnys Leiche beteiligt gewesen. Auf die Frage, ob er sich zu dem angeblichen offiziellen Druck auf Nawalnys Mutter äußern wolle, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag vor Reportern: „Ich kann mich dazu nicht äußern, weil der Kreml nichts damit zu tun hat, also kann der Kreml keinen Druck ausüben. Dies ist eine weitere absurde Behauptung dieser (Nawalny)-Anhänger. „Sie werden fast alle (von den russischen Behörden) gesucht, und fast alle von ihnen befinden sich im Ausland. Ihre Aussagen sollten entsprechend behandelt werden.“ (APA/dpa/Reuters)

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