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Das Ende von Vice Media: Schuld daran sind nicht nur die Millennials

Stefan Häckel
Stefan Häckel Clemens Fabry
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Bis 2015 galt Vice.com als duchgeknalltes Medium mit erstaunlichem Erfolg. Jetzt schließt das Unternehmen Standorte und baut hunderte Stellen ab. Stefan Häckel hat Vice 2007 nach Österreich gebracht. Er erzählt, welche Fehler der Medienkonzern gemacht hat und warum die Gen Z nicht in das Vice-Modell hineingewachsen ist.

Im Oktober feiert die Marke Vice ihren 30. Geburtstag. Was bis dahin noch von ihr übrig sein wird, ist offen. Das im Mai in New York eröffnete Insolvenzverfahren läuft noch. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Vice hunderte Stellen abbauen und den deutschsprachigen Ableger zusperren muss.

1994 im kanadischen Montreal von Shane Smith noch als klassisches Printmagazin für Musik, Tech und Drogenkultur gegründet, konnte das Unternehmen im Lauf der Jahre stark expandieren. Das Medium stand für sehr subjektiven, originellen und verrückten Journalismus ohne Schamgrenzen. Es wurde oft und gerne über Sex und Drogenkonsum berichtet, Reporterinnen haben viel ausprobiert und in Ich-Form ihre Erlebnisse geschildert („Ich war bei der Bratensoßen-Wrestling-WM. Es war das pure Chaos“). Auch in Österreich gab es ab 2007 eine Vice-Redaktion, die ebenfalls rasch wuchs. Gegründet von Stefan Häckel und Niko Alm. Neben dem journalistischen Angebot mit vielen Web-Ablegern (für Musik „Noisey“, Tech „Motherboard“, Frauen „Broadly“) gab es bald eine Agenturschiene namens Virtue. International konzentrierte sich Gründer Shane Smith zuletzt vor allem aufs Fernsehgeschäft.

Doch seit 2015 ging es bergab. Ständig wurden neue Geldgeber gesucht. Die Wiener Redaktion wurde 2018 aufgelöst und mit der Berliner Redaktion fusioniert, das Agenturgeschäft blieb aber bestehen. 2022 trennte sich Stefan Häckel dann auch von den Agentur-Anteilen und gründete mit Kubrik eine eigene Strategie- und Kreativagentur.

Heute erledigt Tiktok die Arbeit von Vice

Im Podcast spricht Stefan Häckl über seine 15 Jahre mit Vice. Die Fehler, die der Konzern international, aber auch am Austro-Markt gemacht hat. „Man hätte Vice noch härter transformieren sollen“, sagt er. Die Kernzielgruppe der Millennials (zwischen 1980 und 2000 Geborene) sei dem Produkt entwachsen. „Und die GenZ ist einfach nicht in das Vice Modell hineingewachsen.“ Heute würden Social Media Portale wie TikTok tun, was einst Vice gemacht hat.

Stefan Häckel im Podcast-Studio mit Anna Wallner.
Stefan Häckel im Podcast-Studio mit Anna Wallner.Clemens Fabry

Gast: Stefan Häckel, ehemals Vice CEE, heute CEO Kubrik
Host: Anna Wallner
Schnitt: Audiofunnel/Dominik Lanterdinger
Credits: BBC News/Its too early/YouTube

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