Vor Frauentag

AK-Chefin beklagt Rückschritte bei der Frauenpolitik

AK-Präsidentin Renate Anderl
AK-Präsidentin Renate AnderlAPA/EVA MANHART
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Vor dem Weltfrauentag kritisiert Renate Anderl die Verteilung von Einkommen und unbezahlter Arbeit. Dabei wären frauenpolitische Maßnahmen „keine Hexerei“, sagt sie.

Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl beklagt anlässlich des bevorstehenden Frauentags Rückschritte in der Frauenpolitik. Weder bei der Verteilung der unbezahlten Arbeit noch bei der Kinderbetreuung oder der Einkommensverteilung gebe es Fortschritte. „Wir brauchen dringend eine Frauenpolitik, die diesen Namen verdient“, so Anderl am Montag bei einer Pressekonferenz und forderte Maßnahmen wie den Ausbau der Kinderbetreuung, Lohntransparenz und eine Qualifizierungsoffensive.

„Nach wie vor leisten Frauen den Großteil der unbezahlten Arbeit, erziehen die Kinder und pflegen die Angehörigen“, bilanzierte die AK-Chefin. Die Frauenpolitik in Österreich führe nach vielen Kämpfen, die auch viele Erfolge gebracht hätten, nun wieder „ein Schattendasein“, kritisierte sie. Dabei sei es „keine Hexerei und keine Raketenwissenschaft“, so die AK-Chefin und appellierte an Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) hier schneller aktiv zu werden.

Die ungleiche Verteilung der unbezahlten Sorgearbeit beginne bereits im Kindesalter, wo Mädchen täglich 23 Minuten mehr Sorgearbeit übernehmen würden als Buben, erklärte die Leiterin der Abteilung Frauen und Familie in der AK Wien, Eva-Maria Burger, unter Verweis auf die Zeitverwendungsstudie der Statistik Austria. Vorab-Auswertungen des AK-Wiedereinstiegsmonitorings würden außerdem bestätigen, dass bei acht von zehn Paaren weiter ausschließlich die Mutter in Karenz geht.

Zwar habe sich die Wiedereinstiegsquote von Frauen, die vor der Geburt überwiegend beschäftigt waren, bis zum zweiten Geburtstag des Kindes in den vergangenen Jahren klar verbessert, zugleich gehe aber die Väterbeteiligung nach einem Anstieg bis 2017 kontinuierlich zurück. Während 2017 noch 15.095 Männer Kinderbetreuungsgeld bezogen, waren es 2021 nur 11.718.

Männer nur kurz in Karenz

Dazu kommt, dass die Väter nur sehr kurz in Karenz gehen. Der überwiegende Teil nimmt lediglich zwei Monate in Anspruch. Länger als drei Monate bleiben nur drei Prozent der Männer bei den Kindern, zwischen drei und sechs Monaten sind es zwei Prozent. Länger als sechs Monate geht nur ein Prozent der Väter in Karenz.

Um die Situation zu verbessern fordert die Arbeiterkammer, dass die von der Bundesregierung versprochenen 4,5 Milliarden für den Ausbau der Kinderbetreuung rasch bei Gemeinden und Familien ankommen. Einmal mehr sprach sich Anderl für einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem 1. Geburtstag des Kindes aus, für Öffnungszeiten, die eine Vollzeitbeschäftigung ermöglichen, sowie für eine Aus- und Weiterbildungsoffensive in der Elementarpädagogik.

AK drängt auf Lohntransparenz

Um die unbezahlte Sorgearbeit in den Familien gerechter zu verteilen, brauche es einen höheren Mindestanteil des Kinderbetreuungsgeldes für Väter. Zudem solle eine faire Aufteilung in den Familien finanziell unterstützt werden. Wenn beide Elternteile nach der Karenz ihre Arbeitszeit für mindestens vier Monate auf 28 bis 32 Wochenstunde erhöhen bzw. reduzieren, sollen pro Elternteil und Monat 250 Euro Pauschale ausbezahlt werden - maximal bis zum 4. Geburtstag des Kindes.

Zur Schließung des nach wie vor bestehenden Gender Pay Gaps drängt die Arbeiterkammer weiter auf die Umsetzung der EU-Richtlinie zur Lohntransparenz. Ein Ausbau der Pflege soll Frauen entlasten, die nach wie vor oft automatisch die Pflege von Angehörigen übernehmen. Der Pflegeberuf müsse durch bessere Entlohnung und Rahmenbedingungen attraktiver gemacht werden, so Anderl.

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