„Reifezeugnis“

Nastassja Kinski möchte Entschuldigung für „Tatort“-Nacktszenen

Nastassja Kinski und Christian Quadflieg bei den Dreharbeiten zu „Tatort: Reifezeugnis“
Nastassja Kinski und Christian Quadflieg bei den Dreharbeiten zu „Tatort: Reifezeugnis“ Imago / Imago Stock&people
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Sie war 15, als sie für die „Tatort“-Folge „Reifeprüfung“ vor der Kamera stand – nackt. Nun will Nastassja Kinski die Ausstrahlung der Szenen untersagen lassen. Bis heute frage sie sich: „Warum haben sie es nicht anders gedreht?“

Die „Tatort“-Folge „Reifezeugnis“ von 1977 gilt heute noch als eine der legendärsten – und sie ist eine der meist wiederholten. Nastassja Kinski stellte darin die 17-jährige Schülerin Sina dar, die ein Verhältnis mit ihrem verheirateten Lehrer hat (Christian Quadflieg). Doch Kinski war bei den Dreharbeiten sogar noch deutlich jünger als ihre Rolle: Sie war erst 15 Jahre alt. In einigen Szenen ist sie nackt zu sehen. Nun, mehr als 40 Jahre später, will die Schauspielerin die Wiederholung dieser Szenen untersagen lassen und sie fordert eine Entschuldigung, wie sie in einem Gespräch mit RTL sagte: „Ich möchte die Leute konfrontieren, die dafür verantwortlich waren. Ich möchte eine Entschuldigung haben, dass es falsch war.“

Bis heute frage sie sich: „Warum haben sie es nicht anders gedreht? Die gleiche Geschichte, aber anders gedreht, dass man nicht alles sieht?“ Als sie für den Dreh angefragt habe, habe ihr niemand gesagt, dass sie dafür Nacktszene drehen musste, erzählt die 63-Jährige. Am Set habe man ihr gesagt: „Augen zu und durch, du schaffst das schon.“ Nach dem Dreh habe sie im Hotelzimmer geweint.

„Wir waren in einer schlimmen Situation“

Außerdem sei sie damals in einer schwierigen Situation gewesen, schildert Kinski. Ihre Mutter habe in Scheidung gelebt, habe finanzielle Probleme gehabt. Mit dem Engagement „habe ich auch uns geholfen. Meiner Mutter und mir“, so die Schauspielerin. „Wir waren in einer wirklich schlimmen Situation und als die Angebote kamen, war das ein Glück für mich und meine Mutter.“

Dass sie meist ohne ihre Mutter bei den Dreharbeiten war, dient ihrem Rechtsanwalt nun als Begründung für die Forderung, die Szenen nicht mehr zeigen zu dürfen. „Nastassja Kinski war damals faktisch ohne Begleitung am Set, als die Szenen gedreht wurden – eine rechtswirksame Einwilligung als Minderjährige ist damit denklogisch ausgeschlossen gewesen“, hatte er vor zwei Wochen im „Spiegel“ begründet.

Der NDR, der für den Dreh verantwortlich war, prüft Kinskis Anfrage. „Eine Ausstrahlung in der ARD ist bis auf weiteres nicht vorgesehen“, hieß es aus der Rundfunkanstalt. „Wir sind im Gespräch mit Lizenznehmern, um den Film bis zur Klärung des Sachverhalts auch von Streamingplattformen zu nehmen. Im NDR findet eine juristische Prüfung statt sowie eine Abschätzung möglicher Folgewirkungen.“

Mit gut 25 Millionen Zuschauern bei der Erstausstrahlung 1977 zählt „Reifezeugnis“ zu den erfolgreichsten Folgen der ARD-Krimireihe aller Zeiten. Regie führte Wolfgang Petersen, der später in Hollywood erfolgreich war und 2022 verstorben ist. (Red./Ag.)

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