Entscheidung

Lorenz-Böhler-Spital muss sofort geräumt und umgebaut werden

Das Unfallkrankenhaus Lorenz Böhler muss unverzüglich saniert werden.
Das Unfallkrankenhaus Lorenz Böhler muss unverzüglich saniert werden.APA / APA / Eva Manhart
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Die bestehenden Mängel sind dem Brandschutz-Gutachter Erich Kern zufolge im laufenden Betrieb nicht zu beheben. Für die Absiedlung wurde nun eine Frist von einem Monat eingeräumt.

Nach tagelangem Tau­ziehen und gegenseitigen Vorwürfen der Beteiligten inklusive kritischer Stellungnahmen von ­Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne), Wiens Gesundheitsstadtrat, Peter Hacker (SPÖ), Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart und Med-Uni-Wien-Rektor Markus Müller dürfte die Entscheidung endgültig gefallen sein. Das AUVA-Traumazentrum Wien-Brigittenau, ehemals Unfallkrankenhaus Lorenz Böhler, muss unverzüglich geschlossen und saniert werden. Die Brandschutzvorgaben ließen eine andere Vorgehensweise nicht zu. Eine rasche Schließung sei unumgänglich, sagte Sachverständiger Erich Kern, der das entsprechende Gutachten verfasst hatte, gegenüber dem Ö1-„Morgenjournal“.

Nicht zu kompensieren

Festgestellt wurden die groben Mängel Kern zufolge Ende Jänner bzw. Anfang Februar. Auch wenn schon zuvor bekannt war, dass Brandschutzmaßnahmen notwendig sind, seien die Probleme in diesem Ausmaß erst jetzt bekannt geworden. Die Situation stelle ein zu großes Risiko dar. „Seit einer Woche wissen wir, dass der Mangel nicht zu kompensieren ist.“ Möglicherweise betrage der Feuerwiderstand der Stahlkonstruktion nicht einmal 30 Minuten. Die Feuerwehr halte aber einen Widerstand von 90 Minuten für notwendig.

Mitglieder der Belegschaft hatten in den vergangenen Tagen die Notwendigkeit einer weitgehenden Schließung während der Sanierung infrage gestellt, die erforderlichen Maßnahmen seien möglicherweise auch bei laufendem Betrieb möglich. Zudem habe die AUVA-Generaldirektion schlecht kommuniziert und das Personal überrumpelt. Rückendeckung für diesen Standpunkt gab es unter anderem von der Ärztekammer und Stadtrat Peter Hacker. Die AUVA wiederum wies die Kritik bisher zurück.

Am Dienstag meldete sich die Generaldirektion erneut zu Wort und teilte mit, dass „die Verlagerung des Betriebs im Sinne der Sicherheit von Leib und Leben alternativlos ist“. Durch das Beistellen eines Feuerwehrzuges seien alle Personen, die sich noch im Gebäude befinden, bis zur endgültigen Absiedelung in „höchstmöglicher Sicherheit“. Die AUVA führt die groben Mängel auf Versäumnisse bei Baumaßnahmen vor mehr als 30 Jahren zurück. „Wir als AUVA stehen dazu, dass wir niemanden im Stich lassen, der unsere medizinische Versorgung benötigt. Alle geplanten und akuten Operationen sowie notwendige Therapien werden an den alternativen Standorten durchgeführt werden.“

Frist von einem Monat

Für die Absiedlung wurde nun eine Frist von einem Monat eingeräumt. In dieser Zeit hält die Berufsfeuerwehr Wien beim Spital Bereitschaft. Die stationären Leistungen werden während der Schließung im AUVA-Traumazentrum Meidling und im AKH Wien erbracht. Eine Erstuntersuchungsambulanz für Patienten, die selbst kommen, bleibt in der Brigittenau bestehen. Zudem laufen laut AUVA Gespräche mit der Stadt Wien, um weitere Kapazitäten zu sichern. „Und selbstverständlich ist keine Streichung von Stellen geplant.“

Die AUVA wolle nun rechtzeitig über alle bevorstehenden Schritte informieren, gesteht aber Fehler ein. „Aufgrund der Dynamik der vergangenen Tage und diverser Fehlinformationen ist uns das nicht immer so gelungen, wie wir uns das vorstellen. Das bedauern wir ausdrücklich.“

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