Nato

Litauen: Russland bereitet sich auf eine langfristige Konfrontation im Baltikum vor

Ein Bild vom 5. März 2024: Litauens Präsident Gitanas Nausėda und Polens Präsident Andrzej Duda zu Besuch bei einer Nato-Übung.
Ein Bild vom 5. März 2024: Litauens Präsident Gitanas Nausėda und Polens Präsident Andrzej Duda zu Besuch bei einer Nato-Übung.Imago / Mateusz Slodkowski/fotonews
  • Drucken

Der litauische Geheimdienst warnt davor, dass Russland seine Kapazitäten vor den baltischen Staaten in nur wenigen Jahren aufbauen könnte. Russland könnte damit zur direkten Bedrohung für die Nato werden.

Das russische Militär bereitet sich auf eine längerfristige Konfrontation mit den Nato-Mitgliedsstaaten in der Ostseeregion vor, berichtet der litauische Geheimdienst. Russland baue seine militärischen Fähigkeiten gegen den Westen stetig aus. Das Militär von Präsident Wladimir Putin setzt dem Bericht zufolge zunehmend Luft-, See- und Nuklearstreitkräfte als Drohgebärde ein, um das russische Potenzial im Ostseeraum zu demonstrieren. Diese Entwicklung sei Teil einer umfassenden Neuausrichtung der russischen Streitkräfte in den westlichen Regionen des Landes, berichten das Militär und der Inlandsgeheimdienst Litauens. Der Aufbau der notwendigen Infrastruktur und die Ausrüstung der Einheiten mit Personal und Waffen werde jedoch „mindestens mehrere Jahre“ dauern. „Russland kompensiert seine Verluste in der Ukraine und schafft gleichzeitig neue Fähigkeiten für eine langfristige Konfrontation mit dem Westen“, heißt es in dem litauischen Geheimdienstbericht.

Während der russische Feldzug in der Ukraine in sein drittes Jahr geht, orten die Nato-Mitglieder an der Ostflanke des Bündnisses zunehmend das Potenzial einer direkten Bedrohung. In einem kürzlich veröffentlichten Bericht prognostizierte der estnische Geheimdienst, dass Russland drei bis fünf Jahre benötigen würde, um seinen Militärapparat so weit wiederaufzubauen, dass er eine direkte Bedrohung für das Militärbündnis darstellen könnte.

Erpressung und Drohungen

Belarus sei außerdem eine weitere Bedrohung in der Region. Das Land habe Fortschritte beim Aufbau einer „glaubwürdigen nuklearen Kapazität“ auf seinem Territorium gemacht, nachdem Russland im vergangenen Jahr angekündigt hatte, nicht-strategische Atomwaffen in dem Land zu stationieren.

Seitdem hat die Regierung in Minsk die Infrastruktur für die Lagerung von Nuklearwaffen erneuern lassen und ihr Militärpersonal für den Betrieb von Nuklearsystemen geschult. Die belarussischen Streitkräfte verfügen über zwei potenzielle nukleare Trägersysteme: die auf dem Luftwaffenstützpunkt Lida nahe der litauischen Grenze stationierten Su-25-Angriffsflugzeuge und die mobilen Iskander-M-Raketensysteme in Asipowitschi in Zentralbelarus.

„Russland greift zunehmend zu Erpressung und Drohungen, einschließlich des Einsatzes nuklearer Rhetorik, um den Westen zu zwingen, seine Unterstützung für die Ukraine zurückzufahren“, heißt es in dem Bericht.

Schiffe auf dem Ladogasee, Ostseeüberflüge mit Bomber

Als Zeichen der Missbilligung des finnischen Nato-Beitritts hat Russland im vergangenen Jahr auf dem Ladogasee Schiffe stationiert, die Kalibr-Marschflugkörper tragen können. Der See liegt in der Region Karelia nahe der südöstlichen Grenze Finnlands. Außerdem ließ der Kreml im Jahr 2023 fünf schwere Bomber vom Typ Tu-22M3 über der Ostsee fliegen, im Jahr zuvor gab es noch keine dieser provokativen Überflüge.

Nachrichtendienste sowohl in Russland als auch in Belarus würden bei der Rekrutierung nach Soldaten immer aggressiver vorgehen. Die wachsende belarussische Diaspora werde außerdem im Ausland von Agenten zunehmend verfolgt, berichten die litauischen Behörden. (Bloomberg)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.