Arbeitskampf der Lokführer

Deutscher Gewerkschaftsführer Weselsky schließt Bahnstreiks zu Ostern nicht aus

„Wir erklären nicht mehr, wo wir stehen“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky am Montagvormittag in Berlin.
„Wir erklären nicht mehr, wo wir stehen“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky am Montagvormittag in Berlin. APA / AFP / Tobias Schwarz
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Die Lokführer-Gewerkschaft ändert ihr Strategie: Sie will Streiks nicht mehr zwei Tage im Voraus ankündigen und öffentliche Erklärungen dazu den Managern der Deutschen Bahn überlassen. Gewerkschaftsführer Weselsky schließt nicht aus, dass die deutschen Züge zu Ostern stillstehen. Die Bahn klagt.

Am Sonntagabend kam die Meldung: Die Deutsche Bahn (DB) und die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) haben sich nicht geeinigt. Ab Montag wird der deutsche Güterverkehr für einen Tag bestreikt, von Dienstagnacht bis Mittwochnacht sind die Personenzüge dran.

Am Montagvormittag erklärte GDL-Chef Claus Weselsky vor ausländischen Journalisten in Berlin, es habe kein neues Angebot der DB an ihre Lokführer geben, die Frist dafür lief am Sonntagabend aus. Der letzte Vorschlag der Bahn sei vom 19. Jänner und aus Sicht der Gewerkschaft nicht tauglich. Diese wolle nun ihre Strategie ändern.

„Wir werden nicht mehr öffentlich auftreten, bis die Deutsche Bahn ein wirkliches Angebot abgegeben hat“, sagte Weselsky. „Wir lassen dem Bahnvorstand den Vorzug, er darf den Menschen erklären, was das jetzt bedeutet. Wir erklären nicht mehr, wo wir stehen“. Gestreikt werde aber.

„35-Stunden-Woche nicht verhandelbar“

Zur neuen Strategie der Gewerkschafter gehört auch, die Arbeitsniederlegungen nicht mehr zwei Tage im Voraus anzukündigen. Es solle kurze Streiks geben, auf die sich das Management nicht mit Notfallplänen einstellen könne. Dabei schloss er nicht aus, dass auch während der Osterferien gestreikt wird. Für die Weihnachtsfeiertage hatte die Lokführer-Gewerkschaft noch auf Arbeitskampf verzichtet.

Die Gewerkschaft fordert neben eine Lohnerhöhung auch geänderte Regeln für Schichtdienste und kürzere Arbeitszeiten. „Die 35-Stunden-Woche ist als solches nicht verhandelbar“, sagte Weselsky am Montag. Zuletzt hatte es Verwirrung um die jeweiligen Angebote der beiden Seiten gegeben. Der Lokführer-Gewerkschafter sagte am Montag, er habe sich auf einen Vorschlag von Moderatoren bezogen, die DB habe seit 19. Jänner kein neues Angebot gelegt. Weselsky war zuletzt in Kritik geraten, weil er zu den Verhandlungen erst „Denkfehler“ zugab, danach sprach er von einem „Versprecher“.

„Unplanbarkeit nicht hinnehmbar“

Am Montagvormittag kritisierte er das DB-Management, dem er vorwarf „die Karre in den Dreck gefahren“ zu haben. Österreicher und Schweizer würden angesichts der deutschen Zustände „spötteln“. Die Privatisierung der DB im Jahr 1994 sei „vollkommen in die Hose gegangen“, die deutsche Eisenbahn sie das „am schlechtesten funktionierende System in Kerneuropa“.

Nur wenige Minuten nach dem Pressegespräch kündigte das DB-Management an, die Lokführer-Gewerkschaft wegen ihres kurzfristig angekündigten Streiks klagen zu wollen. Dieser sei „eine blanke Zumutung“, „grundlos“ und „unverhältnismäßig“, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler. „Die Unplanbarkeit des Zugverkehrs ist nicht hinnehmbar“. Die neue Strategie der kurzen und sehr kurzfristig einberaumten Wellenstreiks gefährde „die Versorgung im Land.“ (zot)

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